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Oberschefflenzer Drillingsgeburt: Da gibt’s (fast) kein Verwechseln

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Von Ursula Brinkmann

Oberschefflenz. Was für ein Ereignis eine Drillingsgeburt in Oberschefflenz im Jahr 1937 war, das lässt sich unter anderem daran ablesen, dass eine Zeitung im 250 Kilometer entfernten Singen (und wahrscheinlich noch andere Blätter) darüber berichteten. In Singen jedenfalls erfuhr ein Onkel von Adelheid, Gertrud und Irmgard Eberhard aus der Zeitung, dass seine Schwester Rosa Eberhard in Oberschefflenz drei Mädchen zur Welt gebracht hatte. Mitten im Winter, in beengten Wohnverhältnissen, was keine einfache Sache war, wuchs die Familie des Schneidermeisters Karl Eberhard und seiner Frau Rosa, der Hebamme, auf einen Schlag auf sieben Köpfe. Der Großvater der drei Neugeborenen soll von einem "Unglück" gesprochen haben…

Irmgard, die Jüngste, heute mit Nachnamen Gedemer, wurde für einige Jahre zur damals noch kinderlosen Tante Hilda gegeben, doch gab es zwischen den nahe beieinander lebenden Familien ein reges Hin und Her. "Sonntags sind wir immer gemeinsam spazieren gegangen", erinnert sich Irmgard ohne einen Anflug von Ausgestoßensein. Überhaupt haben die Schwestern das Meiste in ihrem Leben immer so genommen, wie es gerade kam. Und es kam durchaus hart. Gertrud, die als Mittlere das Licht der Welt erblickte und heute Nonnenmacher heißt, verlor den ersten Mann, fand den zweiten und hat - wie ihre Schwester Irmgard - fünf Kinder, je ein Mädchen und vier Buben. Die beiden bilden innerhalb des Trios übrigens noch eine besondere Einheit - als eineiige Schwestern.

Das sieht man auf allen Bildern: Irmgard und Gertrud sind einander nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten, sondern haben ähnliche Lebensläufe und Vorlieben. Adelheid, die Erstgeborene, ging von Anfang an eigene Wege, war von ihren Drillingsschwestern zu unterschieden, ließ sich zur Fotolaborantin ausbilden, verließ alsbald das heimatliche Bauland und lebt heute in Fürth bei Nürnberg. Den 80. Geburtstag verbringt sie im sonnigen Nizza bei ihrer einzigen Tochter. Doch sei es keineswegs so, beteuern ihre Schwestern, dass man sich nicht sehe. "Hier in Oberschefflenz."

Die beiden jüngeren Drillingsschwestern sind einander zwar sehr ähnlich, können sich aber nicht erinnern, dass nicht jede als eigenständige Person wahrgenommen wurde. "In der Volksschule haben sie uns immer beim richtigen Namen genannt", weiß Gertrud. Nur später, da beide ihrer Wege gingen, die aber in Oberschefflenz, sei es beim Metzger oder in der Bank immer mal wieder zu Verwechslungen gekommen: "Sie waren doch gerade eben erst da!" Beide haben nicht nur große familiäre Aufgaben gemeistert, sondern sich ins Gemeinde- und Vereinsleben eingebracht, insbesondere der katholischen Gemeinde, deren Kirchenchor sie seit 65 bzw. 55 Jahren angehören. Befragt nach dem größten Unterschied zwischen ihnen beiden, schauen sich die 80-Jährigen an und schütteln die Köpfe. Es fällt ihnen keiner ein.

Seit die Nachricht von den "Drillingen aus Oberschefflenz" vor 80 Jahren die Runde machte, wurde Adelheid Hofbeck, Gertrud Nonnenmacher und Irmgard Gedemer mit schöner Regelmäßigkeit mediale Aufmerksamkeit zuteil - seit die drei 50 wurden, kamen die Presseleute zu Besuch, zum dreifachen 70er sogar das SWR-Fernsehen. Was moderne Medien angeht, steht zumindest eine nicht hintan: Irmgard Gedemer hat seit zehn Jahren eine eigene E-Mail-Adresse und kennt sich mit dem Computer aus.

Zusammen haben die drei Schwestern heute 23 Enkel und vier Urenkel. "Drei weitere sind gerade im Anmarsch", hat Irmgard Gedemer den Überblick. Ob sie denn nicht manchmal durcheinander komme? Doch da gibt’s kein Verwechseln! Nur eines wundert Irmgards jüngsten Sohn Thomas: Dass in den nachfolgenden Generationen nicht einmal Zwillinge auftauchen. "Dodevoor sind wir Drillinge", kommt es energisch und spontan aus Tante Gertruds Mund.


Wirtschaftskraft-Studie: Neckar-Odenwald-Kreis auf Platz 251 von 383 Regionen

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Neckar-Odenwald-Kreis. (rüb) Und täglich grüßt das Murmeltier: Bei den in regelmäßigen Abständen veröffentlichten Studien über die Zukunftsfähigkeit oder die Wirtschaftskraft der bundesdeutschen Landeskreise landet der Neckar-Odenwald-Kreis immer im hinteren Mittelfeld. So auch bei der jüngsten Studie des Wirtschaftsmagazins "Focus Money", deren Ergebnisse am Dienstag veröffentlicht wurden: Platz 251 von 383 untersuchten Landkreisen. Dies bedeutet in Baden-Württemberg zwar das zweitschlechteste Ergebnis, allerdings zeigt sich beim genauen Blick auf die Ergebnisse, dass die Zahlen auch eine Reihe positiver Ansätze beinhalten. Und so ganz nebenbei liegt unser Kreis noch vor Städten wie Erfurt oder Dortmund und vor Landkreisen wie Bad Kissingen, Heidenheim und Aschaffenburg.

Der Landkreis Ebersberg östlich von München ist Deutschlands wirtschaftsstärkste Region. Das ergab die jüngste Auflage des Landkreis-Rankings von "Focus Money". Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Kreise Heilbronn und Tuttlingen. Schlusslichter im Ranking sind die kreisfreie Stadt Cottbus, der Kreis Altenburger Land und die kreisfreie Stadt Bottrop.

Bei dem Ranking handelt es sich um einen rein wirtschaftlichen Vergleich. Die Wirtschaftskraft der Regionen und Städte wurde dabei anhand von sieben Faktoren gemessen: Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), Arbeitslosenquote, Bevölkerungswachstum, Erwerbstätigenentwicklung, Investitionen im verarbeitenden Gewerbe je Beschäftigten, Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen und verfügbares Einkommen je Einwohner. Basis waren Daten der Statistischen Landesämter sowie der Bundesagentur für Arbeit für die Jahre 2010 bis 2015. Weichere Faktoren wie Sicherheits- oder Bildungsaspekte berücksichtigt der Regionen-Vergleich nicht. Hier hätte der Neckar-Odenwald-Kreis sicherlich noch Boden gutgemacht.

Trotz der Nummer eins Ebersberg in seinen Reihen ist Bayern dennoch nicht das wirtschaftsstärkste Bundesland. Diesen Titel schnappte sich Baden-Württemberg. Hier war die durchschnittliche Platzierung aller Kreise und Städte mit dem Wert 104 am besten. Die rote Laterne in der Länderwertung trägt Sachsen-Anhalt (Durchschnitt 341). Bester Stadtstaat ist Hamburg (Platz 58 im Gesamtranking).

Während der Neckar-Odenwald-Kreis auf Rang 251 landete, schnitten direkte Nachbarn durchweg besser ab: Landkreis Heilbronn (2), Hohenlohekreis (22), Landkreis Miltenberg (125), Rhein-Neckar-Kreis (195), Odenwaldkreis (204) und Main-Tauber-Kreis (217).

Dennoch ergeben sich beim Blick auf die Detailergebnisse erfreuliche Ansätze: So ist die Zahl der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe im Landkreis von 13.637.( Jahr 2010) auf 15.097.( 2014) gestiegen. Die Investitionen der Betriebe sind im gleichen Zeitraum von knapp 61 Millionen auf 104 Millionen Euro gestiegen. Die für die Untersuchung relevanten Investitionen pro Beschäftigten sind von 4470 Euro auf 6901 Euro gestiegen.

Beim Verfügbaren mittleren Einkommen gibt es im Landkreis ebenfalls deutliche Fortschritte zu verzeichnen: Dieses ist von 18.376.( 2010) auf immerhin 20.684 Euro (2014) gestiegen. Im Durchschnitt ist dies eine Steigerung von drei Prozent pro Jahr - nur 29 Landkreise in ganz Deutschland weisen eine bessere Zuwachsrate auf!

Die Bruttowertschöpfung im Landkreis ist von 3,3 Milliarden Euro (2010) auf 3,7 Milliarden Euro gestiegen. Auch mit diesem Wert liegt der Neckar-Odenwald-Kreis in der oberen Hälfte der untersuchten Regionen.

Bei der Veränderung der Zahl Erwerbstätige im Vergleich zum Vorjahr liegt der Landkreis dagegen im hinteren Feld. Die Gesamtzahl der Erwerbstätigen ist mit 66.058.( 2014) im Fünf-Jahres-Vergleich zwar relativ stabil, in vielen anderen Regionen ist dagegen ein deutlicher Zuwachs zu verzeichnen, was das schlechte Abschneiden in dieser Kategorie erklärt.

Ein vorzügliches Ergebnis erzielt der Neckar-Odenwald-Kreis beim Vergleich der Arbeitslosenquoten: Platz 123 bundesweit mit einer Quote von durschnittlich 3,8 Prozent (2015).

Bei der Bevölkerungsentwicklung als weiterem Kriterium gab es zwischen 2011 und 2015 einen leichten Zuwachs von 142.435 auf 142.936 Einwohner. Hier steht der Landkreis als Region, der die Forscher seit Jahren eine starke Abwanderung prognostizieren - jedoch sehr gut da - bundesweit Rang 195.

Alles in allem liefert "Focus Money" also Ergebnisse, mit denen der Landkreis gut leben kann. Dass es wirtschaftlich bessere Regionen gibt, ist hinlänglich bekannt. Sich als strukturschwacher Landkreis im hinteren Mittelfeld zu behaupten, ist aller Ehren wert.

Und außerdem: Erst vor kurzem landete der Neckar-Odenwald-Kreis beim Erfolgsatlas des Magazins "Focus" im Bereich "Sicherheit und Lebensqualität" in den bundesweiten Top 100 (wir berichteten). Fazit: Die Wirtschaft behauptet sich, und man kann hier sicher und gut leben. Was will man eigentlich mehr?

"Doppelzimmer abzuschaffen, ist ein Fehler"

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Von Peter Lahr

Mosbach. "Am 31. August 2019 ist Stichtag", weiß Hans-Jürgen Mössner, der Leiter des Johanneshauses Tannenhof. Dann endet nämlich die zehnjährige Übergangsfrist für die Umsetzung der neuen Heimbauverordnung in Baden-Württemberg. "Dann ist die Zweibettenregelung beendet, es sollen neue Formen mit 15er-Gruppen entstehen", fasst er die Hauptpunkte zusammen. Die Konsequenz für seine Einrichtung: "Wir bauen um. Wir werden komplett im laufenden Betrieb umbauen. Wir haben keine andere Chance."

