Von Stephanie Kern
Billigheim. Aufgewühlt war Heidi Lechner nachdem an der Grubenwaldkapelle in Billigheim randaliert worden war. Und aufgewühlt ist sie jetzt auch wieder: Nach einem ausführlichen Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung über die Zerstörung und die Hintergründe der Erbauung der Kapelle, wurde bei der RNZ in Mosbach ein anonymes Schreiben in den Briefkasten eingeworfen. Adressiert war es an Heidi Lechner, neben einem persönlichen Brief lagen in dem Umschlag 5000 Euro in bar. Einer der Täter, die am Wochenende des 22. und 23. September die Kapelle in Billigheim beschädigt hatten, entschuldigte sich für seine Tat und wollte Wiedergutmachung leisten.
"Als der Anruf kam, hatte ich Tränen in den Augen", erzählt Heidi Lechner von ihrer ersten Reaktion darauf, dass bei der RNZ ein Brief für sie eingegangen sei. "So ein Glück nach so einem Pech - das ist unglaublich." Reaktionen hatte es nach dem Artikel auch in Billigheim selbst gegeben. Ein Mann habe Heidi Lechner beim Edeka angesprochen. "Erst hatte ich Gänsehaut, dann eine Riesenwut", sagte der zu ihr. Eine Frau aus Obrigheim hat sich telefonisch bei Heidi Lechner gemeldet: Sie habe einmal im Spanienurlaub eine Marienstatue gekauft. Wie die Frau zu der Statue kam, hat auch einen kuriosen Hintergrund. Sie und ihr Mann wurden, gerade im Urlaub angekommen, ausgeraubt. Glücklicherweise lernten die beiden eine andere Familie aus Hannover kennen, die mit Geld aushalf. Als die "Geldgeber" aus Hannover hörten, dass es schon immer der Traum der Obrigheimerin war, sich eine Marienstatue zuzulegen, liehen sie ihr auch dieses Geld. Nachdem sie nun von dem Vandalismus in der Kapelle gelesen hat, wäre die Dame aus Obrigheim sogar bereit, die Statue abzugeben. Ein anderer Anrufer schlug vor, sich mit der Kirchengemeinde in Verbindung zu setzen, um eine Spendenaktion zu starten.
Das wird nun wohl nicht mehr nötig sein. Denn mit den 5000 Euro wird Heidi Lechner wohl den Großteil der Schäden reparieren lassen können. "Ich weiß, dass die beigelegten 5000 Euro nur Materielles richten können, dennoch bitte ich Sie aufrichtig darum, meine Entschuldigung anzunehmen", schreibt der Täter oder die Täterin. Bereits kurze Zeit nach der Tat habe er oder sie das Geschehene bereut, "da ich bemerkte, dass mich Sachbeschädigung dieser Art nicht weiterbringt".
Die Entschuldigung nimmt Heidi Lechner an. "Ich bin von Anfang an davon ausgegangen, dass die Täter nicht nachgedacht haben, sondern einfach nur etwas zerstören wollten. Und dass es ihnen im Nachhinein so geht, wie es ihnen ja jetzt offenbar tatsächlich auch ergangen ist", sagt Lechner. Genau diese Vermutung bestätigt der Täter oder die Täterin in seinem Brief: "Wie anfangs erwähnt, habe ich von den Hintergründen der Erbauung der Kapelle erst im Nachhinein erfahren." Später heißt es: "Ich mag meine Ideale haben, welche mit dem Christentum nicht vereinbar sind, aber die Zerstörung von Privateigentum oder die Schändung des Gedenkens an unsere Kriegsopfer zählen definitiv nicht dazu."
Mit den 5000 Euro sollen nun die Schäden behoben werden, um die Kapelle der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Der Fensterbauer ist schon bestellt, in Kürze soll er das Aufmaß für die Fenster nehmen. Die Schmierereien am Boden hat Heidi Lechner schon weitestgehend beseitigt, für die Wände soll sie ein Spezialmittel bekommen, um die Farbe zu entfernen. Erst danach kann sie streichen. "Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass derjenige zur Besinnung kommt", erzählt Heidi Lechner, die ihre Freude über den anonymen Brief und auch das Geld kaum in Worte fassen kann.
Der Verwandtschaft wollte sie am Abend davon berichten. Lechner ist zwar Alleinerbin der Kapelle, trotzdem haben die Vorkommnisse auch ihre Cousinen und Cousins aufgewühlt. Über den anonymen Brief und die Wiedergutmachung werden sie sich nun auch freuen...