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Erinnerungen aus Dallau: Gerhard Frey berichtet über die Unwetter 2016 und 1953

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Von Stephanie Kern

Dallau. Durch die Sirenen wurde Gerhard Frey wach. Am morgen war er noch mit dem Fahrrad unterwegs und sah, wie voll die Äcker mit Wasser waren. Am Vorabend hatte es starke Unwetter gegeben. Vor allem Waldbrunn, Neckargerach und Sulzbach waren betroffen. "Ich dachte, wir wären verschont geblieben", sagt Frey heute. Doch in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai regnete es wieder stark - so stark, dass es auch noch in Elztal und Billigheim (besonders Allfeld) zu starken Schäden kam. Auch viele andere Gemeinden des Kreises waren betroffen.

In Dallau wurde der Lutenbach, sonst ein kleines Rinnsal, das im Talweg verdolt wird und weiter unten im Dorf in die Elz fließt, ein reißender Strom. Er suchte sich seinen Weg durch den Talweg, über die B27 und die Dorfstraße hinunter. Als Gerhard Frey das sah, fühlte er sich an 1953 erinnert. Schon damals sei das Wasser nicht von der Elz, sondern von "oben" gekommen. Der Regen war so heftig, dass das Wasser einfach ins Tal hinunterlief - wie 2016 auch. "Das hat gebrummt, wir dachten es kommt ein Panzer." Der Onkel scheuchte ihn hinauf. "Dann kam die Walze, floss in die Keller. Sogar die Kälbchen im Stall sind ertrunken", erinnert sich Gerhard Frey. Auch 2016 richtete ein solches Unwetter in Dallau großen Schaden an.

Ein Schaden, den man nach Freys Meinung hätte vorhersehen können. Denn als es vor wenigen Jahren um die Hochwasserschutzmaßnahmen an der Elz gegangen sei, habe er eine andere Meinung vertreten und auch öffentlich gemacht. "Ich habe immer schon gesagt, dass die größeren Schäden vom Oberdorf drohen. Mein Vorschlag war, eine Talsperre zu bauen", sagt Gerhard Frey. Auch die hätte die Schäden zwar nicht verhindern, aber abmildern können, meint er. Nachdem am Morgen des 30. Mai das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar wurde, habe er sich Vorwürfe gemacht. "Ich habe mich gefragt, warum ich nicht stärker darauf gedrängt habe, dass das berücksichtigt wird." Und er fügt hinzu: "Wenn das ein Jahrhundertereignis war, dann bin ich 200 Jahre alt." Das Brummen von 1953, die Bilder von 2016, das liegt für ihn nun ganz nah beisammen. Im Kopf wird ihm wohl beides bleiben...


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