Das 1966 errichtete Gebäude war bis 1975 ein "ganz nobles Hotel mit Schwimmbad". "Viele Bewohner erzählen mir noch, dass sie im Festsaal früher getanzt haben." 1976 wurde es in ein Altersheim umgewidmet. Hans-Jürgen Mössner kam vor gut 20 Jahren in die Einrichtung. Derzeit verfüge man über 48 Einzelzimmer und elf Doppelzimmer. Hinzu kämen noch zehn Tagesgäste.

Auch wenn die genauen Raumpläne noch nicht ausgearbeitet sind, kann Mössner beruhigen: "Der Standort wird erhalten bleiben. Die Planungen laufen. Das macht viel Sinn." Die Johanniter, die als Träger der Einrichtung fungieren, hätten sich grundlegend so entschieden. "Denkmalschutz ist hier kein Thema", kommt Mössner auf das Thema "Finanzen" zu sprechen. Die Kosten würden letztlich auf die Kunden umgelegt. Allerdings gebe es da auch Grenzen nach oben. Wann der "Startschuss" für die Bauarbeiten erfolgen wird, sei momentan noch nicht klar.

Die neue Heimbauverordnung sieht Mössner insgesamt eher kritisch: Sinnvoll sei sicher, dass in den neuen Wohneinheiten eigene Funktionsräume entstehen sollen. Doch den zentralen Speisesaal abzuschaffen, hält er für schlecht: "Für uns macht der große Speisesaal Sinn als sozialer Treffpunkt. Jetzt sitzen hier Leute aus allen Stockwerken. Aber das ist politisch nicht gewollt."

Kritisch sieht Mössner auch die generelle Einzelzimmer-Lösung: "Doppelzimmer komplett abzuschaffen, ist ein Fehler", findet er. "Ich hätte es gerne anders." Etwa wie in Bayern, wo man weiterhin bis zu zehn Prozent Doppelzimmer beibehalten dürfe. Wenngleich der Trend eindeutig zum Einzelzimmer gehe, bleibe nicht nur bei Ehepaaren die Frage nach einer adäquaten Lösung offen. Auch manch andere Bewohner wollten partout nicht alleine leben. Die bauliche Lösung einer Zwischentüre, die zwei Einzelzimmer verbinde, sieht Mössner als nicht gerade ideal an. "Es gibt so nicht die Möglichkeit, zu wählen. Ich weiß nicht, ob man da nicht an den Bedürfnissen der Menschen vorbeiplant."

Auch wenn es kleine, dezentrale Küchen in den neuen Wohngruppen geben muss, will Mössner die zentrale Küche erhalten. "Wir kochen selber", lautet sein Motto. Auch, weil man zusätzlich die Kantine der Clemens-Brentano-Grundschule versorge.

Erhalten bleiben sollen auch der große Garten mit seinem Streichelzoo. "Das ist Bewegung. Das ist Lebensqualität." Nicht nur die Ziegen Heidi und Peter werden es gerne hören. Hund und Katze, ein Blumengarten und ein Sinnesweg erinnerten die Menschen daran, was sie von früher kennen.

Andere Punkte der Verordnung, wie die Barrierefreiheit, habe man bereits lange umgesetzt: "Wir haben alles schon behindertengerecht." Und auch in punkto Standort sei man gut aufgestellt: "Wir sind hier nicht auf der grünen Wiese. Hier ist alles ebenerdig." Mit dem Stadtbus seien die Bewohner schnell im Zentrum. Und nicht nur die im Haus wohnende "Shopping Queen" ziehe mit dem Rollator regelmäßig in die nahen Supermärkte, um sich auf Schnäppchenjagd zu begeben.

Auch wenn der große Festsaal bald der Vergangenheit angehören werde, gefeiert werden soll weiterhin im Tannenhof. Live-Konzerte wie mit den "Bautzy’s" oder Chören aus der Region sorgten immer wieder für Freude - nicht nur bei den Bewohnern. Auch die monatliche "Schlagerparade" - mit Hawaiitoast und blondem Engel - soll bleiben. Deshalb geht der dicke Dank von Hans-Jürgen Mössner nicht nur an sein engagiertes Team, sondern auch an die "grünen Damen und Herren." Diese ermöglichten durch ihren Einsatz auch Aktionen wie den Jahresausflug, gemeinsames Singen, Kaffeeklatsch oder Gottesdienste. Begründung: "Das tut den Leuten gut, das nehme ich gerne auf meine Kappe." Jenseits aller baulichen Veränderungen.

Bürgermeisterwahl Billigheim: Bernd Albrecht ist "voller Ideen"

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Billigheim. (rnz) Drei Männer - ein Ziel: Reinhold Berberich, Martin Diblik und Bernd Albrecht wollen in den kommenden acht Jahren die Geschicke der Gemeinde Billigheim als Bürgermeister leiten. Der Amtsinhaber und der junge Herausforderer Diblik haben sich in der RNZ bereits vorgestellt, Positionen, Motivationen und Ziele dargelegt. Gut zwei Wochen vor der Wahl - am 22. Januar - erläutert auch Bernd Albrecht (Foto), warum er Bürgermeister der 5800-Einwohner-Gemeinde werden will.

Der 57-Jährige ist ein waschechter Billigheimer, im Ortsteil Katzental im ehemaligen Gasthaus "Kreuz" aufgewachsen. Nach einer Maschinenschlosserlehre arbeitete Bernd Albrecht 13 Jahre lang bei Audi in Neckarsulm, inzwischen sei er als Reisemonteur und Servicetechniker weltweit unter anderem für verschiedene Schweizer Firmen im Einsatz, wie der Bürgermeister-Kandidat erläutert. Seine Heimatgemeinde habe er bei allen in der Welt gemachten Erfahrungen dennoch stets im Blick: "Und da ich immer gerne Dinge ändere, mit denen ich nicht zufrieden bin, bewerbe ich mich als Bürgermeister für Billigheim."

Albrecht sieht sich als unabhängig, ehrlich, kompetent, erfolgsorientiert, zielbewusst, leistungsbereit und "voller Ideen". Der Katzentaler setzt vor allem auf pragmatische Ansätze, will die Billigheimer Bürger aus allen fünf Ortsteilen mitnehmen in eine für die Gesamtgemeinde sichere Zukunft.

Dabei will er die Chancen der Digitalisierung nutzen, Familien entlasten, die Jugend weiterbilden. Auch in der Verwaltung und bei der Leitung der Gemeinde sieht Albrecht konkrete Handlungsansätze. Die Mitarbeiter sollen wieder mit Freude zur Arbeit gehen können, so Bernd Albrecht. Auch Themen wie Hochwasserschutz, Baustellensituation, Radwegausbau oder Gebäude(um)nutzungen will der Roboter-Spezialist angehen. Sein Engagement für die Allgemeinheit will der 57-Jährige auch finanziell demonstrieren. Im Falle seiner Wahl plant er, jeden Monat 1000 Euro seines Gehalts zu spenden. Etwa für Kurse für die Jugend oder die Einrichtung eines öffentlichen Internet-Netzes in der Gemeinde.

Die Bürgermeisterwahl in Billigheim findet am 22. Januar statt.

Bekommt Billigheim bald einen Badesee?

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Von Christian Beck

Billigheim. Arbeitseinsätze am Arco-Platz und im Schlossgarten, ein Adventsmarkt und viele kritische Fragen in den Gemeinderatssitzungen: Die "Billinger Plattform" hat im letzten Jahr immer wieder auf sich aufmerksam gemacht. Nun plant die Interessengemeinschaft ein großes Projekt: Der Schlosspark in Billigheim soll umgestaltet werden.

Zudem gibt es Pläne für einen großen Badesse. Im Gespräch mit der RNZ zeigten einige Mitglieder der Plattform, was genau sie vorhaben.

Sie möchten den Schlosspark umgestalten - was haben sie vor?

Andreas Johmann: Vieles. Grundsätzlich wollen wir einen Mehrgenerationenpark daraus machen. Mit Angeboten für Kinder, Jugendliche sowie die Eltern- und Großelterngeneration.

Was heißt das konkret?

Anna-Luise Bauer: Der Kinderspielplatz mit der Umzäunung gefällt uns nicht. Er soll erweitert und deutlich aufgewertet werden. Ein Wasserspielplatz ist geplant. Dazu soll es noch einen Brunnen geben.

Birgit Hofmann: Ein Barfußpfad und eine Bocciabahn sollen auch entstehen. In einem Meditationsbereich mit Sitzsteinen könnten wir uns vorstellen, dass dort künftig Taufen unter freiem Himmel stattfinden können.

Bauer: Eine Kneippanlage und ein Beachvolleyballfeld sind auch geplant.

Johmann: Um den See sollen mehrere Fitnessgeräte aufgestellt werden. Und die Schlossbrücke muss dringend neu gemacht werden.

Hofmann: Momentan ist sie so uneben, dass Leute mit Rollatoren dort nicht drüberlaufen können.

Johmann: Außerdem planen wir einen Pavillon und eine fest installierte Küche im Park. So können Vereine dort viel unkomplizierter Feste veranstalten. Das alles ist aber nur der erste Schritt der Umgestaltung.

Was ist der zweite?

Johmann: Es soll ein Badesee entstehen, südlich vom Parksee und deutlich größer als dieser.

Hofmann: Am Ende des Sees soll ein Damm dafür sorgen, dass Allfeld nicht noch einmal absäuft. Wir hoffen deshalb, dass der See über Mittel des Hochwasserschutzes mitfinanziert werden kann.

Sie sprechen das Thema Geld an. Was wird die Umsetzung all dieser Ideen kosten?

Bauer: Die Gesamtmaßnahme etwa eine Million Euro, ohne den See liegen wir bei rund 350.000 Euro.

Das ist viel Geld.

Hofmann: Das stimmt, aber wir hoffen auf eine Förderung des Regionalentwicklungsprogramms Leader in Höhe von 60 Prozent. Zudem haben wir bereits Kontakt mit möglichen Spendern. Und wir wollen so viel wie möglich selbst machen.

Ute Straub: Auf diese Weise sollen die Billigheimer auch selbst Verantwortung übernehmen können.

Wie ist der Stand der Planungen?

Ein von der Gemeinde bezahlter Architekt hat mit unseren Ideen einen Plan erstellt. Momentan läuft eine Bauvoranfrage.

Der Gemeinderat muss den Plänen also noch zustimmen?

Straub: Ja, diesen Kampf haben wir noch vor uns.

Für den Waldmühlbacher Mehrgenerationenpark gab es die Zustimmung auch erst im zweiten Anlauf.

Johmann: Ja, das stimmt. Wir sind aber zuversichtlich.

Die Bürgermeisterwahl findet in rund zwei Wochen statt. Spielt das bei der Vorstellung der Pläne eine Rolle?

Johmann: Überhaupt nicht. Wir sind ein Bürgerverein. Wir wollen keine Politik machen, sondern für unser Dorf etwas bewirken.

Lässt sich schon etwas zum Zeitplan der Schlossparkumgestaltung sagen?

