Von Hubert Waldenberger
Neckargerach. Seit 43 Jahren gehört er dem Gemeinderat an und seit 38 Jahren übt er das Amt als erster Stellvertreter des Bürgermeisters aus. Mit Fug und Recht kann Franz Fuchs als Neckargeracher kommunalpolitisches Urgestein bezeichnet werden. Und 25 Jahre als Mitglied des Kreistags unterstreichen zusätzlich seinen Einsatz für das Gemeinwesen.
Sein Engagement entspringe der Liebe zur Heimat, erklärt der 70-Jährige. Fuchs’ Heimat war - wie bei Kindern aus Schifferfamilien damals üblich - in den ersten Lebensjahren bis zur Einschulung jedoch nicht das Festland, sondern ein den Neckar und den Rhein befahrendes Frachtschiff. Als bei den Jungs die Haare länger getragen und die Gitarrenrhythmen eindringlicher wurden, geriet der junge Fuchs in Gefangenschaft. Die Musik hielt den Teenager gefangen, mit der Band "The Prisoners" konzertierte er einige Jahre in der Region.
Beruflich längst in der Selbstständigkeit etabliert, wandte sich der 27-Jährige der Kommunalpolitik zu, "um innerhalb der Möglichkeiten der kommunalen Selbstverwaltung als Gemeinderat die Entwicklung unseres Lebensraumes mitzugestalten". Dass Fuchs bereits fünf Jahre später zum ersten Stellvertreter des Bürgermeisters avancierte, drückt die ihm zuteilgewordene hohe Anerkennung aus. Aufgrund seiner sachorientierten Arbeit kam und kommt der Fernsehtechnik-Meister mit den Bürgermeistern Peter Kirchesch, Ralf Schnörr und aktuell Norman Link ebenso gut zurecht wie mit dem Gemeinderatskollegium. "Selbstverständlich wird diskutiert, doch ziehen wir mit Blick auf die Entwicklung der Gemeinde frei von Parteipolitik am gleichen Strang", betont der Marathon-Gemeinderat.
Obwohl Franz Fuchs mit dem früheren Bürgermeister Peter Kirchesch 32 Jahre am Ratstisch saß, schaffte das mit vielen Sportabzeichen gewürdigte Gemeindeoberhaupt es nicht, seinen Stellvertreter für Sportaktivitäten zu begeistern. Dass der Fernsehfachmann bei der Gründungsversammlung des "Tennisclub Neckar Zwingenberg", in dem auch Neckargeracher das Racket schwingen, vor fast 40 Jahren jedoch für kurze Zeit das vakante Amt des Jugendwarts übernahm, basierte auf einem besonderen Grund. "Eine Jugendabteilung einzurichten, war mir wichtig, damit auch Kinder Tennis spielen können", sagt Fuchs. Und fügt schmunzelnd an: "Ich hatte aber nie einen Tennisschläger in der Hand."
Der Beruf und die kommunalpolitische Arbeit nehmen viel Zeit in Anspruch, doch sein Hobby ließ Fuchs sich nicht nehmen: Ein Mercedes-Benz Oldtimer des Baujahrs 1954. Den zerlegte und restaurierte er in liebevoller Kleinarbeit. Wenn Besuche der Enkel im Hessischen anstehen, bleibt die Rarität allerdings in der Garage. Die Geburt des ersten Enkels bewog den Familienmensch, nach 25 Jahren nicht mehr für den Kreistag zu kandieren. "Als Kreisrat standen öfter auch Veranstaltungen am Wochenende auf dem Terminplan, die dann weggefallen sind. So blieb mehr Zeit, um möglichst oft die Enkel zu sehen", erklärt der umtriebige Großvater.
Als eines der Enkelkinder mal anregte, Oma und Opa sollten bei ihnen im Hessischen wohnen, war es für die Großeltern nicht ganz einfach, ihre Verwurzelung in der Neckartalgemeinde zu beschreiben. Vielleicht lässt sich die Heimattreue am ehesten anhand des in der Ortschaft bekannten Satzes begründen: Wer einmal unser "Gericher" Wasser getrunken hat, bleibt hier - oder aber kommt irgendwann zurück.
"Demnächst ist Schluss, ich mache Platz für jüngere Leute", verrät Franz Fuchs. Folglich wird bei der Gemeinderatswahl im kommenden Mai sein Name nicht mehr auf dem Stimmzettel stehen. "Wir haben viele junge Leute mit Potenzial, die dazu beitragen können, unsere Gemeinde voranzubringen", ist sich der kommunalpolitische Dauerbrenner sicher. Die Enkel werden sich dann über noch häufigere Besuche der Großeltern freuen.