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Waldbrunn: Schäumendes Bachwasser gibt noch immer Rätsel auf

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Waldbrunn. (hof/dore) Nachdem es bereits Mitte Januar Schaumbildungen unterhalb der 30 Jahre alten Kläranlage im Waldbrunner Ortsteil Waldkatzenbach gegeben hatte und das Bachwasser eingetrübt war, stellte ein Bürger der Gemeinde Waldbrunn nun erneut fest, dass trübes, schäumendes Wasser aus der Kläranlage in den Bach läuft. Aktuelle Fotos belegen seine Feststellung.

Zum Hintergrund: Der Umweltverband Initiative Hoher Odenwald (IHO), der aus einer Initiative gegen den Windpark Markgrafenwald hervorgegangen ist, stellte diese Verunreinigungen schon Ende 2013 fest. Dass diese Erscheinungen nun in einem FFH-Gebiet auftreten, sorgt für Unmut beim Entdecker. Aber auch die IHO ist darüber besorgt, da insbesondere der Höllbach als Nahrungsgrundlage zahlreicher seltener Vogelarten dient.

Darunter ist der Bach auch für den seltenen Schwarzstorch von existenzieller Bedeutung. Die Nahrungsquelle Bach wird durch die Verschmutzungen möglicherweise gefährdet. Diese Bedenken ließ die IHO auch in eine Stellungnahme zum Managementplan für das FFH-Gebiet Odenwald-Eberbach einfließen. Für die IHO wurde durch die ungenügende Klärung bereits vor über fünf Jahren "großes naturschutzfachliches Konfliktpotenzial erzeugt." Wobei insbesondere die Eisigklinge zwischen Unterhöllgrund und Waldkatzenbach genannt wurde. "Ein abrupter Abfluss von Wassermassen erfolgt, die riechbar und sichtbar nicht ausreichend geklärt sind", stellte die IHO fest. Dieses schlecht oder gar nicht geklärte Abwasser fließe durch die Eisigklinge direkt in den naturnahen Abschnitt des Höllbach-Unterlaufs.

Die Gemeinde Waldbrunn und das Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis versicherten im Januar noch, dass keine Störung vorliege und keine Umweltgefahren für die empfindliche Fauna und Flora in Eisigklinge und Höllbach festgestellt worden seien. Man habe eine Ortsbegehung gemacht und dabei auch Wasserproben entnommen. Diese Messungen und Analysen des Wassers hatten im Januar keinerlei Schadstoffe ergeben, so die zuständigen Behörden.

Polizei eingeschaltet

Doch am vergangenen Freitag strömte nun erneut offensichtlich verunreinigtes Wasser aus der Kläranlage, wie der RNZ vorliegende Fotos belegen.

Der zuständige Klärwärter meldete dem Landratsamt die erneute, deutlich sichtbare Schaumbildung im Ablaufbereich der Anlage. Danach habe der Klärwärter vom Zulauf, Ablauf und vom Schaum selbst Proben genommen, die derzeit in einem Fachlabor untersucht werden, wie Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamtes, auf RNZ-Nachfrage mitteilte. Bereits am vergangenen Samstag sei zudem die Polizei eingeschaltet worden, die dann die Ermittlungen aufgenommen habe. "Nachdem die Schaumbildung zunächst zurückging, trat diese zu Wochenbeginn wieder auf", so Egenberger. Deshalb sei auch ein Mitarbeiter der Fachtechnik des Landratsamtes vor Ort gewesen.

Vieles deute inzwischen darauf hin, dass die Schaumbildung durch die Zusammensetzung des zulaufenden Abwassers entstehe. Dennoch müsse nun zunächst das Vorliegen der Laborergebnisse in der kommenden Woche abgewartet werden. Zwischenzeitlich laufen jedoch bereits weitere Ermittlungen vor Ort in enger Abstimmung mit dem Polizeipräsidium Heilbronn, Abteilung Gewerbe/Umwelt, und der Gemeinde, um einen Verursacher möglichst zu lokalisieren. Auf Basis der Laborergebnisse erhoffe man sich zusätzliche Informationen zu der Ursache der Schaumbildungen, erklärte Egenberger. Da bisher keine Anzeichen für Schäden (z. B. Fischsterben) in der Eisigklinge und im Höllbach festgestellt wurden, sei dies die zielführende Vorgehensweise in einem solchen Fall. Auch der Vorsitzende des örtlichen Nabu, Ernst Stephan, zeigte sich überrascht, als er die Bilder sah. Ohne genaue Daten lasse sich aber keine fundierte Stellungnahme abgeben. Grundsätzlich müsse man aber überlegen, die alte Kläranlage (Inbetriebnahme 1988) an eine größere Kläranlage (z.B. in Eberbach) anzuschließen. Dort werde regelmäßig eine bessere Reinigungsleistung erzielt. Außerdem sei die größere Kläranlage weniger störanfällig und die Abwasserreinigung deutlich günstiger möglich, so Stephan.

Eisigklinge und Höllbach seien als kleine Oberläufe zu betrachten, weshalb ein Schutz durch den Anschluss an eine größere Kläranlage in der Nähe ökologisch sinnvoll und technisch durchaus machbar sei. "Saubere Gewässer sind für die Artenvielfalt von enormer Bedeutung. Sie bieten einen abwechslungsreichen Lebensraum für Kleinlebewesen, Insektenlarven, Libellen, Fische, Amphibien, Vögel, aber auch Pflanzen", erklärte Ernst Stephan.


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