Bauer: Der Bocciaplatz könnte, wenn es gut läuft, schon im Mai fertig sein. Auf dem Beachvolleyballfeld sollte man im Sommer spielen können.

Und der Rest?

Bauer: Wir hoffen, dass Ende des nächsten Jahres alles fertig sein wird.

Straub: Wir haben aber noch viele andere Ideen. Wir möchten auf jeden Fall einen Sozialbus für Billigheim, der vor allem älteren Menschen zu mehr Mobilität verhilft.

Bauer: Und im Gebäude des ehemaligen Schlecker-Marktes wünschen wir uns ein Bürgercafé im Erdgeschoss und Wohnungen für Senioren im Obergeschoss.

Info: Wer bei der "Billinger Plattform" mitmachen möchte, kann sich an Anna-Luise Bauer unter Tel.: (0 62 65) 75 15 wenden oder jeden letzten Freitag im Monat um 19 Uhr zu den Treffen im alten Rathaus kommen.

Winter in der Region: Ein bisschen wie im Märchen

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Neckar-Odenwald-Kreis. (jbl/schat) Eiskalt und doch herzerwärmend - so zeigt sich der Winter dieser Tage in der Region. In zartes, aber dauerhaftes Weiß gehüllt und von der Sonne ausgeleuchtet sind nicht nur die Höhenlagen rund um den Katzenbuckel, auch im Neckartal hält sich eine feine Schneeschicht, Rodelspaß ist auch in "Tieflagen" möglich.

Am Skihang in Nüstenbach (wo die Skihütte auch heute bewirtet ist) wurde gestern ausgiebig gerutscht, am Schlittenhang am Fuß des Katzenbuckels, von wo das örtliche Tourismusbüro zehn Zentimeter Schneehöhe vermeldete, ebenso. Rund um Reisenbach reicht die weiße Pracht auch zum Langlaufen, eine sieben Kilometer lange Strecke ist hier gespurt.

Ein besonderes Wintererlebnis hat unterdessen RNZ-Mitarbeiterin Judith Blüthner im verschneiten Winterhauch "entdeckt": Der Schnee knirscht unter den Kufen, während die beiden Rösser "Morus" und "David" den historischen Schlitten durch die tiefverschneite Winterlandschaft ziehen.

Schon von Ferne kann man uns an dem Schellen der Glöckchen am Geschirr erkennen. Das sei wichtig, erklärt Marco Zwickl, der Kutscher. Winterspaziergänger oder Langläufer würden uns sonst vielleicht nicht wahrnehmen. Diese Gefahr besteht nicht wirklich, alle haben den Weg schon lange, bevor wir in ihr Sichtfeld kommen, freigemacht.

Allenfalls sind die Handys gezückt, um von dem besonderen Gespann ein Foto zu machen. So etwas sieht man schließlich nicht alle Tage. Das Gold und Rot, das man dem Schlitten erst im vergangenen Winter neu aufgelegt hat, glänzt und glitzert in der Sonne. "Jetzt fehlt nur noch der Prinz auf seinem weißen Pferd", meint eine der begeisterten Mitfahrerinnen.

Man fühlt sich ein bisschen wie in im Märchen. Die Äste der verschneiten Tannen hängen links und rechts auf den Waldweg hinunter. Der Schnee stiebt unter den Hufen der sich mächtig ins Geschirr legenden Pferde zur Seite. Die beiden Zugtiere haben es nicht leicht.

Ein Schlitten hat keine richtige Bremse, und so müssen sie das gesamte Gewicht beim Herunterfahren halten. Aber kein Problem für Kutscher und Gespann, sie sind ein eingespieltes Team. Im Sommer fahren sie Feriengäste durch die Landschaft. Und jetzt im Winter freuen sie sich über die abenteuerliche Abwechslung in Schnee und Eis.

Am liebsten fährt Zwickl bei Mondschein, verrät er und grinst dabei verschmitzt. Er kennt sich aus im Gelände rund um den Katzenbuckel. Versiert lenkt er den Schlitten am oberen Höllgrund entlang, dann geht es in einem gewundenen Pfad quer durch den Wald.

Nach einer guten Stunde und vielen Anekdoten und Geschichten über Odenwälder Originale - wie der Kutscher selbst eines ist - geht es in einem letzten flotten Galopp Richtung Stall. Viel zu schnell ist das Wintermärchen schon wieder vorbei. Beim Absteigen merkt man die Kälte wieder, nicht umsonst heißt das Gebiet hier oben ja auch "Winterhauch".

Info: Erleben darf man diese abenteuerlich romantische Fahrt im Pferdeschlitten noch solange Schnee liegt - Kontakt: Marco Zwickl, Tel.: 0171/548-1419. Aktuelle Informationen zu den Schneehöhen rund um den Katzenbuckel (Web-Cam) gibt es unter www.waldbrunn-odenwald.de.

So soll das Lutherjahr im Neckar-Odenwald-Kreis gefeiert werden

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Neckar-Odenwald-Kreis. (ly) Mit einer Fülle von Veranstaltungen von Januar bis November wartet der Evangelische Kirchenbezirk Mosbach im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 auf. Unter dem Motto "... da ist Freiheit" gedenkt man nicht nur des Thesenanschlags Martin Luthers vor 500 Jahren, sondern geht grundsätzlich auf den Freiheitsbegriff und seine Bedeutung für evangelische Christen heute ein - in Gottesdiensten, Vorträgen, Seminaren und in einer Ausstellung auf Burg Guttenberg, einer der ersten Orte im Gebiet der Evangelischen Landeskirche in Baden, an welchem die evangelische Lehre gepredigt wurde.

Den Auftakt des Veranstaltungsreigens macht am morgigen Sonntag, 10 Uhr, ein Gottesdienst in Fahrenbach. Die Predigt wird Wolfgang Brjsanzew halten, Landeskirchlicher Beauftragter für die Reformationsdekade.

Bis zum März gibt es noch folgende Veranstaltungen im Zeichen des Reformationsjubiläums:

> 11. Januar, 20 Uhr: "Auf dem heißen Stuhl - Martin Luther", Vortragsabend mit Diskussion: "Sollte man Kirche und Staat streng voneinander trennen? - Die 2-Reiche-Lehre" (Ev. Gemeindehaus Oberschefflenz).

> 17. Januar, 20 Uhr: Informationsabend für alle, die zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin und Wittenberg oder zum "Kirchentag unterwegs" im Mai fahren möchten (Mosbach, Martin-Luther-Haus).

> 19. Januar, 19 Uhr: "Dem Sprachereignis Luther auf’s Maul geschaut", Vortrag von Frau Prof. Lobenstein-Reichmann, mit Ausstellung und anschließendem Umtrunk (Auguste-Pattberg-Gymnasium Neckarelz).

> 21. Januar, ab 15.30 Uhr: Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenbezirks Mosbach zum Reformationsgedenken mit Festvortrag von Dr. Albrecht Ernst: "Reformation in den Orten des Evangelischen Kirchenbezirks Mosbach" (Burgkapelle Neckarmühlbach).

> 27. Januar, 10 Uhr: Gottesdienst mit Landesbischof i.R. Dr. Ulrich Fischer (Evangelische Kirche Dallau).

> 1. Februar, 20 Uhr: "Auf dem heißen Stuhl - Martin Luther", Vortragsabend mit Diskussion: "Sind wir beim Abendmahl Kannibalen? Oder: Essen und trinken wir beim Abendmahl wirklich Leib und Blut Christi?" (Ev. Gemeindehaus Oberschefflenz).

> 2. Februar, 18 Uhr: "Ökumenischer Abend zu Maria - biblisch, musikalisch, literarisch" mit Pfarrer Dr. Stefan Rencsik und Dekan Folkhard Krall (St. Bruder Klaus, Mosbach-Waldstadt).

> 8. Februar, 18.30 Uhr: Bildungsvesper: Verstehen wir Gottes Wort? Martin Luthers Anregungen heute - eine römisch-katholische Sicht; Dr. Barbara Henze (Ökumenisches Zentrum Mosbach-Neckarelz).

> 15. Februar, 18.30 Uhr: Männervesper "Macht der Glaube wirklich frei?" (Gemeindehaus Reichenbuch).

> 19. Februar, 10 Uhr: Gottesdienst mit Dr. Wolfgang Vögele (Ev. Kirche Fahrenbach).

> 22. Februar, 20 Uhr: Bruno Preisendörfer: "Als unser Deutsch erfunden wurde: Reise in die Lutherzeit", Lesung (Mediathek Mosbach).

> Sonntage im März: Predigtreihe "Luther" mit folgenden Themen: "Von der Freiheit", Victor vom Hoff; "Lutherlieder", Folkhard Krall; "Warum studierte Hamlet in Wittenberg", Richard Lallathin; "Drei Sola - Luthers Rechtfertigungslehre, Martin Sommer; "Katharina von Bora", Ruth Lauer (Stiftskirche, Bergfeld, Waldstadt, Johanneskirche, Neckarburken, Christuskirche, Nüstenbach).

> 7. März, 19.30 Uhr: Ökumenischer Gesprächsabend zum Reformationsjubiläum "Heilendes Erinnern": Evangelisch und katholisch am selben Ort gestern und heute (Kath. Gemeindehaus, Rittersbach).

> 7. März bis 5. April, jeweils dienstags, 19.30 Uhr: Glaubenskurs "Quellen, aus denen Leben fließt" (Gemeindehaus Reichenbuch).

> 8. März, 20 Uhr: "Auf dem heißen Stuhl - Martin Luther" Vortragsabend mit Diskussion: "Wozu brauchen wir eigentlich noch Pfarrer? - Oder: Das ‚Priestertum aller Gläubigen‘ bei Martin Luther" (Ev. Gemeindehaus Oberschefflenz).

> 11. und 25. März, 7 Uhr: Ökumenische Morgengebete zum Thema "Heilendes Erinnern" mit anschließendem gemeinsamem Frühstück (Lohrbach).

> 12. März, 18 Uhr: "Mehr als was wir tun können - YouGo’s 2017" (Neckarelz, Martinskirche). Dem Gottesdienst schließt sich das Martinscafé an.

> 16. März, 19.30 Uhr: Vortrag "Die Wartburg am Neckar" von Pfarrer Thomas Binder (Burgschänke Burg Guttenberg, Neckarmühlbach).

> 17. März, 14.30 Uhr: "Reformation und Kirchenraum": Workshop für Gästeführer und Interessierte zur Kirchraumpädagogik mit Prof. Rupp, Pfarrerin Heike Kuhn (Stiftskirche Mosbach).

> 18. März, 18.30 Uhr: Ökumenischer Bußgottesdienst in der Fastenzeit (Katholische Kirche Ritterbach).

> 19. März, 17 Uhr: "Reformation und Transformation. Ein Lutherabend mit Vorträgen u.a. eines direkten Nachfahren von Martin Luther" (Evangelische Kirche Dallau).

> 19. März, 18.30 Uhr: Ökumenischer Bußgottesdienst in der Fastenzeit (Evangelische Kirche Obrigheim).

> 26. März, 9.30 Uhr: Gottesdienst mit Kirchenrat Dr. Jörg Augenstein (Evangelische Kirche Haßmersheim).

