Von Brunhild Wössner
Neckarelz. Horst und Erna Uhl, Brigitte Zielbauer und Gerti Kozlowski eint eins: ihr ehrenamtliches Engagement als Sprachförderer für Asylsuchende und Flüchtlinge. Bei einem Pressetermin in Neckarelz sprachen sie im Beisein von Emilia Kulis von der Zentralstelle für Sprachförderung bei der Dienstleistungsgesellschaft "Digeno" des Neckar-Odenwald-Kreises und Ludwig Jost vom Arbeitskreis Asyl Neckarelz über ihre Arbeit, ihre Erfolge und Dinge, die aus ihrer Sicht besser laufen könnten.
Angefangen hat das Ganze im letzten Jahr, und seit über 170 Tagen unterrichten sie jeweils für zwei Schulstunden vor- oder nachmittags die deutsche Sprache. Mit ihrem Engagement wollen die Sprachhelfer den Flüchtlingen die Wartezeit auf einen Integrationskurs verkürzen. Während der Integrationskurs verpflichtend ist, nehmen die Neuankömmlinge an den Alphabetisierungs- und Sprachförderkursen freiwillig teil. Die Freiwilligkeit zahlt sich mindestens in zweifacher Hinsicht aus: Mit der Möglichkeit, vor Ort erste Kenntnisse in der deutschen Sprache zu erwerben, können die Flüchtlinge die oft zermürbende Wartezeit sinnvoll verbringen; außerdem gelingt der Einstieg in einen Integrationskurs aufgrund der erworbenen Vorkenntnisse gleich auf einem höheren Niveau. Die Vermittlung der Sprache liegt nämlich zumeist in den Händen von Profis. Sind es doch überwiegend pensionierte Lehrer, die im Römerhofweg in Neckarelz unterrichten.
Fast nur Menschen mit Bleibeperspektive kommen in die Kurse. In Neckar-elz sind es fast 99 Prozent, wusste L. Jost vom Arbeitskreis Asyl zu berichten. Wie alle Menschen, seien auch Flüchtlinge unterschiedlich motiviert und unterschiedlich ehrgeizig. Nicht selten sei das auch altersabhängig. So gebe es Flüchtlinge, die genau wissen, was sie wollen - häufig die etwas älteren. Sie möchten ihre Familie nachholen und so schnell wie möglich Arbeit finden. Sie haben verstanden, dass dabei die deutsche Sprache eine der Schlüsselqualifikationen ist, es daneben aber auch auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ankommt. Und genau hierzu animieren ganz nebenbei auch die freiwilligen Sprachkurse.
Brigitte Zielbauer, langjährige Deutschlehrerin am Auguste-Pattberg-Gymnasium und daher bestens mit der Lebenswelt junger Menschen vertraut, meint, dass junge Neuankömmlinge den Ernst ihrer Lage nicht immer ganz begreifen. Die Neigung zu einer gewissen Unbekümmertheit gebe es zwar auch bei manchem jungen Deutschen. Allerdings seien die jungen Flüchtlinge oft ohne Eltern hier, die demnach auch nicht positiv auf sie einwirken könnten. Erschwerend komme hinzu, dass sie durch die Flucht noch viel Leid und Übel erlebt hätten.
Die Sprachhelfer leisten demnach Beträchtliches, auch weil sie sich mit verschiedenen Altersgruppen konfrontiert sehen. Jedenfalls kann von homogenen Gruppen wie in der Schule keine Rede sein. Schon vor diesem Hintergrund lässt sich ihre Arbeit gar nicht hoch genug wertschätzen. War der Unterricht der Ehrenamtlichen doch für manchen Flüchtling die Basis für erfolgreiche Integration und sozusagen ein Sprungbrett für einen beruflichen Einstieg in einem Handwerksbetrieb der Umgebung.
Seit jetzt viele Asylsuchende von der vorläufigen Unterbringung in Anschlussunterbringungen verteilt sind, muss man sich für den ehrenamtlichen Sprachunterricht vielleicht auch andere Formate wie Einzelunterricht überlegen. Es sei für die Flüchtlinge schwieriger, in die Unterrichtsräume zu kommen, und was das Sprachniveau angeht, so Erna Uhl, habe man so manchen Spagat zu leisten. Bei einigen fängt man bei null an, während andere beträchtliche Vorkenntnisse hätten.
Was die ehrenamtlich Engagierten allerdings bedauern, ist, dass die Wertschätzung der ehrenamtlichen Angebote unter den Flüchtlingen geringer ist als die der verpflichtenden. Trotz Maßnahmen der Digeno, also von offizieller Seite, die Wertschätzung der Kurse zu erhöhen, würden sich die Sprachförderer ein gewisses verpflichtendes Element zur Teilnahme dennoch wünschen. Die Förderer der Sprache, die nun schon einige Zeit dabei sind und daher die tagtägliche Inte-grationsarbeit mit den Neuankömmlingen aus eigenem Tun kennen, bedauern, dass in Deutschland vieles uneinheitlich sei. Besser aufeinander abgestimmte Regelungen wären zielführender.
Ihr großes Engagement lässt sie einen schonungslos nüchternen Blick auf die Realität werfen: Ideen wären reichlich da, aber was einem der gesunde Menschenverstand sage, beispielsweise die Flüchtlinge mit einfachen Arbeiten zu beschäftigen, dem lege der Gesetzgeber hierzulande nicht unbeträchtliche Steine in den Weg, so Ludwig Jost.