Von Alexander Rechner
Nachdem Sebastian Fertig die Motorsäge schwungvoll angeworfen hat, geht alles sehr schnell. Die sieben Meter hohe Nordmanntanne ist nach einer Minute zum Abtransport bereit. Sie ist eine von unzähligen Weihnachtsbäumen, die von den Mitarbeitern der Baumschule Roland Bopp in Mudau jedes Jahr geschlagen werden, um an Weihnachten Tausende Wohnzimmer zu schmücken. Derzeit verlassen täglich drei bis vier Lkw den Hof des Familienunternehmens - vollgeladen mit Odenwälder Bäumen.
Im Neckar-Odenwald-Kreis haben sich viele Landwirte auf den Anbau von Christbäumen spezialisiert. An der Spitze stehen dabei die Gemeinden Mudau, Limbach, Elztal und Waldbrunn. Und seit rund 40 Jahren ist auch die Baumschule Bopp in diesem Geschäftsfeld tätig. Roland Bopp hatte das Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut. Mittlerweile bewirtschaftet der Familienbetrieb, den Schwiegersohn Sebastian Fertig heute führt, rund 90 Hektar Anbaufläche.
Den Wandel, der sich vollzogen hat, hat Fertig hautnah miterlebt. "Früher lag die Blaufichte bei den Kunden vorne", weiß er. Dies hat sich jedoch längst geändert. Die Nordmanntanne ist der Renner - auch in diesem Jahr. Dieser Nadelbaum ist seit Jahren der mit Abstand beliebteste. Aus gutem Grund, wie der Experte verrät: "Die Tanne nadelt nur wenig, und sie hält lange." Die Nordmanntanne wird gefolgt von der Blaufichte, dem zweitbeliebtesten Weihnachtsbaum. Auf Platz drei liegt die Rot- und Schwarzkiefer. "Zu rund 98 Prozent verkaufen wir die Nordmanntanne", erläutert Sebastian Fertig.
Eine frohe Botschaft hat der Experte für die Kunden: Die Branche signalisiert stabile Preise. Bei der Baumschule Bopp müssen die Verbraucher jedenfalls nicht tiefer in die Tasche greifen. Hier wird eine zwei Meter hohe Premium-Nordmanntanne rund 35 Euro kosten.
Die Odenwälder Bäume sind weit über die Region hinaus begehrt. Dabei präferieren die Kunden vorwiegend hochwertige Qualität. "1-A-Waren mit einem geraden Stamm und dichtem Nadelkleid stehen auf dem Wunschzettel der Menschen oben", erläutert Fertig.
Im Christbaumgeschäft herrscht derzeit Hochkonjunktur. Seit Anfang November schlagen die rund 15 Mitarbeiter die Nadelbäume. Die einzelnen Bäume hatte Fertig bereits im August ausgewählt und klassifiziert. Beliefert werden zunächst die Großhändler. Ab Anfang Dezember werden Beschäftigte des Mudauer Unternehmens selber Weihnachtsbäume an diversen Plätzen in allen größeren Städten im näheren und weiteren Umkreis verkaufen. Einstweilen harren die Christbäume in weißen Transportnetzen auf ihre Käufer. Und dann geht die Reise in die Wohnzimmer los, wo festlich geschmückte Weihnachtsbäume und die Geschenke des Christkinds nicht nur die Augen der Kinder zum Leuchten bringen.