Von Heiko Schattauer
Mosbach. Auf den letzten Metern seines "Dienstwegs" haben wir den Vorstandsvorsitzenden der Johannes-Diakonie Mosbach, Dr. Hanns-Lothar Förschler, noch einmal zum RNZ-Gespräch gebeten.
Wer sich verabschiedet, darf auch auf das Vergangene und Geleistete zurückblicken. Was sind die bleibenden Wegsteine, wenn Sie heute auf Ihre Zeit in der Johannes-Diakonie zurückblicken?
Bleibende Wegsteine sind mit Sicherheit der sogenannte Konversionsplan 2035, der Bau der Diakonie-Klinik Mosbach, die Ausweitung der Arbeit des Berufsbildungswerks auf den Heidelberger Raum sowie die Gründung der Bildungs-Akademie und der Einstieg in die Altenhilfe. Mit diesen Weiterentwicklungen haben wir versucht, der Johannes-Diakonie ein neues Profil und ein neues Image zu geben. Das scheint in Teilen auch gelungen zu sein.
Betreuung und Umgang mit Menschen mit Behinderung haben sich stark verändert. Wie haben Sie diese Veränderung gesehen? Als Verantwortlicher und als mitfühlender Mensch?
Auch als Johannes-Diakonie mussten und müssen wir uns den modernen Anforderungen an eine zeitgemäße Assistenz von Menschen mit Behinderung stellen. Dabei waren uns zwei Dinge wichtig: Zum einen die Möglichkeit, dass Menschen aus unseren Häusern in Mosbach und Schwarzach in ihren angestammten Stadt- und Landkreisen wieder ein Zuhause finden können. Zum anderen ging es uns aber auch darum, die Lebensverhältnisse für die Menschen, für die unsere Zentralstandorte zur Heimat geworden sind, konsequent zu verbessern und uns dabei gleichzeitig auf eine zunehmende Spezialisierung einzustellen. Als mitfühlender Mensch war mir immer wichtig, die unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse unserer Menschen mit Behinderung in gutem diakonischen Geist angemessen zu berücksichtigen und dabei das Wunsch- und Wahlrecht nicht aus dem Blick zu verlieren.
In Ihrer Position muss man durch Höhen und Tiefen. Welche Höhe, welche Tiefe bleibt besonders in Erinnerung?
In meiner Bilanz verblassen schon heute etwaige Höhen und Tiefen. Ich bin vielmehr sehr dankbar für das, was in den einzelnen Arbeits- und Hilfefeldern in den zurückliegenden knapp neun Jahren möglich wurde. Dabei denke ich, dass wir als Vorstand in diesen Jahren alles in allem doch sehr erfolgreich waren.
Inklusion war das Schlagwort der vergangenen Jahre. Auf dem Gelände der Johannes-Diakonie in Mosbach soll sogar ein inklusiver Stadtteil entstehen. Große Vorhaben, ehrgeizige Ziele: Ist es da für Sie persönlich nicht ärgerlich, sich jetzt zu verabschieden?
Nein, von Ärger kann wirklich keine Rede sein. Ich habe mich immer als Nachfolger in einer Reihe von Vorgängern gesehen und habe in der mir zur Verfügung stehenden Zeit das mir Mögliche getan. Mir ist es wichtig, dass der kommende Vorstand, bestehend aus Martin Adel und Jörg Huber, die gelegten Bahnen und die erkennbaren Fäden für eine erfolgreiche Zukunft aufnehmen und sie weiter bringen können - und dies immer zu allererst zum Wohle der uns anvertrauten Menschen.
Wo wir schon persönlich sind: Wie sieht der Plan für den Ruhestand aus?
Nachdem ich in der Vergangenheit so viele Kollegen und Freunde habe in den Ruhestand gehen sehen, ist mir eines klar: Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Meiner wird zunächst so aussehen, dass ich bewusst über den Winter eine Pause einlege, in deren Verlauf sich dann sicher das eine oder andere ergeben wird. Im Mittelpunkt wird natürlich meine Familie stehen. Sie hat in der Vergangenheit stets Geduld und Nachsicht geübt und persönliche und private Interessen hinten angestellt, um mich zu unterstützen.
Noch einmal kurz zur Johannes-Diakonie: Wie wird sich "Ihre" Diakonie in zehn, 20 Jahren präsentieren? Ist Inklusion dann verinnerlicht und gelebt?
Die Johannes-Diakonie wird sich mit veränderten Konzepten in den einzelnen Hilfefeldern weiterentwickeln. Schließlich wird es auch in zehn oder 20 Jahren Menschen geben, die unsere Hilfe und Assistenz benötigen werden. Die Inklusion wird uns weiter beschäftigen. Aus meiner Sicht wird es noch ein, zwei Generationen dauern, bis sich gleichberechtigte Teilhabe und wirkliche Normalität auch im Umgang mit Menschen mit einer Behinderung überall durchgesetzt haben wird.