Von Pia Geimer
Mosbach. Nach ihrem letzten Konzert vor genau einem Jahr an gleicher Stelle war das "fideljo" wieder ausverkauft, als am Samstagabend der sympathische Chor "Salto Vocale" sein neues Programm vorstellte. Die Sängerinnen und Sänger um Chorleiter Ingo Schlüchtermann verbindet erkennbar eine große Liebe und Leidenschaft fürs Singen, auch diesmal war zu hören, was "Salto Vocale" am besten kann und am allerliebsten singt: Ein gut abgestimmter Mix aus Popsongs, Liedermachern, Folk, Jazz, Spiritual und Musical.
Mit dem Titelstück "Zeit zu leben" von Klaus Hoffmann begann ein unterhaltsamer Abend, in dem man mitschwelgen konnte und doch immer wieder einmal durch ungewöhnliche Arrangements überrascht wurde, die Ingo Schlüchtermann seinem Chor genau auf den Leib geschneidert hatte. Wie meistens waren auch diesmal wieder Instrumentalsolisten mit von der Partie, erstmals dabei die junge Cellistin Charlotte Westhauser, die mit ihrem cantablen, weichen Celloklang eine wunderschöne Bereicherung darstellte, und der Saxofonist Joschi Michelberger, der bereits bei früheren Konzerten von Salto Vocale für jazzigen Drive sorgte.
Gerne singt der Chor deutsche Texte, wenn aber wie diesmal das Programm überwiegend aus englischen Liedern besteht, liefert die Altistin Inga Preussner mit ihrer klangvollen Sprechstimme die Übersetzungen in Form einer kleinen, vom Piano dezent untermalten Rezitation mit, sodass man die Texte mühelos verstehen kann. Und das kommt gut an, weil es vor allem bei den ernsteren, nachdenklichen Liedern schöne Momente der Ruhe erzeugt, die das Programm strukturieren.
Flotte und zarte Lieder wechseln sich in stimmiger Folge ab, das bekannte "Seasons of Love" aus dem Musical "Rent" begeisterte ebenso wie die beiden folgenden Lieder, in denen es - ein bisschen wehmütig - ums Loslassen geht: "Wild World" von Cat Stevens und "Auf anderen Wegen" von Andreas Bourani scheinen perfekt für Salto Vocale gemacht, wenn auch hier und da die Herausforderung durch die rhythmische Komplexität der Arrangements noch ein wenig zu hören war.
Für eine Atempause bei den Sängern sorgten danach Charlotte Westhauser und Ingo Schlüchtermann mit einer hinreißenden Version von Astor Piazzollas "Oblivion" für Cello und Klavier, für die sie mit einem Riesenapplaus vom Publikum gefeiert wurden. "Greensleeves" und "Will you come and follow me" (auch bekannt als "Kelvin Grove") sind traditionelle Folksongs aus Schottland und gehören zu einem weiteren Genre, das sich in allen Programmen von Salto Vocale findet. Ein urtümlicher indianischer Chant aus Nordamerika - vorgestellt zunächst vom Sopransax allein, bevor die Stimmen mit einsetzten - erklang danach mit "The river she is flowing", und mit dem fetzigen Gospel "Shut de do" aus Afrika schlug man dem Teufel temperamentvoll die Tür vor der Nase zu und verabschiedete sich in die Pause.
Frisch gestärkt kamen die Sängerinnen und Sänger nach 20 Minuten mit dem flotten Jazzchor-Standard "Sing!" zurück auf die Bühne und formierten sich danach in "Sweet Dreams" in neuer Aufstellung. Ingo Schlüchtermann verzichtet bewusst auf aufwendige Choreografien, aber Salto Vocale gruppiert seine Sänger immer mal wieder anders, so wie bei "Hallelujah, I just love him/her" von Ray Charles oder der Jazzballade "Blue Moon", bei der sich auch Joschi Michelberger mit dem Tenorsax sonor zu Wort meldete. Er steuerte danach mit Ingo Schlüchtermann das Instrumentalstück "Autumn leaves" bei, bevor sich der Chor mit "Can you feel the love tonight" mit Schwung in den letzten Teil des Programms stürzte.
Hier und beim nachfolgenden "Don’t stop me now" von Queen durfte auch eine junge Nachwuchssängerin das erste Mal mit Salto Vocale auf der Bühne stehen. Das Publikum mochte Ingo Schlüchtermann und seine sympathische Sängerschar gar nicht mehr gehen lassen, erst nach vier gerne gewährten Zugaben - auch die Cellistin wurde noch einmal ausdrücklich gewünscht - ging der fröhliche Abend im fideljo schließlich zu Ende.