Von Alexander Rechner
Muckental. Sie ist ihnen ein Dorn im Auge: die enge Landesstraße 615 von Muckental nach Dallau. Seit Jahren kämpft man für einen Ausbau der Straße. Nun will sich Siegfried Uhl, Ortsvorsteher von Muckental, in enger Absprache mit dem Ortschaftsrat mit einer Petition im Landtag von Baden-Württemberg Gehör verschaffen. Hintergrund: Auf dieser Landesstraße ereignen sich seit Jahren immer wieder Unfälle. Bislang habe sich jedoch nichts getan. Und das, obwohl auf der Landesstraße 615 häufig auch beispielsweise Schulbusse und Lkw nicht aneinander vorbei passen, wenn sie sich dort begegnen. Nicht selten müssten Schulbusse zurücksetzen, berichtet Uhl, der darin auch eine Gefahr für die beförderten Kinder sieht. Dass man in Stuttgart mit diesem Anliegen immer wieder auf taube Ohren stößt, enttäuscht ihn. "Es ist schon frustrierend, wie das Land mit den Sicherheitsbedürfnissen der Menschen im ländlichen Raum umgeht", meint Uhl.
An diesem Thema sei man schon lange dran, führt der Kommunalpolitiker aus. Nicht nur im Muckentaler Ortschaftsrat hat man sich schon mehrfach damit beschäftigt, auch im Elztaler Gemeinderat ist dies schon Gegenstand der Diskussion gewesen. "Der zumindest abschnittsweise Ausbau der L 615 zwischen Dallau und Muckental wurde vonseiten der Gemeinde bereits vor mehr als zehn Jahren gefordert", bekräftigt denn auch Bürgermeister Marco Eckl und argumentiert: "Immer wieder kommt es auf der zu engen Straße, an der oft auch noch an beiden Seiten der Straße Hochbordsteine eingebaut und keine Bankette vorhanden sind, zu teils auch schweren Unfällen." Das Elztaler Gemeindeoberhaupt kennt die Situation vor Ort und bezeichnet es als ärgerlich, dass Großfahrzeuge an den engen Stellen nicht aneinander vorbeikämen. "Aufgrund der teilweise engen Straßen kam es hier bei der Begegnung von Lkw und Bussen schon zu Berührungen mit den Spiegeln", legt ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage der RNZ dar und ergänzt: "Größere Unfälle mit Beteiligung unserer Busse sind uns aber nicht bekannt." Besagte Spiegel sieht Siegfried Uhl auch immer wieder am Straßenrand liegen, wenn er auf der Strecke unterwegs ist.
Vom zuständigen Landesverkehrsministerium habe es bislang geheißen, dass hier kein Handlungsbedarf bestehe, erläutert Uhl. Deshalb fordert man in der Petition, die Strecke für den Schwerlastverkehr zu sperren - bis die Fahrbahn ausgebaut ist.
Außerdem ist nach Auffassung von Siegfried Uhl bei einem eventuellen Unfall die Trinkwasserversorgung Elztals gefährdet. Denn: In unmittelbarer Nähe der Landesstraße gibt es vier Trinkwasserquellen, welche die Gemeinde versorgen. Dagegen schätzt der für die Kontrolle der Trinkwasserversorgung zuständige Fachdienst Gesundheitswesen des Landratsamtes eine Gefährdung der Trinkwasserversorgung im Falle eines Unfalls mit einem Lkw als gering ein, führt Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamtes, aus. "Allenfalls bei einem Unfall mit einem Tank- oder Gefahrguttransporter und entsprechenden austretenden flüssigen Gefahrgütern in Quellennähe müssten unmittelbar Schutzmaßnahmen eingeleitet werden", ist aus dem Landratsamt in Mosbach dazu zu hören.
Eine Verkehrsschau im Januar vergangenen Jahres habe ergeben, dass "keine verkehrsrechtliche Entscheidung notwendig" ist, erläutert Jan Egenberger vom Landratsamt, das für die Straßensperrung zuständig wäre. Der Streckenabschnitt weist eine durchschnittliche tägliche Verkehrsbelastung von 2142 Fahrzeugen auf, wobei der Schwerverkehrsanteil mit 74 Fahrzeugen als gering einzustufen sei, heißt es in der Begründung. "Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen, hat der Fachdienst Straßen des Landratsamtes schon 2011 auf Teilstrecken eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h und im Kurvenbereich von 50 km/h angeordnet", erläutert Egenberger und fügt an: "Einige Jahre war die Strecke dann kein Unfallschwerpunkt mehr. Seit dem Jahr 2017 wird sie wieder aufgrund einiger Unfälle durch überhöhte Geschwindigkeit gelistet." Die Strecke sei aber eher im unteren Bereich der Unfallhäufigkeit im Kreis einzuordnen.
"Bitter" empfindet Bürgermeister Eckl die Entscheidung des Landes. Denn das Verkehrsministerium hat die Straße in die Kategorie "Dauerhafter Verzicht auf Ausbau" eingestuft. Und genau das will Uhl nicht akzeptieren. Der Straßenverkehr soll sicher und ungehindert auf der Landesstraße rollen. Marco Eckl und Siegfried Uhl setzen dabei auf ihre Argumente: "Wir hoffen, dass finanzielle Mittel für den Straßenausbau auch den Weg zu uns auf das Land finden."