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Filmdreh in Mosbach: "Sandstern" zeigt die schönen und hässlichen Seiten des Lebens

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Von Brunhild Wössner

Mosbach. Nächste Woche kommt der Film "Sandstern" in die Kinos. Er handelt vom achtjährigen Oktay, der bisher bei seiner Großmutter in der Türkei lebte und im Sommer 1980 aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen und zu seinen Eltern nach Deutschland geschickt wird. In metaphernreichen Bildern zeigt der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Yilmaz Arslan die schönen und die hässlichen Seiten des Lebens.

Im Juni letzten Jahres ließen sich Arslan und seine Filmcrew bei Dreharbeiten in der Johannes-Diakonie Mosbach über die Schulter schauen. Zum Kinostart am 29. November wird der Filmemacher ins Kino nach Neckarelz kommen und im Anschluss an die Vorstellung für ein Publikumsgespräch zur Verfügung stehen. Vorab stand er der RNZ Rede und Antwort:

Ursprünglich waren für den Film Titel im Gespräch wie "Tausend und ein Leben" oder "Das Lied des Beduinen". Geworden ist es schließlich "Sandstern". Wie kamen Sie darauf?

Der Film hat märchenhafte Züge. Man wollte einen Titel, der schön klingt und den Film trotzdem widerspiegelt.

Um was geht es Ihnen als Regisseur?

Der Hauptdarsteller Oktay ist körperbehindert und erlebt schwerwiegende Brüche in seinem Leben, als er nach Deutschland kommt. Aber immer ist da der richtige Mensch an seiner Seite, wie etwa Katharina Thalbach als Nachbarin und Oma, selbst eine Vertriebene. Oktay begegnet in entscheidenden Momenten Menschen, die, obwohl manchmal selbst vom Tod gezeichnet, eine wahnsinnige Lebensenergie haben. Diese Lebensenergie möchte ich sichtbar machen.

Ist der Film eine Autobiografie?

Nein, aber es gibt einige Anekdoten aus meinem Leben. Ich selbst kam 1975 nach Deutschland. Ich bin in der Türkei als Kind arabischer Eltern geboren worden, und wir sprachen arabisch. Und in Deutschland gab es auch so eine Oma. An diese Oma erinnert Katharina Thalbach, denn ich aß von der echten Oma die eingelegten Kirschen so gerne. Die gab es aber nur, wenn man seinen Teller leer gegessen hatte. Das gab es im Kulturkreis, den ich kannte, so nicht. Da musste man seinen Teller nicht leer essen. Auch auf die Umgangsformen achtete die reale Oma. Anstatt "ich will", doch lieber "ich möchte bitte..." zu sagen.

Wie kommen Sie auf Ihre Film-Ideen?

Die Idee zu diesem Film entstand vor Jahren, als ich auf einer Fahrt nach Frankreich arabische Bauchtanzmusik hörte. Das hat mich inspiriert. So kann der Junge nur dann einschlafen, wenn seine Mutter einen Bauchtanz tanzt. Von dieser Idee hat sich dann alles andere entwickelt.

Wie war dieses Projekt im Vergleich zu ihren anderen Filmen?

Dies hier war der leichteste im Sinne von fließen lassen. Ich bin überhaupt nicht verkrampft an die Sache herangegangen und wurde am Set kein einziges Mal laut. Die Handlung im Film wird eher ruhig und warmherzig mit leisen Tönen erzählt, trotz des ernsten Themas. Es ist trotz alledem ein leichter Film mit viel Humor geworden. So kommt er obwohl als Drama konzipiert komödiantisch daher, ohne sich im Banalen zu verlieren.

Neun Tage drehte man auf dem Gelände der Johannes-Diakonie, damals äußerten Sie sogar, von Mannheim aufs Land ziehen zu wollen. Sie wohnten zur Drehzeit in Kälbertshausen. Leben Sie inzwischen auf dem Land?

Nein, denn die Realität verlangt doch, dass ich in Mannheim bleibe, wo meine Firma ist. Trotzdem erinnere ich mich sehr gerne an die Fahrten zum Drehort. Die Natur strahlte damals im Juni. Und das ergab einen ungeheuren Erholungsfaktor bereits bei der Fahrt.

Haben sie auf dem Gelände der Johannes-Diakonie die Kulisse gefunden, die sie brauchten?

Ja, es war für mich ein Glücksgriff. Denn ich brauchte die Möblierung und das Ambiente aus den 80er-Jahren, und genau das habe ich dort beispielsweise in der Art der Kacheln gefunden.


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