> 26. März, 19 Uhr: "Ein feste Burg ist unser Gott" - Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach und Max Reger: Solisten, Mosbacher Kantorei, Collegium instrumentale, Leitung und Orgel: Bernhard Monninger (Mosbach, Stiftskirche).

> 29. März, 20 Uhr: "Auf dem heißen Stuhl - Martin Luther" Vortragsabend mit Diskussion: "Können auch Soldaten in den Himmel kommen? - oder: Kann es einen gerechten Krieg geben laut Martin Luther?" (Ev. Gemeindehaus Oberschefflenz).

> 29. März: Michael Landgraf liest: "Der Protestant - ein historischer Roman aus der Lutherzeit" (Buchhandlung Kindlers, Mosbach).

> 29. März, 19.30 Uhr: Ökumenischer Gesprächsabend zum Reformationsjubiläum "Heilendes Erinnern": Evangelisch und katholisch am selben Ort gestern und heute (Evang. Gemeindehaus Großeicholzheim).

Im Jubiläumsjahr 2017 zeigt das Burgmuseum der unzerstörten Stauferburg ab Ostern u .a. eine Ausstellung zu den Anfängen der Reformation im Neckartal und Kraichgau sowie eine sehenswerte Bibelausstellung mit vorlutherischen Bibelübersetzungen. Die Besitzerfamilie führt auf Anfrage gerne persönlich durch das Museum sowie die historische Burgkapelle.

Info: www.burg-guttenberg.de

Der Erzbischof wollte in Mosbach bei den Menschen sein

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Von Christian Beck

Mosbach. Wenn sich gar Landwirtschaftsminister Peter Hauk zum Begrüßen in einer langen Reihe anstellen muss, ist der Besuch wahrhaft prominent: Erzbischof Stefan Burger war gestern in Mosbachs "gute Stube" gekommen. Und hatte damit für eine Premiere gesorgt: Zum ersten Mal wurde der Neujahrsempfang der Erzdiözese nicht in Freiburg gefeiert. Vor rund 150 geladenen Gästen sprach der 54-Jährige in der Alten Mälzerei mehrere gesellschaftspolitische Themen an und rief zu mehr Menschlichkeit auf.

Der bestimmende Begriff seiner Rede war dabei die Grenze. Und damit war der Erzbischof recht schnell bei einem der momentan bestimmenden Themen unserer Gesellschaft angelangt: den Flüchtlingen. Neben großem Dank für alle, die sich für geflüchtete Menschen einsetzen, mahnte er hier zu Besonnenheit. Denn die Krise sei keineswegs überwunden, auch wenn weniger Menschen ins Land kämen. So rief er dazu auf, Integration zu ermöglichen und mahnte jene, für die die Angebote geschaffen werden, diese auch anzunehmen.

Dass so viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, machen viele an der Grenzöffnung von Kanzlerin Angela Merkel im September 2015 fest. Vom christlichen Verständnis hätte es aber "keine Alternative" gegeben, betonte Burger. In den folgenden Diskussionen hätten sich jedoch die Grenzen innerhalb der Gesprächs- und Debattenkultur verschoben: Der Erzbischof sprach von einem "Hang zur Skandalisierung". Vor diesem Hintergrund forderte Burger, das rechte Maß zu finden. Zum Thema Flüchtlinge müssten vielfältige Diskussionen erlaubt sein. Der 2014 zum Erzbischof gewählte Burger betonte aber: "Kein Glaube darf als Rechtfertigung für Fremdenfeindlichkeit herhalten!"

Doch nicht nur Flüchtlingen galt Burgers Aufmerksamkeit: "Auch unter Deutschen gibt es genug, die sich ausgegrenzt oder als Verlierer fühlen", erklärte er. Und er warnte vor Oberflächlichkeit und Vereinsamung: 500 so genannte Freunde in sozialen Netzwerken wie Facebook könnten die Begegnung von Mensch zu Mensch nicht ersetzen.

Auf die Frage, weshalb der erste Neujahrsempfang der Erzdiözese außerhalb Freiburgs gerade in Mosbach stattfand, erklärte Burger gegenüber der RNZ, dass es ihm sehr wichtig sei, vor Ort und bei den Menschen zu sein. Die Region ist Burger nicht fremd, war er doch von 1990 bis 1993 Kaplan in Tauberbischofsheim. Dass nun aus dem Norden der Diözese Menschen zum Neujahrsempfang in den Breisgau reisten, sei vielfach aber nicht möglich. Vor diesem Hintergrund soll die Veranstaltung künftig jedes Jahr an einem anderen Ort stattfinden. Mehr Menschen könnte der Erzbischof dabei sicher erreichen, wenn der Empfang für jeden offen wäre - darauf deuteten die vielen leeren Plätze im Rahmen der geschlossenen Veranstaltung in Mosbach hin.

Zu kritischen Themen aus dem Bereich Kirche äußerte sich Burger nicht. Und das, obwohl eine Äußerung von Dr. Achim Brötel fast schon als Aufforderung zu werten war: "Die katholische Kirche muss sich von einem völlig veralteten Weltbild verabschieden, das Frauen eine ausschließlich dienende Rolle beimisst." Für diese Worte erntete der Landrat Beifall.

Für versöhnliche Klänge sorgte die Musikgruppe der Caritas-Werkstätte "Alois Eckert" aus Gerlachsheim. Und auch Johannes Balbach, Dekan des Dekanats Mosbach-Buchen, warb in seiner Begrüßung für die Überwindung von Grenzen: "Uns verbindet mehr, als uns trennt", sagte er mit Blick auf die evangelischen Mitchristen. Auch Erzbischof Burger dankte für die Bemühungen in Sachen Ökumene und forderte dazu auf, Brücken zu bauen: "Es muss unser Ziel sein, dass unsere Welt menschlicher wird".

Ein versöhnliches Fazit zog schließlich auch Gerhard Hauk, Dekan im Dekanat Tauberbischofsheim: "Es war eine gute Idee, die Veranstaltung hier bei uns im Norden stattfinden zu lassen."


Mosbacher Sternsinger von Angela Merkel empfangen

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Berlin/Obrigheim. (stk) Es war der erste offizielle Termin von Bundeskanzlerin Angela Merkel im neuen Jahr. Und dann wurde es gleich königlich: Gestern besuchten 108 Sternsinger das Bundeskanzleramt und brachten ihren Segen für das neue Jahr. Vier davon kamen aus der Seelsorgeeinheit Mosbach-Elz-Neckar, aus Obrigheim. Silas (14) und Samuel (13) Tretter, Corinna Ewers (15) und Mirija Ruff (12) traten für die Erzdiözese Freiburg die Reise nach Berlin an.

"Wenn ihr da seid, dann verändert sich die Stimmung hier ein bisschen. Es geht nämlich darum, dass sich Hoffnungen erfüllen und wir immer wieder neue Wege in Angriff nehmen. Und genau das tut ihr auch", sagte die Bundeskanzlerin zu den Kindern und Jugendlichen. Je vier Kinder aus allen 27 deutschen Diözesen besuchten das Bundeskanzleramt stellvertretend für die mehr als 300.000 Sternsinger, die rund um den Jahreswechsel Spenden sammeln und den Segen zu den Menschen bringen.

Bundeskanzlerin Merkel lobte das Engagement der Mädchen und Jungen. "Als Sternsinger macht ihr klar, dass es nicht nur um euch geht und nicht nur um die Kinder in Deutschland. Sondern dass es eine Welt gibt, und dass es genauso um Kinder in anderen Teilen der Welt geht." Die Bundeskanzlerin dankte den Sternsingern für ihren Einsatz für Not leidende Kinder in aller Welt. "Ihr seid jung, aber ihr bewegt schon viel, denn ihr erzählt ja anderen Menschen davon, dass sie auch etwas Gutes tun, wenn sie euch helfen. Deshalb möchte ich mich stellvertretend bei euch bedanken."

Die 59. Aktion Dreikönigssingen steht unter dem Leitwort "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam für Gottes Schöpfung - in Kenia und weltweit!" und rückt damit beispielhaft an der Region Turkana im Norden des Landes die Auswirkungen des Klimawandels in den Fokus. Charlotte (13) und Jasper (13) aus der katholischen Pfarrei Salvator in Berlin-Lichtenrade stellten Angela Merkel dies in einem kurzen Anspiel vor und hatten gleich eine Forderung an die Bundeskanzlerin: "Die Erde muss im Gleichgewicht sein, damit alle auf und von ihr leben können", sagte Charlotte.

Der Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Pfarrer Dirk Bingener, der die Kinder gemeinsam mit Prälat Dr. Klaus Krämer, Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", ins Bundeskanzleramt begleitet hatte, zitierte in seinen Worten an die Kanzlerin die Aufforderung von Papst Franziskus, dass alle als Werkzeuge Gottes zur Bewahrung der Schöpfung beitragen sollen. "Dies nehmen sich diese Kinder und Jugendlichen zu Herzen, wenn sie Spenden für Projekte in Kenia und weltweit sammeln. Aber eben auch, wenn sie selbst überlegen, wie sie durch ihren eigenen Lebensstil dazu beitragen, die globale Erderwärmung zu begrenzen und die Folgen zu lindern."

Für Silas Tretter und Corinna Ewers aus der Seelsorgeeinheit Mosbach-Elz-Neckar war dieser Termin sicher etwas ganz Besonderes: "Es war schon eine Ehre, die Kanzlerin zu treffen", sagte die 15-jährige Corinna anschließend. "Interessant" sei es gewesen, so viele andere mit den gleichen Interessen zu treffen. Seit sie sechs Jahre alt ist, ist sie bei den Sternsingern dabei.

Silas Tretter ist auch schon ein "alter Hase": Seine Mutter leitet die Sternsingergruppe in Obrigheim. "Es hat mir gefallen, und dann bin ich dabei geblieben", erzählt er, wie er zu den Sternsingern kam. Schon öfter habe man sich um die Teilnahme am Empfang bei der Bundeskanzlerin beworben. "Bestimmt schon sechs Mal", so Silas. Dieses Mal hat es geklappt. Und da man in der Seelsorgeeinheit nicht damit gerechnet hat, ist die Freude darüber (auch nach dem Treffen noch) sehr groß.

Pfarrer Stefan Rencsik sagte gestern: "Wir freuen uns und sind stolz darauf, dass unsere Sternsingergruppe aus der Pfarrgemeinde Obrigheim von Bundeskanzlerin Merkel in Berlin empfangen wurde. Besonders freut uns, dass die Sternsinger und deren Begleiter dadurch eine große Wertschätzung für ihr ehrenamtliches und karitatives Tun erfahren. Auch unser Dank gilt den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich jedes Jahr aufs Neue in ihrer Freizeit auf den Weg zu den Menschen machen, die sie erwarten und freudig empfangen."

Die Spende der Bundeskanzlerin nahmen Kinder aus der Gemeinde St. Anna in Bochum im Bistum Essen entgegen. Marie-Luise (16), Jost (14), Emma (10) und Sandro (11) trugen der Kanzlerin auch den Segensspruch vor und schrieben den Segen "20*C+M+B+17" für das neue Jahr im Kanzleramt an. Mit ihrer Spende für das Dreikönigssingen unterstützt die Bundeskanzlerin eine Vorschule in Kenia.

