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Obrigheimer "AtomErben" fordern weitere Stoppschilder

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Von Heiko Schattauer

Obrigheim. Ein imaginäres Stoppschild hat das Umweltministerium des Landes vor geraumer Zeit vor die Ausfahrt des Kernkraftwerks Obrigheim gestellt. Ende Juni verhängte Minister Franz Untersteller einen Lieferstopp für freigemessenes Abbaumaterial aus Atomkraftwerken oder atomaren Einrichtungen an Deponien in Baden-Württemberg. Davon betroffen ist also auch der 2005 abgeschaltete Atommeiler am Neckar. Beim Rückbau anfallendes Material, das unterhalb des zulässigen Grenzwerts radioaktiv belastet und somit freigemessen ist, war in Vergangenheit mehrfach auf Deponien in der Region ausgeführt worden. Der Lieferstopp gilt nach wie vor, in den nächsten Wochen soll jedoch geklärt werden, inwieweit künftig mit entsprechenden Anträgen - etwa aus dem KWO - umgegangen wird.

Das Landesministerium hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, um zu klären, ob eine Deponierung des Materials eine spätere (landwirtschaftliche) Nachnutzung der Deponieflächen (wie in einer Deponie im Landkreis Ludwigsburg geplant) beeinträchtigt oder gar gefährdet. "Das Gutachten liegt vor und ist in Überprüfung", schildert ein Ministeriumssprecher auf Nachfrage der RNZ. Bis Ende November, so seine Einschätzung, sei die Bewertung abgeschlossen. Dann soll eine Entscheidung fallen, wie man weiter verfahre. Aus dem KWO wurden von 2009 bis 2013 rund 450 Tonnen Beton, Metall oder Dämmstoffe auf die Deponie in Sinsheim, von 2006 bis 2008 knapp 120 Tonnen gemischte Bauabfälle und Dämmstoffe in Buchen auf die Deponie Sansenhecken angeliefert und eingelagert. Laut EnBW-Auskunft fallen bei der Demontage des KWO insgesamt rund 3000 Tonnen Bauschutt an.

Bei der Initiative "AtomErbe Obrigheim" begrüßt man zwar das Vorgehen des Umweltministeriums, sieht aber diesbezüglich durchaus noch weiteren Handlungsbedarf. So fordert man, auch die Lieferung des nach Strahlenschutzverordnung freigegebenen Mülls aus den Kraftwerken an Müllverbrennungsanlagen (als Alternative zur Deponierung) zu stoppen. Und zudem auch die sogenannte "uneingeschränkte Freigabe" - gleichbedeutend mit einer Rückführung in einen konventionellen Stoffkreislauf - zu beenden. "Wir wollen erreichen, dass wirklich nichts in die Umwelt gelangt", begründet Getrud Patan von der Initiative "AtomErbe", dass man selbst eine noch so geringe radioaktive Belastung durch Abbaumaterial vermeiden will.

Dem Ministerium geht es derweil vor allem um den Aspekt möglicher Nachnutzungen. Denn die freigemessenen Abfälle an sich sieht man als "vollkommen unbedenklich" an. Diese Unbedenklichkeit wolle man aber eben auch für eine landwirtschaftliche Nachnutzung von Deponieflächen haben. Es müsse gewährleistet sein, "dass auch in Jahrzehnten noch keine radiologische Gefährdung der Bevölkerung" durch eine Deponierung von Rückbaumaterial zu befürchten sei, so Franz Untersteller. Das in Auftrag gegebene Gutachten soll bei der Einschätzung helfen.

Und was geschieht solange mit dem Abbaumaterial? "Entsprechende Stoffe verbleiben vorerst auf dem Gelände des KWO", schildert EnBW-Sprecherin Friederike Eggstein. "Die benötigten Lagermöglichkeiten stehen zur Verfügung." Beim Energiekonzern sieht man weiter eine Annahmepflicht der Landkreise für konventionelle Rückbauabfälle (also auch freigemessenes Material). Eine längerfristige Lagerung am Standort könne "auch für die Öffentlichkeit keine sinnvolle Lösung" sein. Man werde in Sachen Entsorgung weiter gesetzliche Regelungen einhalten, aber auch einfordern, so Eggstein.


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