Von Dominik Rechner
Limbach. Das Interesse war riesengroß, von Politikverdrossenheit keine Spur: Die Limbacher Sporthalle platzte am Donnerstagabend bei der gemeinsamen Kandidatenvorstellung aus allen Nähten. Rund 650 Bürger waren gekommen - für einige reichte es nicht mehr zu einem Sitzplatz - um sich ein Bild von den drei Bürgermeisterkandidaten Benedikt Münch, Thorsten Weber und David Ackermann zu machen.
"Das große Interesse hängt sicher auch mit dem guten Bewerberfeld zusammen, aus dem wir auswählen können", stellte Bürgermeister Bruno Stipp fest, der als Moderator durch den Abend führte und nach 16 Amtsjahren in den Ruhestand gehen wird. Mit dem großen Interesse im Vorfeld verband er auch den Wunsch einer guten Wahlbeteiligung am 28. Januar, wenn sein Nachfolger gewählt wird. Bevor die Kandidaten an der Reihe waren, erklärte Stipp kurz die Regularien. In der Reihenfolge des Eingangs ihrer Bewerbungen hatte jeder Kandidat 15 Minuten Zeit, seine Person, sein Programm und seine Ziele vorzustellen (siehe unten). In einer anschließenden Fragerunde hatten die Bürger die Gelegenheit, den Kandidaten auf den Zahn zu fühlen.
Benedikt Münch betonte, er sei jung genug, auch längerfristige Themen zu entwickeln und nachhaltig umzusetzen und andererseits durch seine Tätigkeiten als Kämmerer in Künzelsau und Ravenstein auch erfahren genug, um sich der Herausforderung als Bürgermeister in Limbach zu stellen. Er bezeichnete sich als "Teamplayer" und wolle den Bürgern ein verlässlicher Ansprechpartner sein. Sein Grundsatz sei: "Miteinander und nicht übereinander reden". Er werde unvoreingenommen und sachlich seine Entscheidungen zum Wohle der Gemeinde Limbach treffen.
Thorsten Weber stellte seine Berufserfahrung heraus - fast 28 Jahre in allen Bereichen der Kommunalverwaltung - und war sich sicher, dass er damit das Rüstzeug für das Bürgermeisteramt mitbringt. Er werde immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte sowie konstruktive Anregungen der Bürger haben.
David Ackermann hob insbesondere seine vertieften Kenntnisse als Jurist in allen Rechtsangelegenheiten, die die Gemeindearbeit betreffen, hervor. Für den gebürtigen Limbacher sei es eine Herzensangelegenheit, für die Interessen seiner Heimatgemeinde einzutreten. Er stellte heraus, dass ihn die Möglichkeit, sich als Bürgermeister für eine Vielzahl von Menschen einsetzen zu können, besonders motiviere.
Ein besonderes Augenmerk richteten alle drei Kandidaten natürlich auf die Ziele, die sie sich als Bürgermeister der Gemeinde Limbach stecken würden. Benedikt Münch unterstrich die Bedeutung einer nachhaltigen und soliden Finanzpolitik "gerade auch im Sinne der nachfolgenden Generationen" und der Schaffung von genügend Wohnraum insbesondere für Familien. Thorsten Weber betonte ebenfalls den intergenerativen Gedanken: "Ich möchte keine Beschlüsse, die künftige Generationen auszubaden haben." Eine gleichmäßige Entwicklung mit Konsolidieren und maßvollem Investieren sei das Ziel. "Wichtigste Projekte in naher Zukunft sind die Schulerweiterung und das neue Feuerwehrgerätehaus", so Weber. David Ackermann sind Ökologie und Nachhaltigkeit besonders wichtig, konkret auch das Bauprojekt Schule und "dass man sich um Familien kümmert, damit die da bleiben".
Nach der Vorstellung der Kandidaten griffen die Bürger zum Mikrofon und richteten ihre Fragen zur Kommunalpolitik an die Bewerber. Nachdem es zunächst etwas dauerte, bis sich ein Bürger traute, war das Eis gebrochen, und es kamen doch einige Themen zur Sprache. Die Bürger verhielten sich dabei höchst vorbildlich: Ein sachlicher Umgangston prägte die Fragerunde.
