Von Peter Lahr
Mosbach. Bereits 2009 organisierte die niederländische Umweltjournalistin Martine Postma das erste "Repaircafé" in Amsterdam. Seitdem findet die Idee weltweit Nachahmer. Über 500 entsprechende Initiativen gibt es mittlerweile alleine in Deutschland. Auch in der Mosbacher Waldstadt öffneten Hasjo Wagner und sein Team am Mittwochnachmittag bereits zum vierten Mal die Werkstatt auf Zeit im evangelischen Gemeindezentrum.
Die Grundidee ist dabei so einfach wie überzeugend: Ehrenamtliche "Reparateure" nehmen sich kaputt gegangener Alltagsgeräte an. Sie helfen beim Reparieren oder stehen mit Rat und Tat zur Seite, wenn auf Anhieb keine Lösung gefunden werden kann. Neben der technischen Hilfe leiste man auch einen Beitrag zum Schutz der Ressourcen, gegen den Trend der Wegwerfgesellschaft. Darüber hinaus entwickelt sich das Angebot zu einem Treffpunkt. Nicht zuletzt, weil zeitgleich im Nebenraum das "Kirchencafé" seine Pforten öffnet.
"Im ökumenischen Männerkreis war Müllvermeidung ein Gesprächsthema, es wird ja immer mehr weggeworfen", erinnert sich Markus Schmelcher an die Vorgeschichte des Mosbacher "Reparatur-Cafés". Zusammen mit Pfarrer Martin Sommer lud man zu ersten Vortreffen ein. Besuchte auch das Reparaturcafé in Neckargemünd. "Die sind dort im Werkzeugkeller einer Schule untergebracht", ergänzt Hasjo Wagner. "Das wäre doch was für Sie", habe ihn Pfarrer Sommer seinerzeit persönlich angesprochen, berichtet der Maschinenbautechniker, während er gerade eine Art Discokugel auseinanderschraubt.
Von den Neckargemündern angespornt, haben sich die Mosbacher bei "Repaircafé.org" angemeldet und wurden gegen eine geringe Gebühr Franchisenehmer. Ausgestattet mit entsprechenden Unterlagen und einem vierköpfigen Team, öffnete man im Oktober zum ersten Mal.
"Ohne Unterschrift wird nichts repariert", kommt Markus Schmelcher auf die juristische Bedeutung des Haftungsausschlusses zu sprechen. Dann schraubt auch er los und versucht, einen portablen CD-Player zu öffnen.
Im Schnitt kämen fünf Ratsuchende an einem Nachmittag. Da wäre durchaus noch Luft nach oben. Ihre Werkzeuge haben die "Reparateure" von zu Hause mitgebracht. Eine Lötstation und ein Multitester stehen bereit, ein Werkzeugsatz und eine Extrakiste mit Schraubendrehern.
Seinen Laptop hat der Internetlotse Ulrich Nutzinger dabei. Er konnte bereits einen PC-Drucker wieder zum Laufen bringen. Für Textiles ist Anita Blatz aus Neckarelz zuständig. Sie hat deshalb ihre Nähmaschine mitgebracht. "Ich habe schon immer gerne gebastelt", erzählt sie. Als sie im Fernsehen einen Bericht über ein Reparaturcafé sah, war sie gleich begeistert. Beim Forum "Leben.s.erfahren" im Gemeindezentrum St. Cäcilia entdeckte sie den Stand der Initiative. "Das ist so eine tolle Idee, da muss man mitmachen", findet sie. Hier hat Anja Blatz bereits eine Hose gekürzt und einen kaputten Reißverschluss ersetzt. Womit wir beim Thema "Ersatzteile" wären. "Die muss der Kunde kaufen und mitbringen. Dann können wir sie einbauen. Wir haben hier ja kein Ersatzteillager", sagt Markus Schmelcher.
Auf rund 50 Prozent schätzen die Helfer ihre Erfolgsrate ein. Einen Wasserkocher konnten sie reaktivieren und auch eine Gartenpumpe. Da allerdings viele elektronische Geräte gebracht würden, sucht man dringend noch einen Elektriker. "Es ist auch Verständnis da, wenn etwas nicht klappt", diese positive Erfahrung macht Markus Schmelcher immer wieder. "Schon der Versuch, etwas zu machen, wird gut angenommen." Zum ehrenamtlichen Kernteam zählt noch Manfred Kailer aus Mosbach.
Die ersten Spenden für erfolgreiche Reparaturen sollen in einen neuen Werkzeugsatz investiert werden. Denn das Mosbacher Reparatur-Café will den Kampf gegen die Wegwerfmentalität weiterführen.
Info: Jeweils am zweiten Mittwoch im Monat öffnet das Reparatur-Café von 15 bis 17.30 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in der Waldstadt seine Türen. Parallel dazu findet das "Kirchencafé" statt. Interessierte sind dazu willkommen!