Mosbach. (gin) Hoher Besuch traf am vergangenen Freitag in der Großen Kreisstadt Mosbach ein. Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann beehrte im Zuge der Veranstaltungsreihe "Klassentreffen - unterwegs in Sachen Bildung" das "Oxford des Odenwaldes", wie der ehemalige Oberbürgermeister Gerhard Lauth die Stadt so gerne nannte.
Nach einem Rundgang durch die Lohrtalschule, traf die Ministerin am Abend am Nicolaus-Kistner-Gymnasium ein, wo sie von Schulleiter Jochen Herkert, Stellvertreterin Marion Stoffel, OB Michael Jann und Landrat Dr. Achim Brötel in Empfang genommen wurde. Zur anschließenden Diskussionsrunde waren rund 100 Schulleiter des gesamten Neckar-Odenwald-Kreises angemeldet.
Die Eingangsgrußworte sprach OB Jann, der neben den bereits Genannten auch die Abteilungspräsidentin am Regierungspräsidium Karlsruhe, Anja Bauer, den Leiter des Staatlichen Schulamts Mannheim, Hartwig Weik, sowie Minister Peter Hauk begrüßte. Ministerin Eisenmann leitete damit ein, dass das persönliche Gespräch mit Praktikern vor Ort nicht durch Fachleute im Ministerium ersetzt werden könne - obwohl diese sehr gut seien. Natürlich stünde das Ministerium vor großen Herausforderungen und es bestehe Handlungsbedarf, schließlich lese keiner gerne, wie vor ein paar Jahren in der "Zeit": "Bildungsland ist abgebrannt". Es seien mehr Reaktionen auf die bestehende Heterogenität an den Schulen notwendig, damit die dort unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren und bestmöglich arbeiten können. Wichtig sei es, die ganze Bandbreite der Schüler abzudecken und alle Schulzweige bestmöglich aufzustellen. Bei der Wahl der Schule, sei das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen und nicht der Wunsch der Eltern. Damit thematisierte sie , dass die Grundschulempfehlungen wieder bei den weiterführenden Schulen vorgelegt werden müssen, welche dann beratend auf die Eltern einwirken würden. Eine Lanze brach sie für Haupt- und Werkrealschulen und machte deutlich, dass um jeden Schulstandort gekämpft werden müsse.
Das war Musik in den Ohren des Konrektors der Müller-Guttenbrunn-Schule Mosbach, Georg Manhertz. In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Ministerin Eisenmann, Anja Bauer und Hartwig Weik warf er aus gegebenem Anlass die Frage auf, ob es Überlegungen dazu gäbe, Spielräume bei der Untergrenze der Anmeldezahlen zu schaffen. Aufgrund der "Rückkehrer" von anderen Schulen an die Werkrealschulen, sei ein Durchschnitt der Klassengrößen von mindestens 16 Schülern gegeben, auch wenn sich dies nicht in den Anmeldezahlen der fünften Klasse niederschlage. Die Frage wurde von der Ministerin mit einem klaren "Ja, es gibt Überlegungen und ja, es gibt Spielräume" beantwortet. Man könne sich nicht erlauben, diese Schulart sterben zu lassen. Auf Nachfrage der RNZ, ob sich diese Überlegungen konkret auf die momentane Situation der MGS anwenden ließen, wurde jedoch auf die Entscheidung des Schulträgers verwiesen.
Weitere Themen, die die Lehrer des Neckar-Oderwald-Kreises bewegten, waren z.B., wie es mit der Regelung G8/G9 weiterginge, woraufhin Eisenmann klar antwortete, dass es derzeit keine Tendenzen gebe, flächendeckend zu G9 zurückzukehren. Natürlich kam auch eine Frage zum (aktuellen) Lehrermangel in Baden-Württemberg auf und wie dieser damit vereinbar sei, dass zahlreiche Lehrkräfte nur Zeitarbeitsverträge erhielten. Eisenmann begründete diesen Umstand damit, dass die Betroffenen vom Kultusministerium darum gebeten worden seien, ihre Ausbildungen zu vollenden, um dauerhaft in den Schuldienst übernommen zu werden. Die Einstellungskriterien seien nicht erfüllt (z.B. nicht abgeschlossenes Referendariat) und sie spreche sich dagegen aus nicht voll qualifizierte Kräfte zu verbeamten. "Ich bin um jede Stelle froh, die ich besetzen kann, aber die Qualität muss gehalten werden", war die Aussage der Ministerin. An dem derzeitigen Lehrermangel würde gearbeitet, aber das brauche Zeit. Resultate seien erst ab 2020/21 zu erwarten. Bis dahin müsse man auf die Ressourcen zurückgreifen, die man aktuell habe.
Eisenmann stellte die Qualität des Schulsystems sowie seine Transparenz in den Mittelpunkt des Abends. "Wir müssen uns leisten, Geld in die Hand zu nehmen für Bildung", diese solle schließlich nicht, wie in anderen Ländern, vom Geldbeutel abhängig sein. Daher setzt sie auf ein starkes öffentliches Schulsystem, dessen Dezentralität erhalten bleiben soll. Die Standorte müssten aber auch Stabilität vorweisen. Am Herzen liegt der Ministerin, dass Kinder zu "gestaltenden Personen der Gesellschaft" werden und soziale Kompetenz erwerben.