Von Brunhild Wössner
Mosbach. Trotz Tief "Egon" mit Sturmböen und Schnee, dazu an einem Freitag, den 13., wurde Andreas Herrgen als neuer Leiter der Staatsanwaltschaft Mosbach offiziell in sein Amt eingeführt. Wobei der Begriff "neu" relativ ist: Der Leitende Staatsanwalt hat seine Stelle bereits im Oktober angetreten. Landesjustizminister Guido Wolf merkte an, dass seine erneute Anwesenheit binnen zweier Monate in Mosbach durchaus als Bekenntnis zu den dezentralen Justizstandorten gewertet werden könne. Im November war er zu Besuch am Landgericht gewesen (die RNZ berichtete).
Der Minister rief in Erinnerung, dass "der Justizstandort Mosbach bereits seit über 140 Jahren existiert". Und das solle, so Wolf, auch so bleiben. Die Mosbacher Gerichte und die Staatsanwaltschaft würden trotz knapper Personalausstattung eine Spitzenleistung erbringen. Mit diesem Lob verband er den Dank an Herrgens Amtsvorgänger Jens Gruhl, inzwischen Leitender Oberstaatsanwalt in Hechingen: "Sie hinterlassen ihrem Nachfolger eine Staatsanwaltschaft mit einer leistungsfähigen, motivierten Mannschaft." Über Andreas Herrgen sagte Wolf: "Ich bin überzeugt, dass wir mit ihm den besten Kandidaten für die Leitung der Staatsanwaltschaft Mosbach geschickt haben."
Herrgen, in Rheinland-Pfalz aufgewachsen, hat in Heidelberg studiert und war nach Stationen bei den Staatsanwaltschaften Heilbronn und Heidelberg zuletzt sechs Jahre ständiger Behördenvertreter bei der Staatsanwaltschaft Mannheim. Oberstaatsanwalt Peter Lintz sprach in seiner Begrüßung bereits "von wichtigen Weichenstellungen", die Andreas Herrgen während seiner kurzen Amtszeit in Angriff genommen habe.
Oberbürgermeister Michael Jann, der zugleich für Landrat Dr. Achim Brötel sprach, kam in seiner Rede auf eine historisch belegte Nachbarschaftsfehde zwischen den Mosbacher Ratsherren und Götz von Berlichingen zu sprechen. Dabei ging es um die Feststellung, ob Kelterholz, also Holz für Weinfässer, als Bauholz anzusehen sei. Diese Auseinandersetzung hatte die Gerichte im 16. Jahrhundert 25 Jahre lang beschäftigt. Ganz anders die Mosbacher Gerichte in heutiger Zeit, seien sie doch für schnelle Verfahren bekannt.
Gerade vor dem Hintergrund, dass man schon einige Behörden an Oberzentren verloren habe, zeigten die baulichen Investitionen in das Landgericht, dass der Standort für die kommenden Jahre gesichert sei. Jann versprach, "die Türen" für die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft und den Gerichten "stets offen zu halten".
Als Vorsitzender des Anwaltsvereins Mosbach und zugleich als Vertreter der nordbadischen Rechtsanwälte gratulierte Dr. Frank Zundel Herrgen zu seiner Ernennung. Das Verhältnis zwischen Anwälten und Staatsanwälten gelte allgemein "nicht gerade als unbelastet". Wobei jedoch das Verhältnis zwischen den Anwälten und der Staatsanwaltschaft Mosbach trotz der manchmal naturgemäß gegenläufigen Interessen nach Zundels Worten "nicht besser sein könnte". Er versprach, die partnerschaftlichen Beziehungen im Rahmen seiner Möglichkeiten weiter zu pflegen. Wie wichtig es sei, unabhängige Anwälte und von Politik und Religion unabhängige Verfahren zu haben, zeige sich gerade am Beispiel Türkei.
Vor dem sich anschließenden Stehempfang kam dann der neue Leitende Oberstaatsanwalt selbst zu Wort. Dabei benannte er kurz seine Wünsche und Visionen, von denen einige zumindest teilweise schon erfüllt worden seien. Denn Minister Wolf hatte als Gastgeschenk immerhin eine halbe Stelle für die Staatsanwaltschaft - gewünscht war eine ganze - mitgebracht. Leistungsfähige Glasfaserkabel für schnelleres Internet sollen ebenfalls gelegt werden. Auf Herrgens Wunschliste steht allerdings auch "mehr Polizeipräsenz in der Fläche", wohl wissend, dass das nicht in Wolfs Ressort fällt. Ein Herzensanliegen ist ihm, in Mosbach ein "Haus des Jugendrechts" zu schaffen, wie es in Mannheim von ihm mit initiiert wurde und erfolgreich betrieben werde. In Mosbach könne es wegen der großen Fläche des Bezirks ein virtuelles werden.
Die Musikdarbietungen von Magdalena Neureither (Blockflöte), Tanja Egner-Walter (Klavier), Alicia Rebbe (Querflöte) und Eva Sassenscheidt-Monninger (Klavier) trugen das Ihre zum Gelingen der Veranstaltung bei.