Träger der Aktion Dreikönigssingen sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Rund 994 Millionen Euro wurden bereits gesammelt, mehr als 70.100 Projekte und Hilfsprogramme für Kinder unterstützt. Bei der 58. Aktion zum Jahresbeginn 2016 hatten die Mädchen und Jungen aus 10.282 Pfarrgemeinden, Schulen und Kindergärten mehr als 46,2 Millionen Euro gesammelt. Mit den Mitteln werden Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastoral, Ernährung, soziale Integration und Nothilfe gefördert.

Demo in Buchen gegen den Obrigheimer AKW-Betonschutt

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Buchen. Die Bürgerinitiative "Bigmüg" ruft die Bevölkerung aus dem nördlichen Neckar-Odenwald-Kreis dazu auf, sich an der Kundgebung gegen die Einlagerung von freigemessenem, schwachradioaktivem Bauschutt aus dem Kernkraftwerk Obrigheim (KWO) zu beteiligen. Die Demonstration findet am Samstag, 21. Januar, um 11 Uhr in der Buchener Fußgängerzone statt. Alle, die ihre Meinung zum Thema KWO-Betonschutt kundtun wollen, sind willkommen. Weitere Aktionen unter Federführung von "Bigmüg" werden dann von der vorhandenen Resonanz abhängig gemacht.

Bereits vor zwei Jahren hat "Bigmüg" schon einmal über 2000 Unterschriften gesammelt und sie dem Regierungspräsidium bzw. dem Umweltministerium übergeben. Bereits im Vorfeld soll das Stimmungsbild in der Bevölkerung erfasst werden. Im Internet unter https://goo.gl/nwVGZp kann man abstimmen und kommentieren.

Auf der Homepage sind bisher die Gegner der Einlagerung des Bauschutts deutlich in der Mehrheit. Wer seine Meinung noch einbringen möchte, kann dies unter der genannten Internetadresse noch bis 15. Januar tun.

Seitens der Initiative ist man bestrebt, einen deutlichen Rückhalt durch weite Teile der Bevölkerung zu generieren. So will man den Widerstand gegen die geplante Deponierung demonstrieren.

Insgesamt steht "Bigmüg" für folgende zentrale Forderungen: Verweigerung der Annahme des schwachradioaktiven Bauschutts aus dem Kernkraftwerk Obrigheim durch die AWN und den Landkreis; gegebenenfalls Beschreiten des Klageweges durch Stadt oder Landkreis unter Hinweis auf eine Neubewertung der Gefahren durch dieses Material; Belassen des Materials auf dem Kraftwerksgelände, bis eine definitive und gesundheitlich zu verantwortende Lösung der Endlagerung an einem geeigneten Ort gefunden ist.

Neujahrsempfang Waldbrunn: Die Aufgaben sind groß, das Geld ist knapp

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Waldbrunn. (hof) Auch in diesem Jahr hatte die Gemeinde Waldbrunn am Dreikönigstag wieder zum Neujahrsempfang geladen. Neben fast 500 Bürgern der Winterhauch-Gemeinde begrüßte Bürgermeister Markus Haas dazu auch zahlreiche Ehrengäste, darunter Ehrenbürger Gerd Mosca, die Bundestagsabgeordneten Alois Gerig (CDU) und Dr. Dorothee Schlegel (SPD), MdL Georg Nelius (SPD), Landrat Dr. Achim Brötel, Bürgermeister i. R. Klaus Schölch, die Bürgermeister Peter Reichert (Eberbach) und Bruno Stipp (Limbach) sowie viele Kommunalpolitiker, Vereinsfunktionäre und Vertreter der Banken, Schulen und Kirchen per Handschlag.

Nachdem die Sternsinger ihren Segen überbracht und das Bläserquintett "Hoher Odenwald" den Empfang musikalisch eröffnet hatten, ging Bürgermeister Haas in seiner Ansprache zunächst auf das gerade verabschiedete Jahr ein, das nicht nur für Waldbrunn besondere Herausforderungen mit sich brachte.

So sei man Ende Mai/Anfang Juni mit unvorstellbaren Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert worden: In Schollbrunn, Mülben und Weisbach war "Land unter". Etliche Keller, Häuser und Straßen standen unter Wasser, Autos, Felsbrocken und Pflastersteine wurden zu Spielbällen der gewaltigen Wassermassen.

Im Nachgang müsse man aber auch die positiven Seiten sehen. So habe unmittelbar nach den Unwettern eine "fantastische Welle der Hilfsbereitschaft" eingesetzt. Dabei hob Haas insbesondere die Einsatzkräfte der Feuerwehren, des DRK, THW und der DLRG hervor, die in den Katastrophentagen rund um die Uhr im Einsatz waren und dabei bis an ihre Belastungsgrenze gerieten. Auch Feuerwehren aus umliegenden Gemeinden kamen nach Waldbrunn, um zu helfen.

Aber auch aus der Bürgerschaft habe er eine solche Hilfsbereitschaft, Solidarität und Spendenbereitschaft weder erwartet noch je erlebt. Wildfremde Menschen seien gekommen und hätten ohne große Worte einfach geholfen.

Zudem hätten viele Neubürger aus den Flüchtlingsunterkünften des Kreises ihren neuen Nachbarn zur Seite gestanden und mit angepackt, spannte Haas den Bogen zur zweiten großen Herausforderung des Jahres: dem Zuzug von ca. 90 Menschen aus Eritrea, Nigeria, Pakistan, China, Irak und Syrien.

Trotz großer Skepsis sei die Aufnahme dank vieler Helfer, insbesondere in den Asylkreisen aus Schollbrunn und Weisbach sowie mit Unterstützung von Ramona Galeta vom DRK, zu einer richtigen Erfolgsgeschichte geworden, freute sich der Bürgermeister. Wer Hilfe brauche, werde diese auch künftig bekommen, so Haas.

Integration bestehe aus Fördern und Fordern, führte Haas weiter aus. Hierfür sei neben dem Spracherwerb auch die Verinnerlichung von Verhaltensregeln von elementarer Bedeutung. Unter diesem Leitgedanken erhielten die Waldbrunner Flüchtlinge die nötige Unterstützung, "um sich in unserer Gesellschaft zurechtzufinden", lobte Haas die Arbeit der Helfer weiter. Allerdings sei Integration lediglich ein Angebot - Asylsuchende müssten auch eigene Anstrengungen dafür aufbringen. "Für Waldbrunn kann ich sagen, dass die meisten Flüchtlinge das annehmen und sich auch aus eigenem Antrieb heraus anstrengen", zeigte sich Haas zufrieden.

Der Bürgermeister schloss mit dem Appell, sich auch künftig so engagiert einzubringen wie bisher. Dann könne es gelingen, die neuen Einwohner zu Waldbrunnern zu machen. In der Vorschau hob der Verwaltungschef die 675-Jahrfeier in Strümpfelbrunn hervor. Das Jubiläum begehe man in diesem Jahr mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm.

An baulichen Maßnahmen sollen 2017 der Rückbau des Brandweihers in Oberdielbach, die Sanierung der Friedhofskapelle in Oberdielbach und in Zusammenarbeit mit dem Landkreis der Ausbau der K 3926 von Waldkatzenbach nach Oberdielbach mit einem zusätzlichen Radweg realisiert werden.

Weitere Maßnahmen, wie die Sanierung der Talstraße in Schollbrunn mit Kosten in Höhe von 3,6 Mio. Euro (wir berichteten), die mittelfristig notwendige Sanierung des Rathauses und des Katzenbuckelturms und verschiedene Denkmodelle im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung und der Kindergartenstruktur, will man zunächst im Rahmen von Klausurtagungen des Gemeinderats vorberaten.

"Sie sehen, die Aufgaben sind gar groß, das Geld ist leider knapp. In diesem Spagat werden wir aber die Suche, die Planung nach dem Besten auch in Zukunft ausrichten müssen. Und das wird die große Herausforderung für das Jahr 2017", schloss Haas seine Neujahrsansprache.

Nach Grußworten der Bundestagsabgeordneten Gerig und Schlegel sowie von Landrat Brötel, die ebenfalls das große ehrenamtliche Potenzial der Waldbrunner Bürger lobten und daneben kurz auf Neuigkeiten in Bund und Kreis eingingen, folgten die diversen Ehrungen (siehe neben stehenden Kasten).

Mosbach: Schnee schützt vor Strafe nicht - oder doch?

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Von Heiko Schattauer

Mosbach. Schön weiß und winterlich zeigt sich die Region dieser Tage, tolle Motive und Möglichkeiten im Schnee gibt’s inklusive. Dank Feiertag und Wochenende kamen viele in den Genuss der besonderen Möglichkeiten, waren mit Kind, Kegel, Schlitten und Rodel unterwegs. Wer nun allerdings mit dem Auto auf den Straßen im verschneiten Neckar-Odenwald-Kreis unterwegs ist, dem fehlt mitunter die Erkenntnis. Schnee und Eis verbergen nämlich schon mal, welche Vorgabe im jeweiligen Streckenabschnitt per Hinweisschild vermittelt werden soll. So ließen sich etwa am Montagmorgen entlang der B 292 von Aglasterhausen in Richtung Mosbach sehr wohl die zahlreichen Straßenschilder am Wegesrand ausmachen. Was sie im Einzelfall vorgeben - darüber lag der Mantel des Schweigens, sorry: des Schnees.

Wie aber muss/darf man sich im Falle einer solchen Beschilderung verhalten? Nicht jeder Verkehrsteilnehmer weiß schließlich aus der täglichen Pendlererfahrung, wo welche Geschwindigkeit, wo welches Verbot gilt. "Straßenschilder müssen grundsätzlich erkennbar sein", erklärt Rechtsanwalt Mario Peters von der Mosbacher Kanzlei Dr. Zundel und Partner auf Nachfrage der RNZ. Ein Straßenschild sei eine Allgemeinverfügung, und die müsse unproblematisch für jedermann bekannt gemacht sein, so der Jurist weiter: "Und das ist nur der Fall, wenn man sie erkennen kann". Haben schneebedeckte Schilder also keinerlei Bedeutung? Ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht: "Das ist immer vom Einzelfall abhängig", schränkt auch Rechtsanwalt Peters ein. Eine pauschale Aussage bei möglichen Vergehen und der "Entschuldigung" eines verschneiten Hinweisschildes sei demnach nicht möglich. Zwar sei die Allgemeinverfügung im Fall eines verschneiten Schildes nicht bekannt gemacht, so der Rechtsanwalt. Die aufgrund des Schneefalls anzunehmenden Straßenverhältnisse könnten aber beispielweise eine Temporeduzierung auch ohne Schild schon angebracht erscheinen lassen.

