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Mosbacher Kürbismarkt: Gefragt war der Kürbis mit persönlicher Note (plus Fotogalerie)

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Von Peter Lahr

Mosbach. Sie sind gelb, weißlich, orange oder grün, ihre Oberflächen mal glatt, gerippt oder warzig wie eine Kröte. Der deutsche Rekord lag im letzten Jahr bei beachtlichen 901 Kilogramm, der Europameister brachte sogar 1190 und ein halbes Kilo auf die Waage. Die Rede ist natürlich von Kürbissen. Jetzt, wo die Tage wieder kürzer werden und es in Riesenschritten auf Halloween zugeht, hat die besondere Frucht wieder Saison. Auch das "Mosbacher Markterlebnis" am Samstag stand ganz im Zeichen der beliebten Küchenallrounder.

"Süßes Gezwitscher" kann man bei Andrea Blank in großer Auswahl testen. Wie sie auf Kürbismarmelade gekommen sei, beantwortet die Mosbacherin mit megagrünem Daumen ganz pragmatisch: "Da gibt es Rezepte." Kürbis pur sei zwar eher Geschmacksache. Aber mit Apfel oder Orange gemischt, munde die Marmelade vorzüglich. "Ich habe einen Schrebergarten. Fast alles ist Eigenproduktion", erklärt die umtriebige Dame. Sogar die Zitronen habe sie auf dem eigenen Balkon geerntet. Und mitunter würden Gartennachbarn aushelfen. Selbst das flotte Design ist eine Eigenkreation: "Meine Tochter ist Designerin und entwirft die Etiketten."

"Willst du einen mit Zacken oder einen glatten?" Mit dieser Grundsatzentscheidung beginnt das Kürbisschnitzen für Kinder - und mithelfende Elternteile. "Reinstecken und sägen, sägen, sägen", lautet die erste "Regieanweisung" von Dr. Ludger Wennemann, der auch beim "Köpfen" assistiert. "Das Fleisch muss gut raus, sonst fault es und stinkt", ergänzt Gabriele Wennemann, während die Kinder mit Feuereifer gruselige Geister schnitzen.

"Die Kürbisse kommen frisch vom Feld", erklärt Bernd Sigmund. Gleichwohl dreht sich beim Roberner Bio-Landwirt Michael Scheurig nicht alles um den Kürbis. Kein Wunder! Er baut immerhin 40 verschiedene Kulturen an. Bei der Vermarktung setzt Scheurig auf das Konzept der "solidarischen Landwirtschaft". Zwischen Heilbronn und Eberbach beteiligen sich rund 100 Menschen an einem freien Zusammenschluss, um für einen festen Monatsbeitrag einmal in der Woche eine Gemüsekiste "frisch vom Hof" zu erhalten.

"Wir müssen schneller sein als die Mäuse", kommt Ilona Weiß aus Unterkessach auf eine weitere Schikane zu sprechen. Denn auch die flinken Vierbeiner hätten Gefallen an Kürbissen - besonders wenn sie reif auf dem Acker liegen. Beschriftete Kürbisse sind dieses Jahr äußerst beliebt. Familie Weiß hat rund 100 "personalisierte" Kürbisse auf Wunsch produziert. Ein "Müller" ist noch zu haben. Warm angezogen für die kühlen Nächte sind auch einige mit Gesichtern bemalte Zierkürbisse. "Guck mal, die haben eine Mütze auf", weist ein Junge seinen Papa auf die textile Besonderheit hin. "Mosbach ist immer super", findet Familie Weiß, die sicher die größte Sortenvielfalt an ihrem Stand versammelt. Kaum jemand kann dem verführerischen Duft ihrer süßen Kürbiswaffeln widerstehen.

Ähnlich lecker duften die Kartoffelwaffeln vom "Klostergarten"-Stand. Zwei Kanonenöfelchen Marke Eigenbau mit Waffeleisenaufsatz, das Ganze auf einen Bollerwagen montiert - fertig ist das Waffeleisen für unterwegs. Dazu Feuer, Teig und vier flinke Hände. Mehr braucht es nicht. "Die Kunst ist es, den richtigen Zeitpunkt abzupassen", erklärt Helene Landauer. Ein Rezept, das für Waffeln wie für Schauspieler gleichermaßen goldrichtig klingt. Mit von der Klostergarten-Partie sind die 8. und 9. Klassen der Lohrtalschule. Über das Jahr haben sie zusammen mit Hedwig Kempf acht Gemüsebeete im Klostergarten kultiviert.

"Der Kürbis kam gut, auch die Gurken", erinnert sich Annalena. Besonders gefallen habe ihr die gute Zusammenarbeit aller. Dass jede Gruppe dabei ihre eigenen Ideen einbringen konnte, fand Lara cool. Wie gut die Ernte war, davon kann Janis ein "Lied" singen. Drei Schulstunden lang hat er mit anderen "Hauswirtschaftlern" das Erntegut geschnippelt, bevor die angehende Kürbismarmelade in den Kochtopf wanderte. Doch die Mühen haben sich gelohnt. Nicht nur die "Probiererle" gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Apropos Weggehen: Fernweh nach der grünen Insel vermittelt das Quartett "Waiting for Frank", das auf dem Kirchplatz schnörkellosen Irish Folk mit Tin Whistle, Gitarre und feinen Stimmen kredenzt. Da sogar der Wettergott beide Augen zudrückt und die miesen Prognosen Lügen straft, kommt auch jeder Kürbis trockenen Fußes zu Hause an. Feine Sache!


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