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Hochwasserschutz im Elztal: Das Wasser muss gedrosselt werden

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Von Alexander Rechner

Elztal. Viele Dallauer werden die Nacht vom 29. auf den 30. Mai 2016 nicht vergessen. Im Talweg wälzte sich damals ein Sturzbach durch die Straße. Die Wassermassen drückten in die Häuser. Keller, Garagen und Zimmer standen unter Wasser. Am Montagabend in der jüngsten Sitzung des Elztaler Gemeinderats unter Leitung von Bürgermeister Marco Eckl stellte Markus Fritz, Hydrologe vom Ingenieurbüro Wald und Corbe, die Ergebnisse einer Flussgebietsuntersuchung des Luttenbachs im Rathaus vor. Zahlreiche Bürger nutzten die Möglichkeit, sich aus erster Hand über die Ergebnisse zu informieren.

Nach den Plänen des Büros sollen die Fluten künftig durch ein Rückhaltebecken am Luttenbach geregelt abfließen. "Das Wasser muss gestaut werden, um den Abfluss zu drosseln", erklärte der Experte. Aus seiner Sicht ist die Errichtung eines solchen Bauwerks am wirtschaftlichsten. Derzeit ist geplant, dieses unterhalb des Tierheims zu errichten. "Dieser Standort bietet ein ausreichend großes Volumen für ein Rückhaltebecken", führte der Experte aus und ergänzte: "Es wird sich dabei um ein relativ großes Bauwerk handeln." Allerdings muss nun noch auf die Ergebnisse einer geotechnischen Untersuchung gewartet werden, ob an diesem Standort die Errichtung überhaupt möglich ist, schränkte der Hydrologe ein. Die Analyse sei angesichts des dort vorkommenden Muschelkalks erforderlich.

Die Alternative zur Errichtung eines Rückhaltebeckens: Die Rohre von der Katzentaler Straße aus bis zum Elzbach komplett auszutauschen, größere in die Erde zu legen, nannte Experte Markus Fritz als finanziell nicht darstellbar.

Insgesamt müsse man mit Kosten von rund 2,73 Millionen Euro rechnen. Allein für den Neubau des Rückhaltebeckens kalkulierte der Fachmann die Kosten auf rund 1,95 Millionen Euro. Die Verlegung des Mischwasserkanals bezifferte Markus Fritz auf rund 218.000 Euro Kosten. Die Verdolung - eine Röhre, durch die der Luttenbach unter dem Talweg hindurchgeführt wird - wird mit rund 522.000 Euro zu Buche schlagen. "Just diese ist dringend sanierungsbedürftig", erklärte der Experte. Die Gemeinderäte ermächtigten die Verwaltung, einen wasserrechtlichen Antrag für die Erneuerung der Verdolung im Talweg zu stellen und dem Ingenieurbüro Walter und Partner den entsprechenden Auftrag zu erteilen. Im Zuge dessen soll die Verdolung neu errichtet und in den öffentlichen Bereich gelegt werden.

Mit diesen Maßnahmen könne ein Schutz bei einem 100-jährigen Hochwasser erzielt werden, war sich Fritz sicher. Darunter ist die Pegelhöhe bzw. die Abflussmenge eines Gewässers zu verstehen, die im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird. Der Experte ging auf Fördermöglichkeiten ein. Laut den Richtlinien entscheide die Wirtschaftlichkeit über die Förderfähigkeit. Ausgehend von einem Nutzen-Kosten-Faktor von 1. Bei der Verfolgung dieser Vorschläge liege dieser Faktor in Dallau über 1 - nämlich bei 4,8. "Dies ist sehr hoch, einer Förderung durch das Land dürfte damit nichts im Wege stehen", erklärte Fritz. Und darin war er sich mit Waldemar Ehrmann vom Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises einig. Das Land gewähre eine Förderung bis zu 70 Prozent.

Eine weitere Schwachstelle beim Hochwasserschutz im Industriegebiet werde mit der Errichtung einer Mauer beseitigt, die rund 40.000 Euro koste.

Auf Anregung des Fachmanns Markus Fritz beauftragten die Elztaler Gemeinderäte die Verwaltung, die Flussgebietsuntersuchung auf den sogenannten "Dorfbach" auszuweiten. Die Analyse wird ebenfalls das Büro Wald und Corbe vornehmen.


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