Von Ursula Brinkmann
Lohrbach. Der Name ist geblieben, der Verlauf und seine Stationen in etwa auch. Nun wurde der neue "Historische Rundweg Lohrbach" offiziell seiner Bestimmung übergeben, wiewohl schon eine ganze Weile bestehend und mit gedrucktem Begleitwerk ausgestattet. Letzteres unterscheidet sich denn doch erheblich vom Vorgänger-Heftchen, das 1984 gegen eine Gebühr von zwei Mark ausgehändigt wurde. Im typischen Layout der Kreisstadt dagegen präsentiert sich die 24-seitige Neuausgabe, für das die Mosbacher Tourist-Information verantwortlich zeichnet. In und um Mosbachs Kernstadt gibt es zwei, in Neckarelz einen historischen Rundweg.
Zu einer Teilbegehung des vierten Rundwegs trafen sich nun am Mittwoch Oberbürgermeister Michael Jann, Lohrbachs Ortsvorsteher Norbert Schneider, Mariola Hoinka von der Tourist-Information, Pfarrer Roger Baudy, Ortschaftsräte und Bürger Lohrbachs sowie Gästeführer Wilfried Boch an Station Nr. 4. Was einst das reformierte Pfarr- und später Schulhaus war, wurde mit Bau der Grundschule 1956/57 das Lohrbacher Rathaus. "Da steht zwar groß Rathaus dran", stellte Boch das repräsentative Bauwerk vor und vollendete korrekt, dass es sich seit 1972 um eine Verwaltungsstelle handele, "aber das Rathaus lassen wir uns nicht nehmen!"
An eben jenem Rathaus befindet sich ein Prospekthalter, dem Spaziergänger den Rundwegbegleiter entnehmen können. Zwölf Stationen - vom Alten Bahnhof an der Wanderbahn über den Leierbrunnen bis zum Tannenhof - werden beschrieben und im Bild gezeigt. An den jeweiligen Stationen der rund 3,5 Kilometer langen Strecke zeigt eine kleine Nummerntafel, wo man sich gerade befindet. Weist das alte Heft aus dem Jahr 1984 Alfred und Albrecht Ernst als "heimatkundliche Führer" aus, so ist es der Junior, Dr. Abrecht Ernst, dem die Texte im neuen Exemplar zu verdanken sind.
So wie Stadt und Dorf 1972 eins wurden, so betrachtete Mariola Hoinka Rundweg und Broschüre als "Gemeinschaftswerk"; auf der Rückseite wird auf alle touristischen Partner verwiesen, und es werden die Namen der Fotografen genannt. OB Michael Jann: "Und Norbert Schneider und der ganze Ortschaftsrat waren da mit viel Herzblut beteiligt."
Mit Herzblut und viel Kenntnis führte Wilfried Boch die kleine illustre Spaziergängerschar zu einigen Haltepunkten in der Mitte Lohrbachs, erläuterte interessante Details zu beiden Kirchen, zum "Geplatteten Weg" vom Schloss zur (evangelischen) Kirche und dem alten Leierbrunnen. Die Begrenzung auf zwölf Stationen findet der Reichenbucher fast zu eng. So viele Besonderheiten gibt es zu zeigen und zu beschreiben, dass Boch empfiehlt, sich für den ganzen Rundweg mindestens drei Stunden Zeit zu nehmen. "Lohrbach ist so reich an bemerkenswerten Dingen, man hätte viel mehr aufnehmen können."
Beim Besuch im Pfarrgarten mit dem mehr als 200 Jahre alten Zwetschgendarrhaus kommt der Gästeführer ins Schwärmen über dieses "seltene Relikt der Agrar- und Wirtschaftsgeschichte", wie es im Heft heißt. Aber auch - und da merkt man Boch sein profundes Wissen zu Fachwerkthemen an - beim Anblick der Häuser an der Kurfürstenstraße mit den Hausnummern 29 und 33. Zum geplatteten Weg gehen Bochs aufschlussreiche Schilderungen in die Zeit des Kurfürsten Friedrich III. und seiner zweiten Frau Amalia zurück. "Damals war Lohrbach auf der Weltkarte." Das sei es heute noch, verkündete Norbert Schneider stolz. Mit dem neuen, alten Rundweg kann sich davon jeder nun selbst einen Eindruck verschaffen.