Von Heiko Schattauer
Mosbach. Felgen und Reifen, Lautsprecherboxen und Verstärker, Staubsauger und Boiler - mit den Fundstücken des Mosbacher "Stadt-Putz-Tags" hätte man sich locker eine Art Grundausstattung zusammenstellen können. "Ein Sofa haben wir auch gefunden", berichtete Mosbachs Bürgermeister Michael Keilbach dazu passend, zumal am Ende auch reichlich alte Klamotten und offenbar nicht mehr allzu gefragte Haushaltsartikel in den Eimern der Putzkolonnen gelandet waren. Schon erstaunlich, was so alles in der Natur landet, wo es doch hierzulande für alle möglichen (Rest-)Stoffe eine entsprechende Abgabestelle gibt.
Dass die theoretisch unnötige Aktion, zum vierten Mal von der Stadtverwaltung Mosbach initiiert und organisiert, in der Praxis durchaus notwendig und sinnhaft ist, verdeutlichte am Freitagnachmittag der Blick in die Sammelstelle des Mosbacher Bauhofs. Zum Ende der konzertierten Sammlung, in deren Rahmen zuvor im Stadtgebiet etliche Zweier-Teams und Gruppen mit Müllzangen und -eimern unterwegs gewesen waren, hatte sich der Container mit blauen Restmüllsäcken gut gefüllt. Neben dran fanden sich zudem noch reichlich Elektronikschrott und Autoteile.
Die rund 60 Helfer, die am Stadt-Putz-Tag im Kernstadtgebiet von Mosbach aktiv waren, hatten also ganze Arbeit geleistet, sich von Sechs Grad Celsius und Nieselregen nicht abhalten lassen. Der mit einem gemeinsamen Vesper belohnte Einsatz für die Umwelt kennt eben kein schlechtes Wetter. Und kein Alter, wie Alexander, Amaranta und Co. von der Naju bewiesen. Erstmals war auch die Nachwuchsorganisation des Naturschutzbunds (Nabu) sammelnd mit dabei.
Wetterfest in Matschhose und Gummistiefel verpackt, hatten die jüngsten Freiwilligen offenbar richtig Freude an der "Arbeit" für den guten Zweck: "Das hat Spaß gemacht", erklärt die achtjährige Amaranta, ihr gleichaltriger Mitsammler Alexander nickt bestätigend. Ganz viele Zigarettenstummel, leere Flaschen und gebrauchte Becher haben die beiden gemeinsam mit einer Handvoll weiterer junger Naturschützer und den erwachsenen Nabu-Aktiven eingesammelt und einer geordneten Entsorgung zugeführt. Und mithelfen wollen die Jüngsten aus der Nabu/Naju-Putzkolonne auch bei der nächsten Aktion: "Das machen wir nächstes Jahr wieder", versicherten Alexander und Amaranta.
Gut so, denn die Unterstützung der Aktion aus der Verwaltung heraus hat leider abgenommen. Nur gut ein Dutzend städtischer Mitarbeiter war dem Aufruf zur Sammelaktion am Freitagnachmittag gefolgt. "Die Freiwilligen von außen gleichen das glücklicherweise aus", so Mandy Epp, bei der Stadt für die Organisation des Stadt-Putz-Tags verantwortlich. Neben den Naturschützern waren auch diesmal Organisationen, Unternehmen und Privatbürger für die saubere Sache aktiv.
So suchte ein fleißiger Trupp der Johannes-Diakonie den Stadtpark nach Unrat ab, an der Elz waren DLRG-Aktive in Neoprenanzügen reinigend unterwegs. Schon vor dem eigentlichen Aktionstag hatten sich Mosbacher Schulen (LES, APG, NKG) eingebracht. Besonders der Einsatz am APG beeindruckte Mandy Epp: "Da waren alle Schüler Müll sammeln". Dass man den Putztag zu einer Aktionswoche ausgeweitet hat, habe die erwünschte Wirkung gezeigt, so Epp weiter: Das Feld der Mitstreiter hat sich damit erweitert, die eigentliche Idee wird weiter getragen und verbreitet.
In der Waldstadt pflegt man den freiwilligen Dienst an der Umwelt und für die Gemeinschaft bereits seit vielen Jahren. Am Samstag kam man dort zum Waldstadtputz zusammen - es war bereits die 20. Aktion dieser Art im Stadtteil! 50 Freiwillige, darunter auch Dekan Krall sowie zahlreiche Kinder und Jugendliche, sammelten die Hinterlassenschaften anderer ein. Neben der Grundschule beteiligten sich auch das Jugendhaus und die Pfadfinder an der Aktion.
Über die junge Verstärkung freute sich nicht nur Organisator Jürgen Blatz, zumal sie ein Stück weit zur "Bewusstseinsbildung" beitrage. Für eine Stärkung nach dem Einsatz sorgten die im gerade neu eröffneten Waldstadtmarkt vertretenen Betriebe. Unter den "gesammelten Werken" in der Waldstadt fand sich im Übrigen eine passende Ergänzung zu den Fundstücken aus dem Kernstadtbereich - ein kompletter Auspufftopf.