Ähnlich sieht man es beim Landratsamt: Wenn Schilder "bei starkem Schneetreiben oder kurz nach starkem Schneefall gar nicht lesbar sind", empfehle es sich generell, die Geschwindigkeit zu reduzieren. "Die Form des Schildes bleibt zudem ja immer erkennbar", ergänzt Landratsamts-Pressesprecher Jan Egenberger in diesem Zusammenhang. Eine klare Antwort auf die Frage, ob schneebedeckte Schilder den Autofahrer vor Strafe etwa bei Geschwindigkeitsüberschreitungen schützen, gebe es nicht. "Dies muss jeweils im Einzelfall von der Rechtssprechung betrachtet werden und mag beispielsweise auch davon abhängen, ob der Autofahrer ortsfremd ist", so Egenberger. Eine Reinigung verschneiter Schilder sei, so der Pressesprecher weiter, im Rahmen des Winterdienstes aufgrund der vielen Kilometer zu räumender Straßen übrigens nicht möglich.

Mosbach: 28-jähriger Drogenhändler vor Gericht

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Mosbach. (RNZ/rl) Ein mutmaßlicher Drogendealer steht Ende Januar vor Gericht. Der 28-jährige Angeklagte gambischer Staatsangehörigkeit soll in Mosbach mindestens sechs Mal Marihuana verkauft haben - unter anderem auch an Minderjährige. Zwei weitere Male wurde er mit größeren Mengen Marihuana von der Polizei erwischt. Er soll sich mit dem Verkauf seinen Lebensunterhalt und den Eigenkonsum finanziert haben.

Seit dem 29. September befindet sich der 28-Jährige in Mannheim in Untersuchungshaft. Für den Prozessauftakt am Landgericht Mosbach am 26. Januar sind sieben Zeugen und ein Dolmetscher geladen.

Breitbandausbau im Neckar-Odenwald-Kreis: Zweiter Abschnitt offiziell freigeschaltet

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Von Christian Beck

Billigheim/Haßmersheim/Hüffenhardt/Neckarzimmern. Schneller soll es in Zukunft gehen, das Surfen im Internet. Und das Herunter- und Hochladen auch. Vor diesem Hintergrund passte es ganz gut, dass erst nach dem praktischen Nutzen der symbolische Akt folgte: Ab gestrigen Mittwoch wurde der zweite Bauabschnitt des Breitbandausbaus im Neckar-Odenwald-Kreis freigeschaltet, nutzen können die Haushalte und Firmen die schnellere Internetverbindung aber schon seit Jahresbeginn. Herunterladen mit bis zu 50 MBit pro Sekunde ist nun an mindestens 95 Prozent der Anschlüsse in Haßmersheim, Hüffenhardt und Neckarzimmern möglich. Zum Monatsende soll es auch in Billigheim soweit sein.

Möglich ist dies dank 25 Kilometer zusätzlich verlegter Glasfaserkabel und 37 Multifunktionsgehäusen. Letztere sind quasi die neueste Version der grauen Verteilerkästen am Straßenrand. Die neue Technik ermöglicht den meisten der rund 7000 Haushalte in den vier Gemeinden eine laut Landrat Dr. Achim Brötel "deutlich spürbare Verbesserung", was die Internetverbindung betrifft. Die soll mindestens 95 Prozent der Haushalte betreffen - schwer wird es bei abgelegenen Grundstücken, beispielsweise bei Aussiedlerhöfen. Hier sollen Lösungen über das Mobilfunknetz gefunden werden.

Neben Haßmersheim, Hüffenhardt, Neckarzimmern und in Kürze Billigheim - hier haben Schwierigkeiten beim Tiefbau die Fertigstellung verzögert - profitieren Mosbach und Obrigheim bereits vom Breitbandausbau des Landkreises. Zusammen mit der Telekom wird der gesamte Neckar-Odenwald-Kreis flächendeckend mit einer schnellen Internetverbindung versorgt. Aktuell sind Handwerker in drei Ausbaugebieten am Graben, Verlegen und Installieren - und zwar in den Gemeinden Aglasterhausen, Binau, Elztal, Fahrenbach, Neckargerach, Neunkirchen, Schwarzach und Zwingenberg (Gebiet 3), Mudau und Waldbrunn (Gebiet 4) sowie Buchen (Gebiet 5). Ausbaugebiet 3 soll voraussichtlich am 2. März ans Netz gehen.

Komplett abgeschlossen sein soll der Breitbandausbau im Kreis am Jahresende. Vorausgesetzt das Wetter spielt mit: Aktuell ruhen die Arbeiten, da Glasfasern bei Temperaturen unter 5 Grad Celsius spröde werden und nicht verlegt werden können, erklärt Martin Stiebitz, Gesamtprojektleiter der Telekom. In Zeitnot sei man aktuell aber nicht, da man sich im Sommer einen kleinen zeitlichen Puffer erarbeitet habe.

"Der ländliche Raum gewinnt deutlich an Attraktivität", befand Haßmersheim Bürgermeister Michael Salomo bei der offiziellen Freischaltung im Dorfgemeinschaftshaus der Schiffergemeinde. Und laut Telekom ist noch reichlich "Luft nach oben": Sobald der Einsatz der so genannten "Vectoring-Technologie" rechtlich möglich sei, verspricht Stiebitz bis zu 100 Mbit pro Sekunde. "Und das ist sicher nicht das Ende der Fahnenstange", betont der Gesamtprojektleiter: Bis zu 250 MBit seien auch ohne Tiefbau möglich.

Für die Ausbaubereiche 1 bis 4 sind noch kleine Nacharbeiten erforderlich: Gewisse Kupferkabel, die von den Multifunktionsgehäusen zu den Haushalten führen, müssen noch durch Glasfaserkabel ersetzt werden. Rechtliche Einschränkungen hatten einen Umbau in einem Rutsch verhindert. Manche Kupferkabel bleiben aber zunächst: Deren Austausch sei eine Option für die Zukunft, "aber nicht in den nächsten Jahren", erklärt Stiebitz.

Das Rennen um den Billigheimer Chefsessel ist eröffnet

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Von Peter Lahr

Sulzbach. Von wegen Politikverdrossenheit. Am Dienstagabend brummte es in der Sulzbacher Sporthalle. Die Gemeinde Billigheim hatte im Vorfeld der am 22. Januar anstehenden Bürgermeisterwahl zur ersten öffentlichen Bewerbervorstellung eingeladen. Und sie hatte gut daran getan, für die Premiere die größte Halle zu wählen. Denn über 300 Bürger aus allen Teilorten waren gekommen, um sich ein Bild von den Kandidaten zu machen. Neben Amtsinhaber Reinhold Berberich, der sich um eine dritte Amtszeit bewirbt, präsentierten sich der Katzentaler "Lokalmatador" Bernd Albrecht und der 26-jährige Verwaltungswirt Martin Diblik, der momentan in Stutensee als persönlicher Referent des Oberbürgermeisters wirkt.

Moderator Dieter Knoll, Vorstandsmitglied des TSV Sulzbach, stellte eingangs die Regeln vor, die einen geordneten Verlauf des Abends ermöglichen sollten. Im Anschluss an eine 15-minütige Selbstvorstellung der Kandidaten - jeweils in Abwesenheit der Mitbewerber - gab es eine Fragerunde. Nicht immer befolgt wurde freilich die letzte Bitte des Moderators: "Versuchen Sie, sich mit Meinungsäußerungen zurückzuhalten." Gleichwohl verlief die knapp zweistündige Veranstaltung, die einige sogar stehend verfolgten, recht "geordnet".

Entsprechend dem Eingang der Bewerbungen eröffnete Reinhold Berberich die Vorstellungsrunde. "Bürgermeister ist für mich eine Lebensaufgabe", betonte der 55-Jährige. Gemeinsam habe man in den vergangenen beiden Amtsperioden viel erreicht und 39 Millionen Euro in die Weiterentwicklung der Gemeinde investiert - davon 17 Mio. an Zuschüssen aktivieren können. "Wir sind auf einem guten Weg", lautete Berberichs Einschätzung seiner "Erfolgsbilanz".

Diese belegte er mit einer Zunahme an Einwohnern: 200 Neubürger seien hinzugekommen, derzeit zähle man 5900 Einwohner. Zu den gemeisterten Herausforderungen zählte der Redner die Aufnahme von 90 Flüchtlingen und die Hochwasserkatastrophe vom letzten Mai, bei der glücklicherweise niemand an Leib und Leben geschädigt wurde.

Auf der Agenda ganz oben stehe die Familienfreundlichkeit. Aber auch in die Infrastruktur (Stichwort schnelles Internet) und Nahversorgung müsse man weiter investieren. Die finanziellen Verhältnisse seien geordnet, die Pro-Kopf-Verschuldung liege mit 356 Euro weit unter dem Kreisdurchschnitt (850 Euro). Bevor Berberich seinen Schlussappell in Reimen vorbrachte, regte er die Einführung von Ortsteilbeauftragten als Ansprechpartner an.

"Ich freue mich, dass Ihr so zahlreich erschienen seid. Ich bin einer von Euch. Ich bin da, weil ich so viel Scheiße sehe", begründete Bernd Albrecht seine Kandidatur. Er wolle seine Bürgermeister-Kritik aber nicht nur am Stammtisch vorbringen, sondern versuchen, es selber besser zu machen. Der gelernte Maschinenschlosser, der 15 Jahre bei Audi arbeitete und derzeit weltweit als Reisemonteur und Servicetechniker im Einsatz ist, stellte sich als "total unabhängig" vor. Da im Rathaus jahrelang das Geld verschleudert worden sei, müsse als erstes wieder die Verwaltung in Gang kommen. Viele Ideen habe er hierfür. Eine davon ist es, im Fall einer Wahl monatlich 1000 Euro für das Wohl der Gemeinde zu spenden.

Er habe die Bürger gefragt, was sie sich unter einem guten Bürgermeister vorstellten, eröffnete Martin Diblik seine Präsentation: "Einen, der sich einbringt, der reden und zuhören kann, der für alle Ortsteile da ist." Auch wenn dies sehr hohe Erwartungen seien, so unterstrich Diblik, dass er sich mit ganzem Herzen für die Bürger einsetzen wolle. Der Absolvent der Verwaltungshochschule Kehl beschrieb sich als aktiven Fasnachter, der in seiner Freizeit Klavier spielt und in einem Gesangverein singt. Auch als Ausdauerläufer und Radfahrer sei er in seiner Freizeit unterwegs.

Bürgermeister ist für Diblik das spannendste Amt innerhalb der Verwaltung. Für Billigheim habe er sich entschieden, weil jeder Ortsteil seinen eigenen Charme habe und er viel Potenzial erkannt habe. Die Verwaltung sieht der Kandidat als Dienstleister an. Um hierbei gut zu sein, müsse man aber zunächst im Rathaus "die Hausaufgaben erledigen", sprich für ein gutes Betriebsklima sorgen. "Der Bürgermeister mag zwar wichtig sein, er soll sich aber nicht zu wichtig nehmen", betonte Diblik und versprach: "Demut vor dem Amt, Verantwortung für die Menschen und Freude am Gestalten kann ich Ihnen bieten." Als konkrete Idee sprach er sich dafür aus, am Schefflenzradweg Ladestationen für E-Bikes einzurichten.

