Von Peter Lahr
Neckarzimmern. Weithin sichtbar thront Burg Hornberg über dem Neckartal. Weithin sichtbar war auch das abenteuerlich anmutende Baugerüst, mit dem während der letzten Wochen der Bergfried umgeben war. An seiner höchsten Stelle ragt dieser stolze Turm weitere 33 Meter gen Himmel. Dem Wahrzeichen der Götzburg - der Mann mit der eisernen Faust und dem markanten Zitat lebte hier 45 Jahre - widmete sich der dritte Bauabschnitt der Sanierung.
Hauptziel des auf acht Jahre angelegten Maßnahmenbündels ist es, die "Burg von nationaler Bedeutung" langfristig zu sichern und zu erhalten. Besuchern aus aller Welt soll auch in Zukunft ein einmaliges Mittelalter-Erlebnis möglich sein. Im Gespräch mit der RNZ beschrieb Burgherr Dajo von Gemmingen die Hintergründe der Sanierung - ein Mammut-Projekt, das ohne staatliche Hilfen nicht möglich wäre.
Alles hat vor sieben Jahren begonnen, als im Ehrenberg’schen Palais eine Mauer einstürzte, erinnert sich von Gemmingen. Hatte man früher kleinere Mauerausbrüche in eigener Regie zu "flicken" versucht, so suchte man nun in Kooperation mit Ruth Cypionka, Gebietsreferentin des Landesamts für Denkmalpflege, nach einer umfassenderen Gesamtlösung. Am Ende stand ein Projekt, das (zunächst) in drei Teilabschnitte untergliedert, insgesamt 60 Baustellen abarbeiten sollte.
"Wenn alles fertig ist, haben wir acht Jahre eine Baustelle auf der Burg", erklärt Freiherr von Gemmingen. "Mit einer Grundfläche von 180 auf 70 Metern sind wir die größte Burg am Neckar, die sich in privater Hand befindet", deutet er das Ausmaß der Herausforderung an. Allein zehn Türme zählt er auf, die alle ertüchtigt werden mussten. Hinzu kamen die umlaufenden Mauern plus die einzelnen Gebäude.
Besonders schwer hatte es den Pulverturm erwischt. Da das Gebäude in sich instabil war, reichte es nicht, im zweiten Bauabschnitt den Mörtel zu entfernen. Letztendlich sorgen nun vier Eisenträger für eine dauerhaft haltbare Statik. Besonders spektakulär gestaltete sich die Arbeit am Bergfried. Hier mussten Dachstuhl und Treppen erneuert werden.
Ein Turm musste komplett zerlegt werden
Aber auch die Außenhaut wurde in die nachhaltige Sanierung miteinbezogen: "Oben ist viel Wind, da wird der Regen auch an die Mauern gedrückt, was im Winter zu Frostsprengungen führen kann", erläutert Dajo von Gemmingen. "Wenn man es nicht immer pflegt, galoppieren einem bald die Kosten davon."
Gleichwohl sollten, wo möglich, alte Bauteile - bis hin zu einzelnen Holzbalken - erhalten bleiben. Auch wenn oft eine komplette Neukonstruktion günstiger wäre. Aber nur so lasse sich ein "historischer" Gesamteindruck bewahren.
Froh ist der Burgherr, dass er die Besucher während der Baustellenzeit nicht aussperren musste. Bis zu 20.000 Menschen tauchen hier jedes Jahr in die Welt des Mittelalters ein. Auch im Zeitalter der Digitalisierung hält Dajo von Gemmingen das Burg-Erlebnis für unersetzlich: "Die Leute sollen nicht nur vor dem PC sitzen. Ein Film kann keinen Besuch ersetzen", davon ist er überzeugt. Hinzu komme die "sportliche Übung".
"Man steckt zwei Millionen Euro rein, aber es ist und bleibt eine Ruine", kommt er auf eine weitere Besonderheit der Sanierung zu sprechen. Während etwa der Erhalt des aus Sandstein gefertigten Heidelberger Schlosses die Allgemeinheit jährlich fünf Millionen koste, sei für ihn als Privatmann die Sanierung aus eigener Hand ein Ding der Unmöglichkeit.
Glücklicherweise sei die Hornberg zu einer "Burg nationaler Bedeutung" erklärt worden. Dies habe die erfreuliche Folge, dass auch Bundesmittel für die Sanierung flossen.
Den Eigenanteil bezifferte von Gemmingen auf 350.000 bis 500.000 Euro. Verschiedene Spezialisten arbeiten bei der Sanierung Hand in Hand. So musste ein Turm komplett zerlegt und die "Leerstelle" in der Zwischenzeit mit Hydraulikzangen stabilisiert werden. Drei mannshohe Sandstein-Epitaphe mit einem Gewicht von je 1,2 Tonnen transportierte man mit einem Kran in ihren neuen, regensicheren Standort im ersten Stockwerk des Palas.
Ein Phänomen, das jedem Altbausanierer bekannt sein dürfte, offenbarte sich auch an der Hornberg. So habe man einige weitere Schäden entdeckt - und hofft, diese im Verlauf eines vierten Bauabschnitts beheben zu können. Aber davor soll erst einmal ein Jahr lang Ruhe einkehren rund um den Bergfried.