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Schwarzach: Barrierefreiheit heißt Lebensqualität für alle

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Stuttgart/Schwarzach. Inklusion braucht umfassende Barrierefreiheit. Jede Barriere ist eine zuviel. Deshalb müssen sie weg. Zwölf Städte und Gemeinden wurden in der vergangenen Woche im Rahmen des vom Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg ausgelobten Wettbewerbs "Alle inklusive: barrierefreie Gemeinde in Baden-Württemberg 2017" für ihr vorbildliches Engagements für ein "Leben ohne Barrieren" ausgezeichnet. Darunter ist auch Schwarzach. Manne Lucha, Minister für Soziales und Integration Baden-Württemberg und Schirmherr des Wettbewerbs, würdigte bei der Preisverleihung in Stuttgart die Preisträger.

"Barrierefreiheit beginnt im Kopf. Daher müssen wir auch hier ansetzen. Wir müssen unsere Haltung und Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung ändern. Vorurteile, Missverständnisse und Unsicherheiten dürfen hier keinen Platz haben. Die heute ausgezeichneten Gemeinden haben das vorbildlich verinnerlicht. Es sind Gemeinden, die das Thema Inklusion nicht nur in ihre Leitbilder geschrieben haben, sondern ganz konkret im Alltag leben - dort, wo sich Menschen begegnen", sagte der Minister.

"Barrierefreiheit umfasst weit mehr als abgesenkte Bordsteine, stufenlose Zugänge, Aufzüge und Rampen. Dazu gehören ebenso Orientierungshilfen, Informationen in "Leichter Sprache", Kommunikationshilfen für Menschen, die keine Lautsprache haben, und vieles mehr", machte Thomas Seyfarth, Landesvorsitzender des Verbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, deutlich. "Wir wissen, dass es die perfekte barrierefreie und inklusive Gemeinde - noch nicht - gibt. Inklusion geht uns alle an und gelingt nur gemeinsam."

Ausschlaggebend für die Preisverleihung war, dass die Gemeinden möglichst durchgängig in den unterschiedlichen Handlungsfeldern wie Bildung und Erziehung, Verwaltung, Wohnen, Öffentlicher Personennahverkehr, Freizeit/Kultur/Sport, Handel und Gewerbe sowie im Tourismus Barrieren abbauen und Inklusion leben. "Die Preisträger 2017 sind Leuchttürme auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft", betonte die Geschäftsführerin des Landesverbandes, Jutta Pagel-Steidl.

Die Esslinger Architektin und öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für barrierefreies Bauen, Ilona Hocher-Brendel, stellte bei der Preisverleihung gelungene barrierefreie Bauprojekte vor. Für Menschen im Rollstuhl sind Falschparker auf den wenigen Behindertenparkplätzen mehr als nur ein Ärgernis. Mit "Lovely Rita - Ordnung muss sein" machte der Heilbronner Journalist Uwe Kaiser humorvoll auf das Problem aufmerksam und rückte damit die wertvolle Aufgabe der Politessen ins richtige Licht. Das Projekt wurde mit dem Heilbronner Bürgerpreis 2017 ausgezeichnet.

Der Wettbewerb hat auch Lücken in der barrierefreien Infrastruktur sichtbar gemacht: So fehlten barrierefreie und bezahlbare Wohnungen. Noch immer könnten Menschen mit Behinderung nur selten Busse und Bahn alleine nutzen. Nur in wenigen Orten seien Rollstuhl-Taxen unterwegs. Orientierungshilfen für blinde oder sehbehinderte Menschen gebe es kaum. Auch Kommunikationshilfen für gehörlose und schwerhörige Menschen seien selten. Informationen in "Leichter Sprache" fehlten oft. Unbefriedigend sei die Situation insbesondere im Bereich Gastronomie, Hotel, Freizeit und Tourismus. Im Durchschnitt sei nur etwa jede vierte Gaststätte stufenlos zugänglich. Davon verfüge maximal die Hälfte über eine Rollstuhltoilette. Eine "Toilette für alle", also eine Rollstuhltoilette mit einem Wickeltisch für Erwachsene und Patientenlifter, gebe es bislang nur 25 Mal im Land. Pagel-Steidl: "Barrierefreiheit umzusetzen, ist ein Prozess, der andauert."


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