Heilbronn/Mosbach/Buchen. (schat) Grün und Rot halten sich in etwa die Waage - mal geht der Pfeil nach oben, mal nach unten: Die Kriminalstatistik für das Jahr 2016 präsentierte gestern Nachmittag die Polizei im Präsidium Heilbronn; grüne Pfeile für verbesserte Zahlen finden sich darin in etwa ebenso viele wie rote, die nach unten weisen und in Sachen Kriminalität nichts Gutes verheißen. Insgesamt rund 35.000 Straftaten wurden im vergangenen Jahr im Bereich des Polizeipräsidiums Heilbronn verübt, das sind 2,3 Prozent mehr als im Jahr 2015. Bezogen auf die Straftaten pro 100.000 Einwohner bedeutet das im rund 4440 Quadratkilometer großen Wirkungsbereich des Präsidiums einen Anstieg von 0,7 Prozent. Angestiegen ist erfreulicherweise auch die Aufklärungsquote - um 0,3 auf 59 Prozent.
Besonders heraus streicht Polizeipräsident Hartmut Grasmück die Aufklärungsquote in Sachen Wohnungseinbrüche: In 36,1 Prozent der Fälle konnten die Einbrecher auch dingfest gemacht werden. 2015 war die Quote noch bei erschreckenden 8,3 Prozent gelegen. Die besten Aufklärer arbeiten laut Statistik übrigens im Neckar-Odenwald-Kreis: In 62,9 Prozent der Straftaten konnte man am Ende auch ein Häkchen hinter den Fall machen. Allerdings: Im Jahr 2015 lag die Aufklärungsquote im NOK noch deutlich höher, nämlich bei 65,6 Prozent. Doppelt unschön für den Landkreis: Zur gesunkenen Aufklärungsquote kommt eine gestiegene Fallzahl. 5021 registrierte Straftaten ergeben im Vergleich zu 2015 (4655) ein Plus von 7,9 Prozent.
Beim Blick auf die einzelnen Straftatbestände fällt ein enormer Anstieg - von 350 Prozent - bei den sogenannten Straftaten gegen das Leben auf. Hier finden sich in der Statistik für 2015 ganze zwei Einträge, während sich die Polizei 2016 mit neun solcher Delikte befassen musste. Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stiegen um 11,5 Prozent an (68 statt 61), bei Vermögens- und Fälschungsdelikten ist ein Anstieg von rund zehn Prozent (auf 784 Fälle) auszumachen.
Besorgniserregend angestiegen sind zudem die Sachbeschädigungen. 853 Fälle wurden der Polizei im Neckar-Odenwald-Kreis bekannt. 2015 waren es 562 gewesen, was ein Plus von 51,8 Prozent bedeutet. Im Gesamtbereich des Polizeipräsidiums ist hier "nur" ein Anstieg um knapp 15 Prozent vermerkt. Eine Erklärung ist die Serie an Sachbeschädigungen, der in Schefflenz, Buchen, Seckach und Osterburken mehr als 100 Autos "zum Opfer" fielen, die mutwillig zerkratzt wurden (wir berichteten mehrfach). Laut Polizei ist ein Tatverdächtiger mittlerweile ermittelt, der zumindest ein Teilgeständnis abgelegt hat.
Deutliche Zunahmen weist die Statistik auch im Bereich der Wirtschafts- und Computerkriminalität aus. Plus 37,5 beziehungsweise plus 71,9 Prozent sind hier notiert. Die Rauschgiftkriminalität stieg ebenfalls an, wenngleich mit 8,5 Prozent eher moderat. Dafür waren 42,4 Prozent weniger Fälle an Umweltkriminalität zu bearbeiten.
Eine erfreuliche Abnahme (minus 24,4 Prozent) vermeldet die Polizei auch bei den Wohnungseinbruchsdiebstählen, wo im NOK 2016 insgesamt 68 Fälle gemeldet wurden (2015: 90). Die Diebstähle insgesamt bleiben dennoch das am häufigsten begangene Delikt im Kreis: 1466 Fälle hat die Polizei hier registriert (2015: 1459). Der Anteil an den Straftaten insgesamt liegt damit bei 29 Prozent.
Beim Blick auf die Tatverdächtigen fallen viele grüne Pfeile auf, vor allem der Anteil der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden ist gesunken. Im Kreis besonders erfreulich ist der Rückgang bei den tatverdächtigen Kindern um 25,3 Prozent. Ebenso signifikant ist auf der anderen Seite ein eklatanter Anstieg bei den tatverdächtigen Asylbewerbern / Flüchtlingen. Während im Bereich des Polizeipräsidiums ein Anstieg von 27,4 Prozent auszumachen ist, stieg die Zahl der tatverdächtigen mit Fluchthintergrund im Neckar-Odenwald-Kreis von 163 auf 269 (plus 65 Prozent). Mit Blick auf die Gesamtzahl der Tatverdächtigen macht das einen Anteil von 11,2 Prozent aus. Der Anteil aller "Nichtdeutschen" (so die Polizeistatistik) liegt bei 29,3 % (2015: 27,1). Einen Gutteil der Delikte unter Beteiligung von Flüchtlingen machen Körperverletzungen (vor allem auch in Gemeinschaftsunterkünften) und Diebstähle aus. Im Landkreis waren zudem auch zahlreiche Fälle von Rauschgiftkriminalität zu bearbeiten, unter anderem gab es im Oktober in Mosbach mehrere Festnahmen.