Mosbach. (lah) Sie veröffentlichte im zarten Alter von neun Jahren ihr erstes Gedicht in der "Mosbacher Zeitung". Sie engagierte sich während des Deutschen Kaiserreichs für Tierschutz und empörte sich darüber, dass Frauen zu Modepuppen degradiert wurden. "Nieder mit dem Korsett", lautete ein knackig-kämpferischer Slogan von Augusta Bender. Zu einem "Date" mit der Schefflenzer Dichterin lud der Verein "Literatur-Museum Augusta Bender" ins Foyer des Landratsamts ein.
Ein großer Reisekoffer in den Schefflenztalsammlungen, das war das Erste, was der Katzentaler Künstler Peter Lahr vor rund 15 Jahren von Augusta Bender kennenlernte. Den Rahmen seiner aktuellen Ausstellung im Landratsamt nutzte er gerne, um etwas die Werbetrommel zu rühren für die vielfach verkannte Autorin, an die bald ein Literaturmuseum in Schefflenz erinnern soll.
Dafür engagieren sich Dorothee Roos und die Journalistin Stephanie Kern, die beide im dialogischen Wechselspiel das gut einstündige "Treffen" bestritten. Dabei lernten die Zuhörer nicht nur das von Brüchen und großer Willenskraft geprägte Leben der hochbegabten Dichterin kennen. Sie erlebten darüber hinaus eine klug arrangierte Auswahl an Kostproben aus Benders vielseitigen Arbeiten - was bei vielen die Neugier auf mehr weckte. Ihrer Zeit war Bender als "Kind" des 19. Jahrhunderts zwar voraus. Doch nach ihrem Tod 1924 - nur wenige Meter entfernt vom "Spielort" der Lesung, im ehemaligen Kreisaltersheim, das heute zum Landratsamt gehört - geriet sie schnell in Vergessenheit.
Schon in der Schule zeigte sich "das Drama eines hochbegabten Kindes", eröffnete Dorothee Roos den Lebensbogen mit der Kindheit, nachdem Stephanie Kern aus Benders Autobiografie einige Sätze über deren geliebte Mutter gelesen hatte. Bei dieser fand das Mädchen immerhin Verständnis und lernte volkstümliche Märchen, Gedichte und Lieder kennen. "Lebenslange Armut ist das Los der meisten Dichter", gab die Mutter ihrer Tochter mit auf den Weg.
Auch für Augusta Bender, die später jahrelang zwischen den USA und Baden pendelte, war der Kampf ums finanzielle Überleben eine alltägliche Realität. "Es war eine erste Berührung", erklärte Roos am Ende der Lesung und skizzierte den aktuellen Stand der Planungen zum Literaturmuseum. "Wir wollen auch hinkriegen, dass die Leute ihre Romane und Gedichte wieder lesen", hoffte sie zusammen mit Stephanie Kern.