Quantcast
Channel: Mosbach
Viewing all articles
Browse latest Browse all 8199

Nach brutalem Raubüberfall im Masseldorn: Sechs Jahre Haft für "das kleinere Licht"

$
0
0

Mosbach. (mlo) Der Fall hatte bereits Anfang Februar für Aufsehen gesorgt. Da begann der Prozess gegen Aurel I., den ersten von mehreren mutmaßlichen Tätern, die im Juli 2017 einen brutalen Raubüberfall im Masseldorn begangen haben sollen. Dabei ließen die Räuber nicht nur reichlich Uhren, Schmuck und Bargeld im Gesamtwert von rund 10.000 Euro mitgehen, sondern fügten dem 71-jährigen Hausbesitzer, der sich zum Zeitpunkt des Überfalls im Badezimmer aufgehalten hatte, schwere Verletzungen zu.

Nachdem der erste Angeklagte Mitte Februar zu acht Jahren Haft verurteilt worden war, musste sich am heutigen Montag nun der zweite mutmaßliche Täter vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Mosbach verantworten. Die Staatsanwaltschaft warf dem 33-jährigen aus Rumänien stammenden Silviu G. schweren Raub in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor. Aufgrund des brutalen Vorgehens gegen den 71-jährigen Mann, der ebenso wie seine Tochter, die die Einbrecher überraschte, körperliche und psychische Schäden davontrug, forderte die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten.

Ende November 2017 war der Angeklagte in Rumänien festgenommen und aufgrund eines vom Amtsgericht Mosbach erlassenen Europäischen Haftbefehls nach Deutschland ausgeliefert worden, wo er sich seither in Untersuchungshaft befand. Da der gelernte Elektroinstallateur kein Deutsch spricht, konnte er sich während der Verhandlung nur mittels einer Dolmetscherin und seiner Anwältin zum Geschehen äußern.

Zwar räumte Silviu G. eine Beteiligung an dem Überfall ein, behauptete aber, ursprünglich nichts von einem geplanten Einbruch gewusst zu haben. Ende Juni vergangenen Jahres sei er aus Geldnotgründen nach Deutschland gekommen, um ein günstiges Auto zu kaufen und dessen Einzelteile dann in seiner Autowerkstatt in Rumänien gewinnbringend zu verkaufen.

Nachdem er sein mitgebrachtes Erspartes aber schnell für Glücksspiele sowie Bordellbesuche und Drogenkäufe aufgebraucht hatte, sei er in einer Wormser Bar von Aurel I. angesprochen worden, der ihn zunächst unter falschem Vorwand als Fahrer des Fluchtfahrzeugs angeheuert habe. Als Belohnung habe er ihm 2000 Euro und 10 Gramm Kokain versprochen.

Sechs Jahre Haft - so lautete schließlich das vom Vizepräsidenten des Landgerichts Mosbach, Dr. Alexander Ganter, verlesene Urteil. Im Vergleich zu Aurel I. sei Silviu G. bei dem Überfall "das kleinere Licht" gewesen, so Ganter in seiner Urteilsbegründung. Außerdem komme dem Angeklagten zugute, dass er in Deutschland nicht vorbestraft sei und dass er den Namen des mutmaßlichen Rädelsführers des Raubüberfalls preisgegeben habe.

Der Behauptung, dass sich der 33-Jährige ungewollt in die Sache verstrickt habe, schenkte die Kammer keinen Glauben, da Silviu G. schon in anderen europäischen Ländern, darunter Spanien und Österreich, strafrechtlich in Erscheinung getreten war. Auch seine Aussage, dass er dem 71-jährigen geschädigten Hausbesitzer zu Hilfe gekommen sei, als dieser von den Mittätern geknebelt und gefesselt wurde, hielt man aufgrund der gegenteiligen Aussage des Opfers für unglaubwürdig. Wegen der erdrückenden Beweislast (DNA-Spuren von Silviu G. wurden an Klebebandresten im Badezimmer sichergestellt) habe der Angeklagte vielmehr versucht, sein Geständnis der Beweissituation anzupassen, so Richter Alexander Ganter.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 8199