Apotheke: Münch und Ackermann betonten die Schwierigkeit der Ansiedlung einer Apotheke in Limbach. Münch meinte, man müsse mit Apotheken aus der Umgebung sprechen. Eine Möglichkeit wäre, zunächst einen Filialbetrieb und dann eine Vollzeitapotheke anzubieten. Ackermann sagte dagegen, er habe mit Apotheken gesprochen. Es würden Kosten von 200.000 Euro anfallen, deshalb sei eine Apotheke in Limbach schwierig zu realisieren. Weber erklärte, dass er mit den Eigentümern des in Frage kommenden Gebäudes gesprochen habe und diese bereit seien, die Investitionssumme nicht zu hoch zu hängen. Er unterstrich die Bedeutung einer Apotheke angesichts von zwei Ärzten, einem Zahnarzt und einem Altenheim.
Sicherer Schulweg, Schutz vor Rasern: "Für die Sicherheit der Kinder könnte z.B. der Großvater den Weg zum Bus mitgehen, oder die Kinder tragen Warnwesten bei Dunkelheit", meinte Weber. Die Idee "Eltern oder Großeltern" als Begleitpersonen hielt auch Münch für gut. Ackermann und Münch hielten die Idee eines beleuchteten Schulwegs für gut. Außerdem könnten Schulsozialarbeiterinnen Hilfestellungen für die Kinder leisten, so Ackermann. Damit die Kinder von Autofahrern gesehen werden, könnten auch Symbole an Straßenlaternen angebracht werden, um auf Kinder aufmerksam zu machen. Eine Signaltafel mit Geschwindigkeitsanzeige sei eine Möglichkeit, Raser etwas zu bremsen, meinten Münch und Ackermann. Gehe es nach Münch, würde auch mehr geblitzt werden. Weber war dagegen der Meinung, dass Geschwindigkeitsanzeigen wenig brächten und würde eher verkehrsbremsende Maßnahmen (z.B. Verkehrsinseln) an den Ortseingängen bevorzugen.
Flüchtlinge: Den größten Applaus seitens der Zuhörer erntete hier Thorsten Weber. Er berichtete aus seinem Erfahrungsschatz von zwei Jahren als Flüchtlingshelfer in Gemeinschaftsunterkünften in Buchen. Für die Anschlussunterbringung fielen auf Limbach 34 Asylbewerber. Das seien zu 70 Prozent Einzelpersonen. Man müsse auch mögliche Familiennachzüge im Vorfeld abklären. "Wenn wir das gemeinsam anpacken, schaffen wir es, die Flüchtlinge zu integrieren", stellte er klar. Münch betonte, dass die Flüchtlinge nicht an einem Ort geballt wohnen sollten, sondern auf verschiedene Unterkünfte verteilt. So gelinge die Integration besser. Ackermann gab zu bedenken, dass die Gemeinde nicht die anfangs kolportierten rund 70 Asylbewerber unterbringen könne.
Polizei: Alle drei Kandidaten untermauerten die Wichtigkeit der Polizei im ländlichen Raum und kritisierten die Polizeireform, die einen herben Verlust von Personal auf dem Land nach sich gezogen habe. Es könne nicht sein, dass der ländliche Raum ausblutet, so Münch. Weber formulierte es noch drastischer: "Die Polizeireform war murks!" Er unterstrich explizit auch die Bedeutung des Polizeipostens in Wagenschwend.
Lange Busfahrtzeiten: Weber erwähnte ein Landes-Gemeinde-Verkehr-Gesetz, über das man eine mögliche Verbesserung erreichen könne. Er werde in Kontakt mit dem Land bleiben, denn dies liege nicht in Gemeindehand. Ackermann betonte: "Es gibt dicke Bretter zu bohren, aber ich werde keine Ruhe geben." Münch sagte: "Die Gemeinden müssen zusammenarbeiten und sich mit dem Kreis und ÖPNV-Vertretern auf eine eine vernünftige Lösung verständigen."
Ganztagesbetreuung: Diese Frage richtete sich an Thorsten Weber. Es gelte, mit den für die Kindergärten verantwortlichen kirchlichen Trägern zu reden. "Wenn der Bedarf da ist, werden wir das auch umsetzen", so Weber. Wenn ein Ganztagesangebot von Seiten der Eltern gewünscht werde, so würde dies ebenfalls unterstützt werden.
Info: Die Bürgermeisterwahl findet am Sonntag, 28. Januar, statt.