Von Pia Geimer
Mosbach-Lohrbach. Ein Mann war an diesem Abend definitiv und zu 100 Prozent in seinem ureigensten Element: Chorleiter Jochen Thurn hatte zum zehnjährigen Bestehen seines ambitioniertesten "Chor-babys" - des Chor Royal - in die Odenwaldhalle eingeladen. Allein die Gästeliste mit insgesamt 15 verschiedenen Formationen ließ schon vermuten, dass dieser Abend in Lohrbach ein echter Marathon werden würde. Aber der äußerst umtriebige Master of Ceremonies läuft bei so einer Megaparty offenbar erst richtig zu Höchstform auf. Am liebsten versammelt er alle Chöre der Region um sich, um bis tief in die Nacht zu singen und zu feiern. Das ist sicher etwas für ausgemachte Hardcore-Fans, auch wenn der Abend - trotz einer Gesamtlänge von viereinhalb Stunden und nicht zuletzt durch die witzige Moderation von Sven Wagenhöfer (und Chefroyalist Thurn selbst, der überall mittendrin war) - durchaus kurzweilig geriet.
Den Auftakt zu dieser extralangen Chornacht übernahm natürlich das Geburtstagskind persönlich: Mit dem "Ohrwurm" von den Wise Guys heizten die Royalisten dem Publikum ordentlich ein und legten stimmungsmäßig ihren Gästen den roten Teppich aus. Alle Lieder zu erwähnen, wäre unmöglich bei so viel Programm, aber es war durchaus spannend zu sehen, wie vielfältig die Chorlandschaft in der Region ist und wie unterschiedlich die jeweiligen "Hausstile" der einzelnen Chöre sind. Mitsingen war ausdrücklich erwünscht, so wie beim Männergesangverein Diedesheim (Ltg. Axel Lang) und seinem Walzer "Wunderbar". Der Frauenchor Vocalis aus Eschelbronn (Ltg. Stefan Golea) hatte u.a. die "Bohemian Rhapsody" von Queen mitgebracht. Das dritte Ensemble, der Projektchor des MGV Neckargerach, ist einer von Thurns eigenen Chören, der auf bekannte Lieder von Grönemeyer oder Nena zum Mitsingen setzte. Die Hausherren und Mitgastgeber des MGV "Liedertafel" aus Lohrbach punkteten unter der Leitung von Chorleiterin Heike Müller mit Schlagern wie "Amarillo" und "Anita". Danach sorgten die 14 Mädels von Vocalis Höpfingen mit ihrem Lied "Neandertaler" für den perfekten running gag des Abends, gefolgt von dem energischen Manfred Schäfer und seinem Chor "Querbeet" aus Balsbach. Die "Amicanti" aus Sulzbach hat Jochen Thurn einige Zeit selbst geleitet, heute werden sie dirigiert von Simone Egolf und hatten Songs von Udo Jürgens und Hans Zimmer im Gepäck.
Für eines der musikalischen Highlights des Abends sorgte der NKG-Frauenchor unter der Leitung von Rachel Rickert, bei deren Beitrag es mucksmäuschenstill im Publikum wurde, bevor am Ende begeisterter Applaus aufbrandete. Ebenfalls einer der besten Popchöre der Region sind die Choryfeen aus Kirchhardt, die unter der temperamentvollen Leitung von Stefan Fieser bei diesem Liederabend mit den stärksten Eindruck hinterließen: drei toll ausgesuchte Stücke, super vorbereitet - perfekt! Nach so viel geballter Mädelspower war danach mal wieder eine Portion Neandertaler angesagt, humorvoll verkörpert durch den MGV Schwarzach unter Jochen Thurn, der selbst vom Klavier aus ausgelassen mitsang bei "Santiano" und "Freiheit". Je später der Abend, umso lauter wurde es auch. Tonmann Sascha Jäger und seine Crew waren pausenlos im Einsatz, um die Technik für jeden Chor möglichst individuell anzupassen, mussten aber zuweilen doch Kompromisse machen, so wie bei der A-cappella-Truppe "Remain" aus Bad Rappenau mit ihrer furiosen Chefin Irina Inderbaev am Klavier, die eigentlich einen extra Soundcheck gebraucht hätten. Denn bei den sieben Ladies steckt Power drin: 100% selbst geschriebene Songs, 150% Einsatz und eine geradezu fiebrige Energie, trotz der extrem späten Stunde. Auch die HarmoNixen und ihr männliches Gegenstück Troubadix unter der Leitung von Stefan Golea hatten bis nach 23 Uhr auf ihren Auftritt warten und dann quasi einen Kaltstart hinlegen müssen. Trotzdem setzten sie als größte Formation mit "Eye of the tiger" einen klangvollen Akzent. Die Zugabe übernahm wieder Chor Royal und leitete mit "Rock me heut Nacht" und einem Volkslieder-Medley zum Nachglühen über.