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Billigheim-Katzental: "Finde deinen Lieblingsapfel"

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Von Peter Lahr

Katzental. Er gilt als Lieblingsobst der Deutschen. Und rot muss er sein. Doch schon beim Geschmack beginnen die Unterschiede: eher süß oder säuerlich? Kinder mögen ihn am liebsten klein. Nicht nur für Bäcker ist die Konsistenz wichtig.

Klar, die Rede ist vom Apfel. Viel Wissenswertes rund um die regionale Produktion erfuhren 50 Bürger auf dem Katzentaler Röhrleinshof. Dorthin hatten Familie Gätschenberger und der Fachdienst Landwirtschaft des Landratsamtes eingeladen. "Finde deinen Lieblingsapfel", lautete das Motto, das Christa Herkert und Marion Schmidt-Kowalke ausgaben.

Zu testen gab es deshalb fünf Apfelsorten in Kuchenform und fünf "rohe" Äpfel. Zudem informierten Kathrin Bier sowie Eckehardt und Udo Gätschenberger über den Anbau und Verarbeitung der fruchtigen Alleskönner.

Mit einem Loblied auf den Apfel startete Christa Herkert. Schon die alten Römer kultivierten im 6. Jahrhundert vor Christus sechs Apfelsorten. Mittlerweile gibt es in Europa 20000 Sorten, in Deutschland immerhin 2000. Allerdings konzentriert sich der Erwerbsobstbau auf 25 Sorten. Beinahe so viele sind auch auf dem Röhrleinshof zu finden. Sie werden nach exakt definierten Vorgaben und unter Einsatz modernster Technik produziert. Dies offenbarte der Gang durch die Plantage und die Halle schnell.

Auch wenn Seniorchef Eckehardt Gätschenberger die kleinen "Uräpfel" als paradiesisch bezeichnete, die zum Bestäuben an vielen Plätzen vorzufinden waren. Recht umstritten ist heute die Sache mit dem Sündenfall. Denn in der Bibel steht lediglich, dass Adam und Eva die verbotenen Früchte vom Baum der Erkenntnis verspeisten. Eventuell hat Luther das Wort "malus" schlicht falsch übersetzt. Es kann "böse" und "Apfel" bedeuten.

Klare Angaben gab es dagegen zur Physiologie der "Paradiesfrucht". So erinnerte Christa Herkert an die Faustregel "Fünf am Tag". Will sagen: Fünf Hände/Portionen mit Gemüse und Obst sollten es schon sein. Notfalls reiche auch mal ein Glas Saft. Vitamin C sei im Apfel deutlich zu schmecken, vor allem bei den eher säuerlichen Sorten wie dem Jonagold.

Auch am schnellen Braunwerden nach dem Aufschneiden lasse sich ein hoher Vitamin-C-Gehalt erkennen. Damit wären wir beim Boskop. Eigentlich der perfekte Backapfel, gäbe es ihn das ganze Jahr über und würde er nicht so leicht "saftig" auf dem Kuchenboden werden.

"Schale dranlassen und nur abreiben, nicht unter dem Wasserhahn waschen", riet Eckehardt Gätschenberger. Nur so blieben die Ballaststoffe und die direkt unter der Schale liegenden Vitamine gut erhalten. "Alles ist handgepflückt - und zwar dreimal in Folge pro Saison", betonte Kathrin Bier, die Eckdaten zum 300 Hektar großen Betrieb vorstellte.

Bis zu 80 Mitarbeiter zähle der Hof zur Erntezeit. Tafeläpfel baue man auf 70 Hektar an. Darüber hinaus kultiviere man auch Kirschen sowie Zwetschgen und betreibe sogar Ackerbau. Wie weit die Produktpalette beim Apfel reicht, darüber berichtete Udo Gätschenberger. So gibt es neben den handelsüblichen Ware Apfelchips sowie geschälte und variabel aufbereitete Ware für Bäckereien.

Jeder Kundenwunsch, was Breite und Schnitt angehe, könne Dank Hightech berücksichtigt werden. Sogar die Schalen und das Kerngehäuse würden einer neuen Bestimmung zugeführt. Aus ihnen wird in Göppingen Schnaps gebrannt.

Nach so viel Input war es Zeit für das erste Testessen. Auf Hefeteig und extra ohne Zimt hatten die Organisatorinnen die Kuchen mit den fünf Apfelsorten zubereitet. Nach reiflicher Überlegung gab es am Ende zwei klare Favoriten. Deutlich die Nase vorn hatte die säuerlich-würzige Rubinette (wie schon 2017). Der Boskop kam auf einen guten zweiten Platz.

Weit abgeschlagen als Backapfel war ausgerechnet Jonagold, die meistverkaufte Sorte des Röhrleinshofs. Doch dieser "Allrounder", der sich sehr lange lagern lässt, sollte später beim "puren" Testessen der klare Sieger werden.

Wie viel Arbeit und Wissen nötig sind, bis die Äpfel im heimischen Obstkorb landen, das erstaunte und beeindruckte viele Gäste, darunter auch eine Gruppe von Redakteuren der Bewohnerzeitung der Johannes-Diakonie. Auf all ihre zahlreichen Fragen erhielten die wissbegierigen Apfelfans profunde Antworten, bevor sie sich im Hofladen mit ihrem persönlichen Favoriten eindecken konnten.


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