Von Peter Lahr
Mosbach. Man hielt sich gar nicht lange mit Vorgeplänkel auf: Drei Kanonenschüsse von der Kolping-Stadtmauergarde und ein Grußwort von Bürgermeister Michael Keilbach, zugleich Geschäftsführer der "Alten Mälzerei", und schon war sie eröffnet - die Party zum 20. Geburtstag von "Mosbachs guter Stube". Sonne satt und sommerliche Temperaturen sowie ein buntes Programm vom Hopfenkeller bis hinauf zum Malzboden lockten die Menschen in Massen.
"Das waren fünf super Stunden", bedankte sich am Abend ein Gast überschwänglich. Der Comedian und kurzweilige Moderator "Das Eich" gab sich bereits auf dem T-Shirt als "Entspannter Franke" zu erkennen. Seine Erfahrung fasste er so zusammen: "Ich war das erste Mal in Mosbach, und ich habe mich sehr sehr wohl gefühlt." Damit sprach er aus, was viele der Künstler dachten, auch wenn sie bereits zu den Stammgästen der Alten Mälzerei zählten. Wie die Stadtkapelle Mosbach auf der großen Bühne, oder die ADTV-Tanzschule Tängo, die mit Hip Hop für schnelle Beats sorgte.
"Die Hoffnungen, die man vor über 20 Jahren in dieses Kultur- und Tagungszentrum gelegt hat, wurden voll erfüllt", freute sich der ebenfalls "ganz entspannte" Michael Keilbach. Der Imageträger Mosbachs biete die einzigartige Atmosphäre eines alten Industriedenkmals und habe in 10.000 Veranstaltungen mehr als 1,1 Mio. Besucher begrüßen können. Von Barclay James Harvest über Nicole bis zu Nobelpreisträgern, die hier eine Biochemiker- oder Forensikertagung besuchten, reiche die Bandbreite. Allen, die im Lauf der Jahre dabei mitwirkten, galt der Dank des Bürgermeisters.
In den Seminarräumen ging es ebenfalls ums Altern - allerdings boten Viola Brada und Petra Nigle "Reinigungsmittel" und rotierende Gesichtsbürstchen an, die Wellness mit Pflege und Make Up verbanden. Passend zum Thema "Feiern" zeigten die Blumenhäuser "Arbeiter", "Birkenhof" und "Grüner Garten", wie man festliche Stimmung bereits mit der entsprechenden Dekoration auf den Tisch zaubert. Die Darre und Tenne hatten sich zudem in ein Kino und in eine Galerie verwandelt. Dort gab es Bilder vom Malwettbewerb zu bestaunen, den historischen Film über den Umbau zum "Bürgerhaus" sowie ausgesuchte Einträge von Künstlern in das Gästebuch.
Der Auftritt der "Blauen Funken" von der FG Hederschboch Dick Do füllte den Großen Saal spürbar. Komplett voll war es beim Auftritt der Showtanzgruppe "Exótica". Hier verschmolz absolute Körperbeherrschung mit grandioser Artistik. Die spannungsvolle Choreografie entführte in ein mystisches Reich mit Flügelwesen und bot reichlich "Thrill". Noch orientalischer wurde es beim Tanzprogramm von Leyla Nahrawess und ihrer Bauchtanz-Compagnie.
Von der Halle hinaus ins Licht zog es nicht nur ein rätselhaftes weißes Stelzenwesen. Auch Saxophonist Jörg Linke wechselte aus dem Hopfenkeller an den Haupteingang. Hier präsentierte er coole Jazzstandards. Sein "Sound" passte zum poetisch bunten Reigen der Seifenblasen auf der großen Spielwiese vor der Alten Mälzerei. Zu einer "Mitmachaktion" luden drei "Bubble-Zauberer" aus Marburg ein - und Dutzende Kinder sowie einige wagemutige Erwachsene folgten gerne. "Ganz langsame Bewegungen, das ist das Wichtigste", erklärte Milan das Geheimnis - neben besonders geformten "Angeln" und einer speziellen Seifenlauge. "Man bekommt zu 99,9 Prozent eine positive Resonanz", erklärte Nadine eine weitere Besonderheit, denn: "Jeder hat Spaß an Seifenblasen."
Das "Spiel mit dem Feuer" brachte nicht nur die Freiwillige Feuerwehr auf den Plan, auch das große Finale huldigte dem heißen Element. Die Lebensretter simulierten im Freien einen Pkw-Unfall und befreiten den eingeklemmten Fahrer mit schwerem Gerät - wie aus einer überdimensionierten Sardinendose. Innen zelebrierten Sandra Niemtschak und Stefan Rosewick von "artArtistica" einen feurigen Pas de Deux der Extraklasse. Zwischen Mittelalter und Zukunftsmusik, zwischen Orient und Tango, zwischen Kraft und Passion zogen sie flammende Spuren. "Das sieht man nicht alle Tage", kommentierte "Das Eich" begeistert und verabschiedete sich mit den Worten: "Das ist eine wundervolle Spielstätte. Belohnt sie, indem Ihr oft herkommt. Ihr werdet mit Sicherheit besser unterhalten, als daheim vor der Glotze mit ihrem unsäglichen Fernsehprogramm."