Von Judith Blüthner
Mosbach. Im ausverkauften Saal der Alten Mälzerei bespielte Willy Astor am Donnerstagabend sein Publikum. Dieses war ebenso bunt gemischt wie das Repertoire des wortgewandten Künstlers. Und weil Mosbach seine absolute Lieblingsstadt sei, die Cousine seines Vaters wohne nämlich hier, hatte der Barde auch gleich ein Lied für Mosbach geschrieben. Man war gespannt, doch für den Bühnenerfahrenen Gast hieß es, erst mal mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen.
Interessiert nahm er die sommerlichen Abendroben der weiblichen Zuschauerinnen in Augenschein. Auch der Treffpunkt für die gemeinsame Aftershowparty wurde schon mal festgemacht. Susanne vom Henschelberg, ja klar, die freute sich auf die etwa 800 spätabendlichen spontanen Gäste.
Willy Astor mag’s persönlich. Auch die Herren von der Freiwilligen Feuerwehr, die während der Show ihren stummen Dienst hinter der Bühne taten, stellte er dem Publikum namentlich vor. Wohnzimmer-Wohlfühlatmosphäre. Da war nichts gekünstelt. Und dann kam das Lied: "Mosbach, Du bist so, wie du bist!" Ein Einzeilen-Lied.
Im Zuschauerraum andächtige Stille und dann tosender Applaus. Astor ist eben auch so, wie er ist. Da kommt der Humor noch direkt vom Erzeuger, wie er selber zwischendurch klarstellte. Alles selfmade. Seine Texte waren bissig, immer ein wenig um die Ecke gedacht. Aber auch nachdenklich tiefgründig, wie sein Appell für ein positives Leben, "einfach sein!"
Das Auditorium musste hellwach sein. Willy Astor war seinen Zuhörern gedanklich immer schon einen Satz voraus. Allein durch die geschickte Aneinanderreihung von Namen bekannter Persönlichkeiten entstanden die unterschiedlichsten Kurzgeschichten und Erzählungen. Da wurde aus "Claude Eckel" mal eben ein "Klohdeckel".
Wortspiele, davon lebt das Programm dieses multibegabten Ausnahmekünstlers. Astor reimte sich immer wieder an der Gürtellinie entlang. Sympathisch, wie der Mann der eher leisen Töne daherkommt, nahm ihm das aber keiner krumm. Jeder verstand ja, was gemeint war, wenn er seine Nachbarin gefragt habe, ob sie denn "ein‘ Dill do" habe. Nur die Nachbarin eben nicht, die habe dem vermeintlichen Flegel, Astor, die Tür vor der Nase zugeknallt.
Urlaub auf den Spirituosen? Das geht nur mit Astor und seiner Selbsthilfegruppe "Grappa". Auch mit Filmtiteln oder Schauspielernamen kann man wunderbare Wortspielereien treiben. So gelang es dem Buchstabenakrobaten allein anhand einer veränderten Silbenbetonung von Hauptwörtern, den Abend für das Publikum so schön wie "Hühnerfrikassee" erscheinen zu lassen - und niemand im Saal wunderte sich über diesen Vergleich.
Nach spätestens zwei Stunden war das Publikum eingehört und angeheizt. Im Zugabepart durften sich dann alle zusammen als Wort- und Geschichten-(er)finder versuchen. Dem selbst ernannten "Unfugerfinder" war es gelungen, nicht nur einen Funken auf seine Zuhörer, sondern gleich ein ganzes funkensprühendes Silbenfeuerwerk von der Bühne prasseln zu lassen. Leise wurde es dann erst zum Abschluss wieder.
Nach einem kurzen Ausblick in das kommende Tourprogramm entführte Willy Astor auf eine musikalische Reise mit seinem auf der Gitarre gespielten "Sound of Island". So konnten sich die Gäste mit der Lightshow in die Nacht träumen.