Neckarmühlbach. (nak) Vor dem Start der "Neuschöpfung" stand erst einmal die Schöpfungsgeschichte: "Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." Dieses Versprechen Gottes aus dem ersten Buch Mose sowie die Schöpfungsgeschichte bildeten die Grundlage des Waldgottesdienstes, den Prädikantin Dr. Dorothee Schlegel am Samstagnachmittag in Neckarmühlbach zur Einweihung des neuen Waldkindergartens am Mühlbach hielt. Der neue Waldkindergarten, der sein Quartier an der Eselssteige in Neckarmühlbach hat, ist der erste seiner Art im gesamten Neckar-Odenwald-Kreis.
Das Konzept sieht vor, dass Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren mit ihren Erzieherinnen immer draußen in der Natur sind. Bei schlechtem Wetter und zum Aufwärmen steht ihnen ein Bauwagen zur Verfügung. Welch tolle Erfahrungen in einem solchen Kindergarten möglich sind und wie es sich mitten in der Natur lebt, das erklärten die Mädchen und Jungen in ihrem Waldlied. Statt auf Stühlen sitzt man auf Wurzeln, statt Knete hat man Erde an den Händen - und manchmal auch im Haar.
"Jeden Tag gibt es in der Welt wie auch im Waldkindergarten etwas zu bestaunen", führte Dorothee Schlegel weiter aus. Dass diese Aha-Erlebnisse in einem Kindergarten mitten in der Natur besonders gegeben seien, das leuchtete den zahlreichen Gästen ein. Gemeinsam mit den Kindergartenkindern bestaunte Schlegel an zwei Wandteppichen "was Gott alles getan hat". Große Dinge, wie Tag und Nacht, aber auch kleine wie die Schnecken oder die Marienkäfer. Mit langen Stöcken zeigten die Kinder munter auf die Bilder. Kaum jedoch aus ihrer Aufgabe entlassen, traten sie mit diesen gegeneinander an, was für Gelächter bei der Gästeschar sorgte. Die Erzieherinnen mussten hier kurzerhand eingreifen und zur Ordnung rufen.
Den Menschen habe Gott die Macht über diese seine Erde und all ihre Lebewesen übertragen. Dies sei aber auch eine große Verantwortung, der man sich immer wieder aufs Neue bewusst werden müsse, so Schlegel. Und so baten auch die Kinder in ihren Fürbitten darum, dass sie sich gegenseitig immer wieder helfen und einander wenn nötig trösten könnten, sie nicht häufig miteinander stritten und wenn doch, sich wieder versöhnten. Sie baten aber auch für alle Menschen, dass keiner Hunger oder Durst leiden müsse.
Karlheinz Graner, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, begrüßte unter den Gästen besonders Haßmersheims Bürgermeister Michael Salomo, Bernolph Freiherr von Gemmingen-Guttenberg, den Leiter des Evangelischen Verwaltungs- und Serviceamtes, Dieter Mittmann, die Geschäftsführerin für die Kindertagesstätten im Bezirk des Evangelischen Verwaltungs- und Serviceamtes, Csilla Wagner, und Vertreter der Gemeindeverwaltung sowie Gemeinde- und Kirchengemeinderäte.
Kurz erläuterte er, wie der Waldkindergarten entstand, nachdem eine weitere Nutzung des Kindergartens in der Mehrzweckhalle nicht mehr möglich war. Besonderer Dank ging hierbei an die ehemalige Leiterin Marlene Neff-Schwaab sowie an Alexandra Bender-Bauer, die Gemeindeverwaltung, kirchliche Träger und Förderverein von der Idee und der Konzeption eines Waldkindergartens überzeugten. Viele Fragen, wie beispielsweise die nach der Vereinbarkeit von Kindern, Forst, Jägern und Wasserwirtschaft, hätten ohne die Hilfe von Csilla Wagner nicht geklärt werden können. Auch hierfür dankte Graner.
Bürgermeister Salomo dankte ebenfalls den Erzieherinnen sowie zahlreichen Helfern für ihr Engagement. Besonders nannte er Kirchengemeinderat Bernd Wirtz, der gewissermaßen "das Öl im Getriebe" und immer zur Stelle sei. Er war froh, dass man sich gegen die ebenfalls im Raum stehende Schließung entschieden habe und stattdessen das Konzept des Waldkindergartens wählte. Mit dem Ergebnis sei er "sehr zufrieden", auch wenn dieses rund 50.000 Euro gekostet habe.
Alexandra Bauer-Bender befand abschließend für den Kindergarten: "Er ist genau richtig für Neckarmühlbach!" Nach der Enthüllung des neuen Logos, mit dem Slogan "Natur erleben, mitgestalten, Kind-Sein dürfen", lud das Kindergartenteam zu einem gemütlichen Beisammensein ein, während die Kinder munter auf dem Waldspielplatz herumtollen konnten.