In der etwas schleppenden Fragerunde ging es um die "Qualifizierung zur Mitarbeiterführung", aber auch um konkrete Schritte, wie man den Standort Billigheim und seine Teilorte zukunftsfit machen könne. Fragen zum Hochwasserschutz und zu Langzeitbaustellen richteten sich primär an den Amtsinhaber. Ein Fazit können sicher alle Besucher nach der ersten Kandidatenkür ziehen: Es blieb fair, und es bleibt weiterhin spannend, wer ins Billigheimer Rathaus einzieht.

Fi Info: Die zweite der fünf Kandidatenvorstellungen findet heute, 19 Uhr, im Billigheimer Michaelsheim statt.


Diedesheim: 35 000 Euro Schaden bei Wohnungsbrand

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Von Stephanie Kern

Diedesheim. "Ausgelöster Rauchmelder, kein Feuer, kein Rauch": Diese Alarmierung bekamen die Feuerwehrmänner der Abteilung Neckarelz-Diedesheim am Mittwochabend um 21.17 Uhr auf ihre Melder. Erwartet hat die Kameraden vor Ort dann aber ein Wohnungsvollbrand: Der Wohnraum einer Einzimmerwohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Diedesheimer Steige stand komplett in Flammen. "Die Flammen schlugen aus dem Fenster", berichtete gestern Abteilungskommandant Uwe Hacker.

Von einem Schaden über 35.000 Euro ging die Polizei gestern Mittag aus, Brandursache war wohl eine glimmende Zigarette, die der Bewohner wohl auf dem Sofa vergessen hatte. Verletzt wurde bei dem Brand glücklicherweise niemand, Nachbarn halfen dem Mieter aus der betroffenen Wohnung heraus, der 37-Jährige und ein Nachbar wurden zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht.

37 Bewohner mussten während der Löscharbeiten ihre Wohnungen verlassen. Gegen 23 Uhr, als alle Wohnungen kontrolliert waren, durften sie wieder zurück. Durch einen Rauchvorhang schützten die Feuerwehrleute das restliche Gebäude vor dem gefährlichen Rauch. 25 Wehrmänner waren mit vier Fahrzeugen im Einsatz.

Zum Schluss retteten die Feuerwehrmänner noch zwei Geckos aus der Wohnung. Einer befand sich im Terrarium, einer lief frei in der Wohnung herum. Beide haben den Brand unbeschadet überstanden und wurden der Tiernotrettung übergeben.

Abteilungskommandant Uwe Hacker warb gestern Nachmittag im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung noch nachdrücklich für die Installation von Rauchmeldern: "Das war ein klassischer Einsatz, bei dem ein Rauchmelder Leben gerettet hat."

Wessen Baum wurde plötzlich in Mosbach gefällt?

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Von Christian Beck

Mosbach. Mit Hilfe einer Motorsäge lässt sich ein Baum innerhalb weniger Minuten fällen. So war es auch bei einer rund 15 Meter hohen Erle am Nüstenbach. Zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer Bäume wurden sie von einer Firma gefällt, die die Stadtverwaltung beauftragt hatte. Das Problem: Eben jene Erle stand laut Ursula Wolter auf ihrem Grundstück. Und die Fällaktion war nicht mit ihr abgesprochen - dass der große Baum nun weg ist, bedauert sie sehr. Hat die Stadtverwaltung also einen Baum auf einem privaten Grundstück ohne Rücksprache gefällt?

Auf Rückfrage erklärt Christian Thumfart, bei der Mosbacher Stadtverwaltung zuständig für Grün- und Freiflächen, dass bei dieser Aktion einige Bäume am Gemeindehaus der Christuskirche gefällt wurden - in Absprache mit der Kirche. "Vielleicht ist die Firma da etwas zu euphorisch vorgegangen", räumt Thumfart ein. Die Euphorie könnte in der Tat groß gewesen sein: Während einige der gefällten Bäume auf Höhe des Anwesens von Ursula Wolter auf der Ostseite des Nüstenbachs standen, wuchs besagte Erle als einziger Baum auf der anderen Uferseite. Und eben jene Seite hat Ursula Wolter von der Kirche seit langer Zeit gepachtet. "Das ist auch im Grundbuch eingetragen", erklärt die Rentnerin. Man müsse doch in die Pläne schauen, bevor Bäume gefällt würden, fügt sie hinzu.

Laut Christian Thumfart ist somit die Kirche Eigentümer des Grundstücks, genauer: die evangelische Stiftung Pflege Schönau. Und mit dieser habe man sich abgesprochen. Mit Pächtern könne man sich nicht auch noch in Verbindung setzen - hier sieht Thumfart den Eigentümer in der Pflicht. Dies sieht die Stiftung allerdings anders: "Die Stadtverwaltung hätte sich mit Frau Wolter in Verbindung setzen müssen", erklärt Jörg Schoch auf RNZ-Nachfrage. Denn die Dame habe das Grundstück im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags gepachtet. Dieser sei mit Eigentum gleichzusetzen.

Der "schwarze Peter" wird also munter hin und hergeschoben. "Aber davon kommt der Baum ja nun auch nicht zurück", bemerkt Ursula Wolter traurig. Was sie neben dessen Verschwinden fast noch mehr ärgert, ist das fehlende Verständnis für ihr Anliegen bei der Stadtverwaltung. "Man könnte Dinge doch ganz locker aus der Welt schaffen, wenn die Leute miteinander reden würden", findet sie.

Genau dies möchte Thumfart jedoch nicht. Bereits mehrfach habe er sich mit der älteren Dame unterhalten, einen gemeinsamen Nenner habe man dabei nicht finden können. "Für mich ist das erledigt", erklärt er. Falls sie Schadenersatzansprüche geltend machen wolle, müsse sie nachweisen, dass die Stadtverwaltung einen Fehler gemacht habe. Schließlich zeigt sich Thumfart dann doch etwas versöhnlicher: Dass er sich bislang nicht mit Ursula Wolter getroffen habe, sei "vielleicht ein Fehler" gewesen. Und grundsätzlich lägen ihm Bäume als aktiver Naturschützer sehr am Herzen, betont er weiter.

"Ich muss aber jeden Tag entscheiden, welcher Baum wegkommt", erklärt Thumfart. Und wenn die Motorsäge zum Einsatz komme, gehe es meist um Verkehrssicherung, den Erhalt von Gebäuden oder eine übliche Vorgehensweise - beispielsweise, dass man den Bewuchs an Bachläufen alle paar Jahre lichtet. Verständnis hätten dafür aber die Wenigsten. So sei es für ihn mittlerweile normal, dass jeden Tag mehrfach Kritik an ihn herangetragen werde. Manche Bürger würden sich massiv dafür einsetzen, dass Bäume endlich gefällt würden. Andere könnten für notwendige Baumfällaktionen nicht das geringste Verständnis aufbringen: "Hier muss ich mich immer verkämpfen", klagt Christian Thumfart.

Zurück zum konkreten Fall: Was bei Ursula Wolter noch eine Rolle gespielt haben könnte, ist die rechtliche Zuständigkeit bei Bachläufen. Der Nüstenbach ist ein so genanntes "Gewässer zweiter Ordnung". Und für jene Gewässer, also deren Bachbett und die Uferbereiche, ist stets das Land Eigentümer. "Die Stadtverwaltung pflegt diesen Bereich im Auftrag des Landes", erklärt Meike Wendt, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, auf RNZ-Nachfrage.

Zumindest aus dieser Sicht könnte die Baumfällaktion wohl ihre Richtigkeit haben. Unter anderem deshalb möchte Ursula Wolter die Angelegenheit abschließen: "Ich habe keine Lust auf Zoff, das bringt ja doch nichts", erklärt sie. Auf eine Entschuldigung von Seiten der Stadtverwaltung hofft sie aber nach wie vor.

Mosbacher Reparatur-Café jeden zweiten Mittwoch im Monat

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Von Peter Lahr

Mosbach. Bereits 2009 organisierte die niederländische Umweltjournalistin Martine Postma das erste "Repaircafé" in Amsterdam. Seitdem findet die Idee weltweit Nachahmer. Über 500 entsprechende Initiativen gibt es mittlerweile alleine in Deutschland. Auch in der Mosbacher Waldstadt öffneten Hasjo Wagner und sein Team am Mittwochnachmittag bereits zum vierten Mal die Werkstatt auf Zeit im evangelischen Gemeindezentrum.

Die Grundidee ist dabei so einfach wie überzeugend: Ehrenamtliche "Reparateure" nehmen sich kaputt gegangener Alltagsgeräte an. Sie helfen beim Reparieren oder stehen mit Rat und Tat zur Seite, wenn auf Anhieb keine Lösung gefunden werden kann. Neben der technischen Hilfe leiste man auch einen Beitrag zum Schutz der Ressourcen, gegen den Trend der Wegwerfgesellschaft. Darüber hinaus entwickelt sich das Angebot zu einem Treffpunkt. Nicht zuletzt, weil zeitgleich im Nebenraum das "Kirchencafé" seine Pforten öffnet.

"Im ökumenischen Männerkreis war Müllvermeidung ein Gesprächsthema, es wird ja immer mehr weggeworfen", erinnert sich Markus Schmelcher an die Vorgeschichte des Mosbacher "Reparatur-Cafés". Zusammen mit Pfarrer Martin Sommer lud man zu ersten Vortreffen ein. Besuchte auch das Reparaturcafé in Neckargemünd. "Die sind dort im Werkzeugkeller einer Schule untergebracht", ergänzt Hasjo Wagner. "Das wäre doch was für Sie", habe ihn Pfarrer Sommer seinerzeit persönlich angesprochen, berichtet der Maschinenbautechniker, während er gerade eine Art Discokugel auseinanderschraubt.

Von den Neckargemündern angespornt, haben sich die Mosbacher bei "Repaircafé.org" angemeldet und wurden gegen eine geringe Gebühr Franchisenehmer. Ausgestattet mit entsprechenden Unterlagen und einem vierköpfigen Team, öffnete man im Oktober zum ersten Mal.

"Ohne Unterschrift wird nichts repariert", kommt Markus Schmelcher auf die juristische Bedeutung des Haftungsausschlusses zu sprechen. Dann schraubt auch er los und versucht, einen portablen CD-Player zu öffnen.

Im Schnitt kämen fünf Ratsuchende an einem Nachmittag. Da wäre durchaus noch Luft nach oben. Ihre Werkzeuge haben die "Reparateure" von zu Hause mitgebracht. Eine Lötstation und ein Multitester stehen bereit, ein Werkzeugsatz und eine Extrakiste mit Schraubendrehern.

Seinen Laptop hat der Internetlotse Ulrich Nutzinger dabei. Er konnte bereits einen PC-Drucker wieder zum Laufen bringen. Für Textiles ist Anita Blatz aus Neckarelz zuständig. Sie hat deshalb ihre Nähmaschine mitgebracht. "Ich habe schon immer gerne gebastelt", erzählt sie. Als sie im Fernsehen einen Bericht über ein Reparaturcafé sah, war sie gleich begeistert. Beim Forum "Leben.s.erfahren" im Gemeindezentrum St. Cäcilia entdeckte sie den Stand der Initiative. "Das ist so eine tolle Idee, da muss man mitmachen", findet sie. Hier hat Anja Blatz bereits eine Hose gekürzt und einen kaputten Reißverschluss ersetzt. Womit wir beim Thema "Ersatzteile" wären. "Die muss der Kunde kaufen und mitbringen. Dann können wir sie einbauen. Wir haben hier ja kein Ersatzteillager", sagt Markus Schmelcher.

