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Neckar-Odenwald-Kreis: So verbringen Patienten Weihnachten in den Kliniken

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Neckar-Odenwald-Kreis. Es gehört zum Selbstverständnis des Ethikkomitees der Neckar-Odenwald-Kliniken, sich öffentlich über Fragen und Themen zu äußern, die Patienten, deren Angehörige, Pflegerinnen und Pfleger sowie Ärztinnen und Ärzte gleichermaßen berühren. Dies gilt für das interdisziplinär besetzte Komitee auch dann, wenn solche Fragen keinen direkten medizinischen Bezug haben. Zu diesen Themen zählt der Sprecher des Ethikkomitees, Chefarzt Dr. med. Thomas Hüttenhain, auch die Advents- und Weihnachtsstimmung im Krankenhaus. Vor allem Heiligabend und die folgenden Feiertage werden von allen, die dann im Krankenhaus sind, in unterschiedlicher Weise als besonders erfahren.

Ute Steinbrück, Leiterin des Bildungsinstituts für Gesundheits- und Krankenpflege an den Neckar-Odenwald-Kliniken, richtete sich mit einer spontanen Befragung Anfang Dezember in einer Unterrichtsstunde an die Pflegeschülerinnen: "Was bewegt Euch an Weihnachten im Krankenhaus?" Die Antworten waren vielfältig und zeigten ausnahmslos, dass die Kommerzialisierung und Banalisierung dieses großen Christenfestes genau dort aufhört, wo man die Tür zu einem Krankenhaus aufmacht und hineingeht.

Eine Pflegeschülerin bringt es ganz schlicht auf den Punkt: "Weihnachten zu arbeiten, finde ich nicht schlimm. Da ist immer eine besondere Stimmung im Krankenhaus." Ihre Mitschülerin führt zum Thema aus: "Im letzten Jahr hatte ich Weihnachten Dienst und habe gut gelaunte Patienten erlebt. Sie haben allen Schwestern frohe Weihnachten gewünscht, die Zimmer wurden von den Angehörigen weihnachtlich geschmückt, es war eine ganz besondere Stimmung." Eine dritte Pflegeschülerin meinte: "Mir ist es wichtig, den Patienten besonders an diesen Tagen das Gefühl zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind."

So unterschiedlich die Antworten sind, und so weit sich der Bogen über die in den Zitaten anklingenden Gefühlslagen spannt, so sehr fällt auch auf, dass alle Antworten das Wörtchen "besonders" verwenden, um die Stimmung an Weihnachten im Krankenhaus zu beschreiben. Schulleiterin Ute Steinbrück schildert es so: "Die Welt wird an diesen Tagen kleiner. Man rückt auch im Krankenhaus gerne enger zusammen. Im Gegensatz zum zerstreuten, lauten und betriebsamen sonstigen Alltag wird es in den Patientenzimmern, Fluren, Arzt- und Stationszimmern stiller und bedächtiger als sonst. Man schenkt sich an den Weihnachtstagen gegenseitig mehr Zuwendung und Achtsamkeit. Das betrifft Ärzte und Pflegeteammitglieder untereinander ebenso wie deren Verhalten gegenüber den Patienten. Und auch bei den Patienten, die an Weihnachten hier sein müssen, merkt man in den meisten Fällen eine ungewöhnliche Sanftmut, manchmal, bei lebensbedrohlichen Krankheiten, auch leicht in Traurigkeit und Sorge mündend."

Chefarzt Thomas Hüttenhain findet, dass solche Patienten gerade an den Weihnachtstagen einer besonderen Zuwendung von Ärzten bedürfen. "Damit meine ich eine Art des persönlichen Annäherns, das über medizinische Hinweise hinausgeht, nicht nur die Krankheit des Patienten anspricht, sondern den Kontakt zur ganzen Person sucht. So etwas ist nicht allein eine Aufgabe der Krankenhausseelsorger, sondern auch die der Ärzte und Pfleger. Auch wir als Mediziner tun gut daran, wo es angebracht ist, Empathie und Mitmenschlichkeit zum Ausdruck zu bringen."

Darunter versteht Dr. Hüttenhain nicht zeitintensive Gespräche am Krankenbett, "sondern ein kurzes Nachfragen nach dem Zuhause der Patienten, Aufmunterungen, freundliche Blickkontakte oder andere kleine Gesten, die besonders an Weihnachten als wohltuend wahrgenommen werden." Und in diesem Zusammenhang ist es Chefarzt Hüttenhain wichtig, allen Mitarbeitern Dank und Anerkennung auszusprechen, die an den Feiertagen Dienst tun, anstatt in der eigenen Familie zu feiern.

Für den Sprecher des Ethikkomitees der Neckar-Odenwald-Kliniken ist die Advents- und Weihnachtszeit im Krankenhaus auch eine Zeit, in der er auf das ausklingende Jahr zurückblickt: "Dabei denke ich an Menschen, die wir verloren haben. Es kommen mir aber auch schöne Situationen in den Sinn, in denen es geglückt ist, Gesundheit und Lebensqualität zu erhalten, sogar Leben zu retten", sagt Hüttenhain.

"Ich denke in der Weihnachtszeit auch öfter an den in einer anderen Klinik erlebten Brauch, bei einem Klinik-Gottesdienst zum Jahresende all derer zu gedenken, die im Laufe des Jahres in der Klinik verstorben sind. Weihnachten im Krankenhaus ist für mich eine Zeit des Innehaltens, des Nachdenkens, der Demut und des Kraftschöpfens."


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