Von Peter Lahr
Billigheim-Katzental. Halb Katzental schien an diesem frühsommerlichen Vatertagsnachmittag auf den Beinen, um einen ganz besonderen "Geburtstag" zu feiern. Die "Kindervilla" wurde 1987 als Kindergarten St. Katharina eröffnet, um wieder eine Vor-Ort-Kinderbetreuung zu ermöglichen. Wie sich dort heute das Alltagsleben gestaltet, zeigten die Kinder in einem bunten Bühnenprogramm. Durch dieses "fraß" sich die Raupe Nimmersatt. Ein nicht alltägliches "Geburtstagsgeschenk" brachte Rolf Nohe, stellvertretender Vorsitzender des Chorverbands Mosbach, mit. Er überreichte Kindergartenleiterin Ingrid Zappe die erste "Caruso-Urkunde" im Altkreis Mosbach. Sie bestätigt, dass man hier dem Singen einen hohen Stellenwert beimisst. Was sogleich ein Projektchor bestätigte, bei dem die Kleinen und die Großen gemeinsam auftraten.
"Wir freuen uns, dass ihr so zahlreich gekommen seid", begrüßte Ingrid Zappe die Gäste. Nach etwa einjähriger Bauzeit wurde 1987 der Kindergarten eröffnet. Möglich gemacht habe den Neubau am alten Pfarrheim die tatkräftige Mithilfe Vieler. Weshalb das Land Baden-Württemberg das Projekt seinerzeit als "vorbildliche kommunale Bürgerinitiative" ausgezeichnet habe. "Wir sind zwar klein, aber innovativ und offen für Neues", beschrieb die Rednerin das Programm der zweigruppigen Kindertagesstätte in Katzental. So habe man schon früh Kinder unter zwei Jahren aufgenommen. Bei den verlängerten Öffnungszeiten könnten die Eltern mittlerweile zwischen sechs und sieben Betreuungsstunden wählen. Auf gute Resonanz stoße die nachmittägliche Schulkinderbetreuung. Viele der Neuerungen seien zwar noch unter der Ägide ihrer Vorgängerin Tina Mohr umgesetzt worden. Gleichwohl sei die Personalsituation von Konstanz geprägt. Auch das Fest sei erst möglich geworden durch viele Helferhände: Dabei wirkte die Dorfgemeinschaft ebenso mit wie die Eltern, das Team und der Förderverein, für deren Engagement sich Zappe bedankte.
"Viele gingen schon ein und aus in diesem fröhlichen Kinderhaus", sangen die Nachwuchskünstler, die der Raupe Nimmersatt folgten bei ihrem munteren Knabbern und Schnabulieren. Marienkäfer vertraten den Montag, den "Wald- und Wiesentag". Der Dienstag stehe im Zeichen der musikalischen Früherziehung. Hier besucht Claudia Quattlender von der Musikschule Möckmühl die Kindervilla. Hernach erfahren die Kinder regelmäßig vom Leben Jesu. Weswegen sie gleich "Immer und überall" sangen und mimten. Mittwochs öffne Simone schon zeitig die "Babbelkiste". "Wörter gibt’s wie Sand am Meer" lautete die musikalisch vorgetragene Lehre der Kinder daraus. Beim anschließenden "Teilefrühstück" folge man nicht nur auf St. Martins Spuren, sondern erhalte zum Dank auch noch ein tolles buntes Frühstücksbüffet. Später werde dann eifrig geschnippelt und gerührt, bis das gemeinsame Mittagessen auf dem Tisch stehe. Bewegung, Sport und Spiel sind donnerstags Tagesthema. Freitags locke die Reise auf die "Insel der Stille". Auch wenn die Raupe sonntags ruhe, so stünden Auftritte in Gottesdiensten oder regelmäßige Besuche im Altersheim auf dem Programm. Kaum war die Raupe Nimmersatt verschwunden, flatterten farbenfrohe Schmetterlinge über die Bühne. Eine weitere Tanzgruppe wandelte ideenreich auf den Spuren von Biene Maja.
Eine Überraschung gab es für Erzieherin Roswitha Kappes-Brechter, die bereits seit 30 Jahren zum Kindervilla-Team gehört. Ihr bereiteten "ehemalige Kinder" ein ABC, in dem sie die "sensationelle Seelentrösterin" als "ideenreich" und "wunderbar" beschrieben.
"Singen im Kindergarten ist uns wichtig", betonte Rolf Nohe. Der Vorsitzende des Sulzbacher Gesangvereins überreichte die Caruso-Urkunde und Caruso-Plakette. "Die Kindervilla bewarb sich als erste", erinnerte sich der Redner an die Fortbildung, an der 60 Erzieherinnen aus 14 Einrichtungen teilnahmen. Vor Ort habe sich der Mosbacher Musikschulleiter Martin Daab ein Bild davon gemacht, wie Singen und Spielen in den Alltag integriert werden. Es sangen Abordnungen des Kirchenchors und des Männergesangvereins Katzental gemeinsam mit den Kindern "Es tönen die Lieder" sowie die Billigheimer Variante des "Badnerlieds".