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Heftiger Wasserverbrauch: Wie ein Rentnerpaar aus Obrigheim mit dem Wasserversorger kämpft

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Von Heiko Schattauer

Obrigheim. Wasser ist kostbar. Das ist bekannt. Wasser kann aber auch richtig kostspielig werden. Zumindest dann, wenn sich auf dem Wassergebührenbescheid ein Verbrauchswert findet, der fast fünfmal höher ist als in den Jahren zuvor. Edgar Krahl und Anita Leiss aus Obrigheim ist unlängst so ein Bescheid ins Haus in der Kirstetter Straße geflattert. 1190 Kubikmeter Wasser sollen im Berechnungszeitraum von Januar bis November 2017 durch die Leitungen des Zweifamilienhauses geflossen sein. In 315 Tagen soll so viel Wasser verbraucht worden sein wie zuvor in fünf Jahren zusammen. Mehr als 4000 Euro fordert der Wasserversorger - der Zweckverband Wasserversorgungsgruppe Mühlbach - von dem Rentnerpärchen. Anita Leiss ist mit den Nerven am Ende: "Ich kann nachts nicht mehr schlafen wegen der Geschichte mit dem Wasser", sagt die Obrigheimerin, ihre Stimme zittert, sie ist den Tränen nahe.

Wie aber kommt es zur horrenden Rechnung? Wie viel Wasser ist tatsächlich ins Zweifamilienhaus (und wieder ins Abwasser) geflossen? Wie lässt sich der ermittelte Wert erklären? Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen wird klar: Die Geschichte ist ein wenig kompliziert. Und sie hat eine Vorgeschichte. Im November 2012 war die Wasseruhr im Haus von Krahl und Leiss gewechselt worden, sauber dokumentiert mit dem Zählerstand "0". Schon bei der ersten Ablesung für die Ermittlung des Jahresverbrauchs soll das Zählwerk nun allerdings "gesprungen" sein, versichern Edgar Krahl und Anita Leiss. Die (fälschlich) angezeigten 1230 Kubikmeter habe man dem Wasserversorger auch übermittelt, erklärt Anita Leiss. In dessen Jahresabrechnung seien aber nur 230 m3 aufgetaucht, die "Tausenderzahl" - wie in den folgenden Jahren auch - nicht berücksichtigt worden. Bis zur Jahresrechnung 2017...

Anita Leiss macht sich nun Vorwürfe, dass sie dem Wasserversorger gegenüber nicht von Anfang an nachdrücklich auf den "falschen" Tausenderwert hingewiesen hat. Beteuert aber zugleich, dass der eben vom ersten Ablesen (von ihr selbst erledigt) an tatsächlich da gewesen sei.

In den Abrechnungen, die dem Rentnerpaar seit 2012 vom Zweckverband zugegangen sind, taucht die Tausender-Eins allerdings nie auf. Dafür erfolgt dann in besagtem Abrechnungszeitraum 2017 ein Sprung von 908 auf 2098 Kubikmeter verbrauchtem Wasser auf der Uhr. Für die darauffolgenden 50 Tage ist ein Verbrauch von 29 m3 angegeben - was aufs Jahr umgerechnet wieder zu einem Jahreswasserbedarf von rund 210 Kubikmetern führen würde.

Vonseiten des Wasserversorgers verweist man auf die in den Abrechnungen angegebenen Zählerstände. Die Wasseruhr wurde im Dezember 2017 von einem Mitarbeiter des Zweckverbands ausgebaut und einer Überprüfung durch eine staatlich anerkannte Prüfstelle unterzogen. Am Ende des reichlich geschwärzten Prüfberichts, den man Edgar Krahl gemeinsam mit der Ablehnung des eingelegten Widerspruchs hat zukommen lassen, steht das Ergebnis: Befundprüfung bestanden. Im Widerspruchsbescheid wird zudem ausgeführt, dass "nach Zählerstandsüberlassung bei aufgetretenen Unplausibilitäten" immer wieder der Kontakt zum Hauseigentümer gesucht worden sei. Der habe die Zählerstände 447 (11/2014), 656 (11/2015) und 877 (11/2016) nach Rücksprache auch bestätigt, ist im Schreiben des Zweckverbands zu lesen.

"Das stimmt einfach nicht", entgegnet Edgar Krahl. Und verweist seinerseits auf die Dokumentation eines E-Mail-Verkehrs aus dem November 2014, in dem ihm ein abgelesener Zählerstand von 1447 Kubikmetern bestätigt wurde. "Alle Daten wurden erfolgreich übertragen", heißt es da noch ergänzend, eine Beanstandung der gemailten Ablesedaten sei nicht erfolgt. Andere Belege dafür, dass die nun berechneten 1000 Kubikmeter schon seit Jahren auf der Uhr standen, hat der Obrigheimer indes nicht. Er ärgert sich, die Ablesestände nicht fotografiert oder anderweitig dokumentiert zu haben. Er geht von einem sogenannten "Rollensprung" aus. Das Phänomen, das sich auf einer Wasseruhr eine falsche Zahlenreihe mitdreht, ist nicht unbekannt, wenn auch eher selten. Für Krahl ist es die einzige Erklärung: "Wir hatten nie einen Wasserrohrbruch oder sonst einen Vorfall, der diesen immensen Verbrauchsanstieg erklären könnte."

Die 4000 Euro, die vom Wasserversorger bereits eingezogen worden waren, hat der Rentner erst einmal zurückbuchen lassen, sich zudem juristischen Beistand geholt. Bei der Wasserversorgungsgruppe Mühlbach will man sich zum Fall nicht äußern. Auf RNZ-Nachfrage erläutert Geschäftsführer Frank Wittmann lediglich das allgemeine Vorgehen beim Auftreten "nicht nachvollziehbarer Verbräuche". Wenn die einwandfreie Funktion des Zählers feststehe, sei dieser "Abrechnungsinstrument Nummer eins". Zum nicht wirklich nachvollziehbaren Verbrauch in der Kirstetter Straße in Obrigheim will man keine Auskunft geben. Schon aus Datenschutzgründen gebe es "nur eine Korrespondenz mit dem Kunden selbst".

Unabhängig vom Ausgang des "Obrigheimer Wasserfalls" hat Edgar Krahl eine Lehre für sich gezogen. "Alle zwei Wochen fotografiere ich die Zählerstände". Das kostbare Gut soll für ihn nie mehr so kostspielig werden.


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