Von Dorothee Lindenberg
Billigheim. Der Kampf um den Rathaussessel in Billigheim mobilisierte und brachte zur Halbzeit der zweiten Vorstellungsrunde Überraschendes. Der aus Katzental stammende Bernd Albrecht zog seine Kandidatur zurück. Eigentlich hatte er den Billigheimern etwas zurückgeben wollen, sah aber zu Beginn der Fragerunde ein, "dass es nicht geht".
Wie zuvor in Allfeld, stieß die offizielle Kandidatenvorstellung im Billigheimer Michaelsheim auf großes Interesse. Bereits eine Viertelstunde vor dem eigentlichen Beginn mussten sich die zahlreich eintreffenden Bürger mit Stehplätzen zufrieden geben. Zunächst noch komplett, präsentierte sich das Kandidaten-Trio zur Vorstellungsrunde, die der Sulzbacher Dieter Knoll souverän und sehr geordnet moderierte. Jeder Teilnehmer hatte - in Abwesenheit der Konkurrenten -15 Minuten Zeit, um sich vorzustellen und Rück- und Ausblicke auf die jeweilige Bürgermeister-Arbeit zu geben. Vom Moderator zunächst befürchtete Meinungsäußerungen aus dem Publikum unterblieben, beziehungsweise wurden lediglich in Form von Beifallsbekundungen gezeigt.
Den Auftakt machte Amtsinhaber Reinhold Berberich, der eine dritte "und seine beste" Amtszeit anstrebt. Er setzt auf Kontinuität, betonte seine Befähigung und hob seine langjährige Erfahrung sowie gute Vernetzung im Kreis und darüber hinaus hervor. Im Rückblick auf 16 Amtsjahre sei viel erreicht und investiert worden, Billigheim habe an Einwohnern zu- und eine gute Entwicklung genommen. Schwerpunkte seines künftigen Wirkens wolle er in Familienfreundlichkeit, Infrastruktur, Nahversorgung und Gewerbe setzen. Im Blick haben will er weiterhin stabile und geordnete Finanzen. Stärken will er die Bürgerbeteiligung, weiter regte er die Ernennung eines Ortsteilbeauftragten als Kontaktperson zur Verwaltung an. Eher zwischen den Zeilen zu hören war, dass beim Zusammenspiel vieler Interessen und Personen Konflikte in der Vergangenheit nicht ausgeblieben waren.
Davon unbelastet "und mit Blick von außen" geht der parteilose Verwaltungsfachmann Martin Diblik ins Rennen. Für den 26 Jahre alten persönlichen Referenten des Stutenseeer Oberbürgermeisters ist das Bürgermeisteramt die spannendste Aufgabe für einen Verwaltungsfachmann überhaupt, wofür er sich mit Kraft und Herz einsetzen will.
Diblik, der von sich sagt, musikalisch, sportlich und fastnachtbegeistert zu sein, hat sich für Billigheim entschieden, "weil die fünf Ortsteile Charme und Entwicklungspotenzial haben". Er will für alle Gemeindemitglieder gleichermaßen da sein, Investitionen mit Augenmaß angehen und Entwicklungskonzepte gemeinsam erarbeiten, "damit Billigheim wieder als akzeptierter Gesprächspartner - auch im Kreistag - auftreten kann". Er verspricht, ein offenes Ohr zu haben und die Bürger in den Mittelpunkt stellen zu wollen. Ein gutes "Betriebsklima" sei dazu Voraussetzung.
Angesprochen in der anschließenden Fragerunde wurden die räumliche Situation der Verwaltung (Barrierefreiheit) und die Ausstattung der Arbeitsplätze, die Höhe der Abwassergebühren, die Einrichtung von Elektro-Tankstellen, Transparenz im Umgang mit Messergebnissen der Sondermülldeponie und die Art und Weise der Wahlwerbung. Thematisiert wurde auch das Zusammenspiel von Gemeinderat, Verwaltung und Bürgermeister, eine Verbesserung des "Betriebsklimas" gewünscht. Das gelinge, "wenn keiner querschießt" , war Berberichs Antwort.
Beide Kandidaten setzten sich für bessere Verwaltungs-Dienstleistungen ein, wollen räumliche Strukturen aufwerten und Öffnungszeiten ausweiten. Und was ist mit der wiederholt genannten Familienfreundlichkeit? "Ich denke, da müssen sie sich keine Sorgen machen, ich bin jung…", lautete Dibliks launige Antwort. Das zauberte sogar seinem Mitbewerber Berberich ein Lächeln ins Gesicht.