Von Heiko Schattauer
Mosbach/Obrigheim. Prüfung? Verschoben! Noch ein paar Tage mehr als geplant bleiben den Realschülern im Land, um sich auf die finalen Prüfungen auf dem Weg zur Mittleren Reife vorzubereiten. "Die Realschulabschlussprüfung im Fach Deutsch wird verschoben", verkündete am Montagabend, 18.45 Uhr, das baden-württembergische Kultusministerium via Pressemitteilung. An einer Realschule in Bad Urach hatte man - bereits am Freitag zuvor - einen vollständig geöffneten Umschlag mit beschädigtem Siegel festgestellt, in dem die Prüfungsaufgaben der schriftlichen Realschulabschlussprüfung im Fach Deutsch enthalten waren. Die Konsequenz: Der für Mittwoch geplante Auftakt zu den schriftlichen Prüfungen muss verschoben werden, die Deutschprüfungen sind erst am Ende des Schriftlichen dran - dann mit neuen Themen.
Schwer verärgert zeigt sich Kultusministerin Susanne Eisenmann über die Panne im Schwarzwald, mit Blick auf die betroffenen Schüler(innen) bekundete sie "großes Bedauern". Die Schüler selbst scheinen die Verschiebung "relativ gelassen" zu nehmen, wie Fabian Hilgenfeldt, Schulleiter der Realschule Obrigheim der RNZ berichtet. Die 84 angehenden Absolventen der RSO habe man am Montagabend über die Entwicklungen und Verschiebungen in Kenntnis gesetzt, ebenso wie das Kollegium und die Elternvertreter der Abschlussklassen.
An der Pestalozzi-Realschule in Mosbach informierte Schulleiter Marco Schirk die 75 Prüflinge im Wartestand am Dienstagfrüh über die neue Planung. Auch hier nahmen es die Schüler "eher locker", so mancher freute sich gar über die überraschend gewonnene prüfungsfreie Zeit, die nun zur Vorbereitung auf die Mathetestate (am Freitag vorgesehen) zur Verfügung steht. "Viele Schüler wussten ohnehin schon Bescheid, manche vielleicht sogar schon vor uns", so Schirk und Hilgenfeldt - parallel zur Mail an die Schulleitungen hatte das Kultusministerium die eingangs genannte Pressemitteilung verschickt.
"Die Entscheidung war eigentlich alternativlos", kommentiert Fabian Hilgenfeldt den Entschluss, die Prüfung nach dem Vorfall in Bad Urach zu verschieben. Die Prüfung wäre andernfalls anfechtbar gewesen. Für Hilgenfeldt und seine Schulleiterkollegen bedeutet die unüberlegte Öffnung des versiegelten Umschlags eine Menge an zusätzlicher Arbeit mit sich. "Organisatorisch ist das schon ein erheblicher Mehraufwand", erklärt Marco Schirk. Mit der eigentlichen Prüfung verschiebt sich nämlich auch das lange Zeit im Vorfeld geplante "Korrekturzeitfenster", Erst- und Zweitkorrektoren für die Deutschprüfungen müssen neu eingeteilt werden. RSO und PRS bilden diesbezüglich ein Schultandem, die beiden Korrekturrunden werden jeweils im gegenseitigen Austausch absolviert.
Die neuen Prüfungsunterlagen müssen sich die Schulleiter jetzt erst noch abholen. Vorgesehen ist dafür eine "persönliche Übergabe" (Schirk) am Schulamt in Mannheim. Zwei Tage vor dem neuen Prüfungstermin im Fach Deutsch (27.4.) werden die alten - in Obrigheim und Mosbach wie vorgesehen noch verschlossenen - Umschläge mit den Prüfungsunterlagen nach Mannheim (zurück) gebracht. Und die neuen zugleich mitgenommen. Neu wird nicht nur der große Umschlag an sich sein, sondern auch dessen Inhalt.
Das Kultusministerium wird nun die Ersatz-Prüfungsthemen auswählen. Von den einzelnen Regierungspräsidien werden im Vorfeld der Abschlusstests immer mehrere Themenvorschläge für die Deutschprüfungen eingereicht. "Eine Durchführung der Prüfung am 18. April mit den Prüfungsaufgaben des Nachtermins war nicht möglich, da die Vervielfältigung und Auslieferung der Aufgaben an sämtliche Schulen im zur Verfügung stehenden Zeitfenster nach ausdrücklicher Auskunft der Druckerei ausgeschlossen ist", erklärt die Pressestelle des Kultusministeriums.
Die angehenden Realschulabsolventen wird das Prozedere im Hintergrund ohnehin eher weniger interessieren. Deutsch taucht nun eben erst auf den letzten Metern des Prüfungslaufs auf, die erste Hürde ist auf dem Weg zur Mittleren Reife am kommenden Freitag mit mathematischem Wissen zu nehmen. Sofern die Umschläge bis dahin vorschriftsgemäß verschlossen bleiben ...