Auf rund 50 Prozent schätzen die Helfer ihre Erfolgsrate ein. Einen Wasserkocher konnten sie reaktivieren und auch eine Gartenpumpe. Da allerdings viele elektronische Geräte gebracht würden, sucht man dringend noch einen Elektriker. "Es ist auch Verständnis da, wenn etwas nicht klappt", diese positive Erfahrung macht Markus Schmelcher immer wieder. "Schon der Versuch, etwas zu machen, wird gut angenommen." Zum ehrenamtlichen Kernteam zählt noch Manfred Kailer aus Mosbach.

Die ersten Spenden für erfolgreiche Reparaturen sollen in einen neuen Werkzeugsatz investiert werden. Denn das Mosbacher Reparatur-Café will den Kampf gegen die Wegwerfmentalität weiterführen.

Info: Jeweils am zweiten Mittwoch im Monat öffnet das Reparatur-Café von 15 bis 17.30 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in der Waldstadt seine Türen. Parallel dazu findet das "Kirchencafé" statt. Interessierte sind dazu willkommen!

Warum wurde ein Baum in Mosbach plötzlich gefällt?

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Von Christian Beck

Mosbach. Mit Hilfe einer Motorsäge lässt sich ein Baum innerhalb weniger Minuten fällen. So war es auch bei einer rund 15 Meter hohen Erle am Nüstenbach. Zusammen mit einer ganzen Reihe weiterer Bäume wurden sie von einer Firma gefällt, die die Stadtverwaltung beauftragt hatte. Das Problem: Eben jene Erle stand laut Ursula Wolter auf ihrem Grundstück. Und die Fällaktion war nicht mit ihr abgesprochen - dass der große Baum nun weg ist, bedauert sie sehr. Hat die Stadtverwaltung also einen Baum auf einem privaten Grundstück ohne Rücksprache gefällt?

Auf Rückfrage erklärt Christian Thumfart, bei der Mosbacher Stadtverwaltung zuständig für Grün- und Freiflächen, dass bei dieser Aktion einige Bäume am Gemeindehaus der Christuskirche gefällt wurden - in Absprache mit der Kirche. "Vielleicht ist die Firma da etwas zu euphorisch vorgegangen", räumt Thumfart ein. Die Euphorie könnte in der Tat groß gewesen sein: Während einige der gefällten Bäume auf Höhe des Anwesens von Ursula Wolter auf der Ostseite des Nüstenbachs standen, wuchs besagte Erle als einziger Baum auf der anderen Uferseite. Und eben jene Seite hat Ursula Wolter von der Kirche seit langer Zeit gepachtet. "Das ist auch im Grundbuch eingetragen", erklärt die Rentnerin. Man müsse doch in die Pläne schauen, bevor Bäume gefällt würden, fügt sie hinzu.

Laut Christian Thumfart ist somit die Kirche Eigentümer des Grundstücks, genauer: die evangelische Stiftung Pflege Schönau. Und mit dieser habe man sich abgesprochen. Mit Pächtern könne man sich nicht auch noch in Verbindung setzen - hier sieht Thumfart den Eigentümer in der Pflicht. Dies sieht die Stiftung allerdings anders: "Die Stadtverwaltung hätte sich mit Frau Wolter in Verbindung setzen müssen", erklärt Jörg Schoch auf RNZ-Nachfrage. Denn die Dame habe das Grundstück im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrags gepachtet. Dieser sei mit Eigentum gleichzusetzen.

Der "schwarze Peter" wird also munter hin und hergeschoben. "Aber davon kommt der Baum ja nun auch nicht zurück", bemerkt Ursula Wolter traurig. Was sie neben dessen Verschwinden fast noch mehr ärgert, ist das fehlende Verständnis für ihr Anliegen bei der Stadtverwaltung. "Man könnte Dinge doch ganz locker aus der Welt schaffen, wenn die Leute miteinander reden würden", findet sie.

Genau dies möchte Thumfart jedoch nicht. Bereits mehrfach habe er sich mit der älteren Dame unterhalten, einen gemeinsamen Nenner habe man dabei nicht finden können. "Für mich ist das erledigt", erklärt er. Falls sie Schadenersatzansprüche geltend machen wolle, müsse sie nachweisen, dass die Stadtverwaltung einen Fehler gemacht habe. Schließlich zeigt sich Thumfart dann doch etwas versöhnlicher: Dass er sich bislang nicht mit Ursula Wolter getroffen habe, sei "vielleicht ein Fehler" gewesen. Und grundsätzlich lägen ihm Bäume als aktiver Naturschützer sehr am Herzen, betont er weiter.

"Ich muss aber jeden Tag entscheiden, welcher Baum wegkommt", erklärt Thumfart. Und wenn die Motorsäge zum Einsatz komme, gehe es meist um Verkehrssicherung, den Erhalt von Gebäuden oder eine übliche Vorgehensweise - beispielsweise, dass man den Bewuchs an Bachläufen alle paar Jahre lichtet. Verständnis hätten dafür aber die Wenigsten. So sei es für ihn mittlerweile normal, dass jeden Tag mehrfach Kritik an ihn herangetragen werde. Manche Bürger würden sich massiv dafür einsetzen, dass Bäume endlich gefällt würden. Andere könnten für notwendige Baumfällaktionen nicht das geringste Verständnis aufbringen: "Hier muss ich mich immer verkämpfen", klagt Christian Thumfart.

Zurück zum konkreten Fall: Was bei Ursula Wolter noch eine Rolle gespielt haben könnte, ist die rechtliche Zuständigkeit bei Bachläufen. Der Nüstenbach ist ein so genanntes "Gewässer zweiter Ordnung". Und für jene Gewässer, also deren Bachbett und die Uferbereiche, ist stets das Land Eigentümer. "Die Stadtverwaltung pflegt diesen Bereich im Auftrag des Landes", erklärt Meike Wendt, Pressesprecherin der Stadtverwaltung, auf RNZ-Nachfrage.

Zumindest aus dieser Sicht könnte die Baumfällaktion wohl ihre Richtigkeit haben. Unter anderem deshalb möchte Ursula Wolter die Angelegenheit abschließen: "Ich habe keine Lust auf Zoff, das bringt ja doch nichts", erklärt sie. Auf eine Entschuldigung von Seiten der Stadtverwaltung hofft sie aber nach wie vor.

Mosbacher Alte Mälzerei empfing "Stuttgarter Saloniker" zum Neujahrskonzert

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Von Pia Geimer

Mosbach. Das traditionelle Neujahrskonzert der "Stuttgarter Saloniker" ist bereits eine Institution in Mosbach: Der umtriebige Kapellmeister Patrick Siben und seine überaus vielseitige Musikertruppe geben aber natürlich nicht nur zum Jahreswechsel, sondern das ganze Jahr hindurch unermüdlich Konzerte und gastieren dabei häufig an ganz ungewöhnlichen Orten. Am Donnerstagabend - zu ihrem bereits fünften Neujahrskonzert in Mosbach - erwiesen sich die Musiker als wetter- und sturmfest und geleiteten ihre Zuhörer in der gut gefüllten Alten Mälzerei "be-swingt" ins neue Jahr.

Was bei keinem Neujahrskonzert fehlen darf, sind die berühmten Wiener Melodien des Walzerkönigs Johann Strauß und seiner Zeitgenossen, die auch nach so vielen Jahren die Walzerfans auf der ganzen Welt begeistern. Vor allem, wenn sie so versiert und schwungvoll dargeboten werden wie von den "Salonikern". Denn man darf sich nicht täuschen: Was da so federleicht und luftig daher kommt, ist tatsächlich alles andere als leicht zu spielen, die Arrangements für Salonorchester sind oft ausgesprochen virtuos. Und so schart Kapellmeister Siben immer wieder ausgezeichnete Instrumentalisten um sich, die genau diese Eleganz und Leichtigkeit mitbringen und auch in der solistischen Besetzung ohne Dirigenten gut zusammenspielen können. Die kleine, feine Formation in diesem Jahr bestand aus zwei Violinen, Cello, Kon-trabass, Klarinette/Saxofon, Trompete, Posaune und ihm selbst am Flügel. Mit Johann Schrammels "Wien bleibt Wien" und "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauss eröffneten die Musiker im Dreivierteltakt schwungvoll das erste Konzert der Reihe "Mälzervielerlei", mit der in diesem Jahr das 20-jährige Bestehen der Alten Mälzerei als Veranstaltungsort gefeiert wird.

Beliebte Operetten wurden zu Johann Strauß’ Zeiten oft mit großen Orchestern von 60 und mehr Musikern aufgeführt, in prachtvollen Opernhäusern, deren Besuch sich zumeist nur der Adel leisten konnte. Da man im aufstrebenden Bürgertum aber nicht auf den Genuss dieser mitreißenden Musik verzichten mochte, haben findige Arrangeure, wie z.B. Leo Artok, sie so bearbeitet, dass sie von kleinen Salonorchestern auch außerhalb der großen Theater gespielt werden konnten. Eines dieser raffinierten Kabinettstückchen, Artoks Fantasie-Selektion zu "Die Fledermaus" von J. Strauss, präsentierten die Saloniker hier beim Neujahrskonzert. Sie begeisterten mit einer Ohrwurm-Hitparade bekannter Melodien, die die meisten Zuhörer mitsingen können, ohne immer genau zu wissen, aus welchem Stück sie wohl stammen.

Mit dem rasanten "Champagner-Galopp" von Christian Lumbye klang die erste Hälfte mit einem fast punktgenau knallenden Sektkorken ebenso schwungvoll aus, wie sie begonnen hatte.

In der Pause gingen Patrick Siben (diesmal am Akkordeon) und seine Musiker im Foyer auf Tuchfühlung mit ihren Zuhörern und unterhielten sie bei einem Glas Sekt bestens mit einer mitreißenden Auswahl aus ihren Swing- und Jazz-Programmen. Und genauso unterhaltsam ging es auch in der zweiten Halbzeit weiter, mit "Stars & stripes forever" von John Philipp Sousa, dem "Entertainer" von Scott Joplin und dem "Limehouse-Blues" von Philip Braham aus den 1920er-Jahren. Ein echtes Virtuosenstück für Violine lieferte Geiger Walter Töws danach mit seiner flotten "Zigeunerpatrouille" ab, bevor wieder der alte Hektor angespannt wurde und es unter fröhlichem Schellengeläut mit dem Schlitten hinaus zum Katzenbuckel ging.

Mit dem eleganten "Schlittschuhläufer-Walzer" von Emil Waldteufel und dem bekannten "Radetzky-Marsch" als Zugabe verabschiedeten sich die Stuttgarter Saloniker standesgemäß. Im Sommer kommen sie wieder, dann bei hoffentlich schönem Wetter zum Seenachtsfest mit Musik im Stadtgarten.

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