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Waffen, Messer, Gravuren: Mosbacher Ladengeschäft in Hauptstraße schließt

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Von Stephanie Kern

Mosbach. Manche Dinge standen 40 Jahre bei ihm im Laden. Und einige von ihnen finden nun einen neuen Besitzer. So wie der Zinkguss "Die Unverschämte", die Hubert Zepf an diesem Tag verkauft. Ein Ehepaar aus dem Heilbronner Raum hat gehört, dass Zepf nach 40 Jahren seinen Laden in der Mosbacher Altstadt aufgibt. "Mit einem guten Gefühl", wie er betont.

Waffen, Messer, Gravuren - der Büchsenmachermeister hat in seinem Geschäft in der Mosbacher Hauptstraße eine Nische gefunden, die immer gut funktionierte. Und so gibt Zepf nicht auf, sondern er hört auf. Aus freien Stücken und auch nicht komplett. "Gravuren werde ich weiterhin machen. Die Annahmestelle ist bei Foto Kapferer." Die Maschinen nimmt er mit nach Hause. Eine ist schon über 30 Jahre alt. "Da hätte man sich früher auch einen Porsche kaufen können", erzählt Zepf von seiner Investition. Aber er blieb nicht stehen, sondern ging auch bei der Technik mit der Zeit. Vor gut sechs Jahren schaffte er sich ein Laser-Gravur-Gerät an. Berührungslos kann er nun Schilder, Messerschäfte oder andere Dinge gravieren.

Wie man mit den computergesteuerten Maschinen umgeht, das hat er sich selbst beigebracht. Auch beim Lasergerät ist nämlich Fingerspitzengefühl gefragt. Bleibt der Laser zu lange auf einem Punkt, brennt er sich durch. Ist er zu kurz an einer Stelle, wird man das Ergebnis nicht lesen können. Und woher weiß Hubert Zepf, welche Werte für welches Material zu wählen sind? "Das sind Erfahrungswerte", meint er.

Wenn er an den 21. Januar denkt, dann freut sich Zepf. Das wird der letzte Tag in seinem Laden sein. In der Woche danach will er ausräumen. Wobei er nicht mehr so viel auszuräumen hat. Viele Sachen hat er verschenkt, die Pokale zum Beispiel an Vereine. Einiges geht auch noch beim Räumungsverkauf weg. "Ich habe 40 Jahre lang keinen freien Samstag gehabt. Man muss sich auch verändern", so Zepf. Nur einmal hat er den Laden nicht geöffnet, wegen der Hochzeit eines Freundes.

"Glücklich und zufrieden" ist er mit seiner Entscheidung. Das sagt er auch im Gespräch mit einer Kundin. 87 Jahre ist die alt. "In 30 Jahren war ich noch nie in diesem Laden", sagt sie. "Aber ihr Mann war mal hier. Der war ein Eulensammler, stimmt’s?", entgegnet Zepf. Da ist die Kundin platt - so wie Zepf eine spezielle Mosbacher Institution ist, so sind auch seine Kunden besonders. Eine Kundin wollte mal ein Zippo mit Gravur. "Für die Zigarette danach", sollte er dort eingravieren.

Die ältere Dame ist derweil mit zwei defekten Taschenlampen zu Zepf gekommen. Bei der MacLight ist ist die Batterie falsch herum drin und das Birnchen kaputt. Nach ein paar geübten Handgriffen leuchtet sie wieder. Die andere Taschenlampe kann er nicht reparieren. "Da müssen Sie einen Elektriker fragen", empfiehlt Zepf. Die Dame ist erst mal mit einer Lampe zufrieden. "Was muss ich bezahlen?", fragt sie. "Nichts", antwortet Zepf wie aus der Pistole geschossen.

Diese großzügige Seite kennt Andrea Leitheim von ihrem Chef. Seit zehn Jahren arbeitet sie bei Zepf. "Traurig" ist sie, dass diese Zeit nun endet. "Es ist ein toller Job. Und ich habe einen tollen Chef. Ich werde es sehr vermissen."

Vom Obdachlosen bis zum Adligen reicht das Kundenspektrum in Zepfs Laden. "Viele Geschichten" könne man da erzählen. Alleine aus der Zeit, als Zepf mit Jagdwaffen gehandelt hat, gebe es einige. Aber auch Verschwiegenheit gehört zu seinem Service. Für die Stammkunden ist die Schließung schon ein Verlust. Zum Beispiel wegen der Munition oder auch wegen der Reparaturen an Gewehren und Zielfernrohren. Zepf ist aber auch einer, der einen Ratsuchenden schon mal wegschickt. "Wenn Leute sich Sachen im Internet kaufen und dann Beratung von mir wollen, da zeige ich ihnen die Tür", so Zepf.

Zum Abschluss kommt noch ein Nachbar vorbei, Holger Krebs vom gleichnamigen Raumausstatter-Geschäft gegenüber. Dem drückt Zepf gleich ein graviertes Schildchen in die Hand. Holger Krebs steht darauf. 30 Jahre lang lag es im Schaufenster, selbst die Schrauben hat Zepf aufgehoben. "Das ist für Dich." Eine Reparatur steht Zepf in den letzten Tagen nun allerdings doch noch ins Haus: Die Kasse streikt. Auch sie, so scheint es, freut sich nach 40 Jahren auf den Ruhestand...


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