Von Judith Blüthner
Mosbach. Patrick Lindner, einer der beliebtesten Schlagerstars Deutschlands, war gemeinsam mit musikalischen Freunden am Donnerstagabend zu Gast in der Alten Mälzerei. "Heimatgefühl" - unter diesen schönen Titel hatte Lindner das Bühnenprogramm gestellt. Dazu hätte er nach Mosbach wohl kaum eine passendere Begleiterin als die Schlagersängerin Liane auf die Bühne holen können. Gerne war seine "zauberhafte" Kollegin nach Mosbach gekommen. Die Walldürnerin verbindet mit Mosbach einige Erinnerungen, denn hier habe sie gearbeitet, und sie meinte, im Publikum einige bekannte Gesichter zu entdecken. Ihr erster Titel "Gefühle der Heimat" drücke ganz gut aus, was in ihr vorgehe, auch wenn sie mittlerweile ihre neue Heimat in Sindelfingen gefunden habe.
Doch vor dem glänzenden Auftritt Lianes ließen "Die Stimmen der Berge", vier hervorragende Solisten, deren gemeinsame Karriere bei den Regensburger Domspatzen begann, die Sonne über den Alpen aufgehen. "Wenn die Sonne erwacht in den Bergen" - auch das ist eine Melodie der Heimat, nämlich die der "jungen" Herren in schnieken Anzügen mit weißem Hemd und Fliege. Sie bezeichnen sich selber als die "vier schlimmsten Männer Bayerns", in sozialen Netzwerken gelten sie als die "Boygroup der Volksmusik" oder Männerchor mit modernem Liedgut.
Ihr Repertoire für den Abend in der Mälzerei war bunt gemischt. Der stimmungsgeladenen Volksmusik folgten Kirchenlieder aus der eigenen Feder. An die "wunderschöne" Zeit im Knabenchor erinnerten sie mit einem lupenreinen A-cappella-Stück, einer Lobeshymne auf ihre bayerische Heimat.
"Ich lass’ nur noch Sonne in mein Herz", lautet das Lebensmotto von Liane. Heimatverbunden, mit der Sehnsucht nach Sonne im Herzen und auf der Haut, nahm die Schlagersängerin das ausgelassene Publikum gesanglich mit zu ihrem Lieblingsreiseziel Italien. Auf die Straße der Liebe ging es, zur "Via Dell amore". Das Gefühl von heiler Welt und ein wenig Liebe brauchen nicht nur Frischverliebte. Ausgelassen wurde in den Stuhlreihen mitgeklatscht, geschunkelt und gesungen. Italien scheint also nicht nur ein Sehnsuchtsort der Walldürnerin zu sein. Es ist das favorisierte Urlaubsziel der Wirtschaftswunderzeit. Zahlreiche Schlager besingen die italienische Lebensart.
"Die Stimmen der Berge" entführten mit dem richtigen Schmelz in der Stimme gleich mit einem ganzen Medley nach bella Italia. Dazu swingten sie über die Bühne mit dem Groove in den Beinen, man fühlte sich zurückversetzt in die Zeit großer Tanzorchester und wöchentlicher Fernsehshows. Ein Hauch von Nostalgie wehte durch den Saal.
Im kommenden Jahr feiert Patrick Lindner bereits sein 30. Bühnenjubiläum. In Erinnerung an seine Anfangszeit hatte er Lieder von damals im Gepäck. "Die kloane Tür" habe ihm den Weg zum großen Erfolg geöffnet. Heute weiß er, dass die kleinen Dinge des Lebens immer zu den wichtigsten Dingen des Lebens gehören werden. Sein Publikum lud er schon einmal zu einem kleinen Vorgeschmack auf das Jubiläumsjahr ein. Denn dann soll es mit der MS Berlin, zu einer Kreuzfahrt rund um den "Stiefel" gehen, bis nach Venedig - "Komm’, wir fahren aufs weite Meer hinaus".
Nach einem kurzen Exkurs zurück zu traditionellem Liedgut wie "Hoch auf dem gelben Wagen", das jeder mitsingen konnte, folgten im zweiten Programmteil überwiegend Schlager aus dem benachbarten Italien sowie aus Böhmen. Ein Höhepunkt jagte den anderen, und im Saal wurde mit steigender Begeisterung mitgeschunkelt und gesungen. Fritz aus Eberbach durfte sogar mit seinem Idol Liane ein Tänzchen wagen.
Kaum war das letzte Lied verklungen, brandeten auch schon die Zugabeforderungen auf. "Es war ein traumhaft schöner Abend", bekräftigte Lindner und sprach damit wohl auch seinem Publikum aus dem Herzen. Zum Abschluss zeigte er noch einmal, was einen großen Entertainer ausmacht: die Mischung aus laut und leise, das Spiel mit den Gefühlen. Zunächst lud er mit einem provokant motivierenden "Im Neckartal, da leben die Spanier Deutschlands" zum feurigen Mitsingen von "Viva Espana" ein und ließ den Abend mit dem stimmungsvollen "Sierra madre" ausklingen.