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Eisenbahnstraße Mosbach: Die Bäume sind weg, die Verärgerung da

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Von Stephanie Kern

Mosbach. Von einer "sinnlosen Aktion" sprechen Schüler und Lehrer der USS Bildung in der Mosbacher Eisenbahnstraße. Zwei Ahornbäume wurden in der vergangenen Woche direkt vor dem Gebäude gefällt. "Diese Bäume sahen gut aus und waren gesund", meinte nach der Fällung der Leiter der USS.

Die USS ist Mieter in dem Gebäude, das von der "Strabag Property- & Facilityservices GmbH" verwaltet wird. Gabriele Renard von der Unternehmenskommunikation des Immobiliendienstleisters sagt auf Nachfrage: "Die Bäume waren krank und die Standfestigkeit nicht mehr gegeben." Es habe schon Astbruch und Totholz in der Krone gegeben, die Ahornbäume seien von einem Pilz befallen gewesen. Ein Dienstleister habe die Standfestigkeit der Bäume beurteilt und entschieden, sie zu fällen.

Eine solche Einschätzung im Nachhinein zu widerlegen, sei schwierig, meint Christian Thumfart von der Stadtverwaltung Mosbach. In der Stabsstelle Grün- und Freiflächen ist Thumfart für etwa 4500 Bäume im öffentlichen Bereich zuständig. Seine Aufgabe: Die Bruch- und Standsicherheit aller städtischen Bäume zu beurteilen, bei denen in irgendeiner Form öffentlicher Verkehr herrscht. Die an Straßen, Plätzen oder öffentlichen Anlagen stehen. Er sagt: Ein Baum kann lebendig und grün sein und nur noch von einer Wurzel so dick wie ein Unterarm versorgt werden." Die Standfestigkeit sei dann aber nicht mehr gegeben. Beurteilen könne man das nur, wenn man die Bäume beobachte.

"An jedem Baum gibt es andere Anzeichen dafür, dass er krank ist", sagt Thumfart. Irgendwann stehe dann ein Zugversuch an. Wenn der negativ ausfällt, muss der Baum gefällt werden. "Jeder muss selbst wissen, wie weit er mit einem Baum gehen kann." Thumfart ist einer, der eher weiter geht und denkt; die Geistereiche hat er zum Beispiel mit Stahlseilen gesichert und in ein Korsett gezwängt.

Die größten Feinde der Bäume seien Klimawandel, Streusalz, Schädlingsbefall und Bauarbeiten. Denn gerade dabei würden Wurzeln oft beschädigt. Pilze können eindringen, das Wurzelwerk fault. Bis ein Baum dann tatsächlich nicht mehr standsicher ist, vergehen zwar zehn bis 20 Jahre. Aber nach dieser Zeit müsse dann gehandelt - sprich gefällt - werden. Zu beobachten sei das im Moment im LGS-Park. Für die Landesgartenschau im Jahr 1997 waren Wege angelegt und eventuelle Wurzelverletzungen nicht gemeldet worden. "Wenn man so etwas gleich merkt, kann man reagieren", so Thumfart.

In den Privatgarten kann die Stadtverwaltung aber sowieso nicht eingreifen, eine spezielle Genehmigung, um einen Baum zu fällen, braucht man nicht. So genannte "Baumschutzsatzungen" seien zwar "vor langer Zeit" einmal im Gespräch gewesen, die Stadtverwaltung habe sich aber gegen diesen Weg der Reglementierung entschieden, erklärt Pressesprecherin Meike Wendt. Es gebe die Möglichkeit, Bäume als Naturdenkmal zu deklarieren. Man sei gerade dabei, diese Verordnung zu aktualisieren, neue Bäume aufzunehmen und "Altlasten" zu streichen. Der Immobiliendienstleister will dem Besitzer des Gebäudes an der Eisenbahnstraße nun vorerst eine Neubepflanzung vorschlagen ...


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