Buchen. (Wd) Mit Lob für die rund 1100 Feuerwehren im Land sparte Innenminister Thomas Strobel am Samstagnachmittag nicht, als er vor über 500 Feuerwehrleuten und Gästen beim Landesverbandstag im Sportzentrum Odenwald in Buchen sprach. Rund 150.000 Mitglieder repräsentiert der Verband. Die Feuerwehren setzen sich mit großem Engagement für die Sicherheit der Bürger ein, anerkannte der Innenminister, der schnell auf die Gefährlichkeit von Einsätzen zu sprechen kam und dabei die Todesfälle von Feuerwehrleuten in Schwäbisch Gmünd beim verheerenden Unwetter im Mai und bei der Explosion bei der BASF in Ludwigshafen letzte Woche zu sprechen kam.
Hinsichtlich großer Unwetterschäden sicherte er Bürgern unbürokratische Hilfe durch einen Katastrophenschutzfonds zu, der auf den Weg gebracht werden soll. Die Schadensereignisse nahm Strobl als Beispiel, wie wichtig die Feuerwehr für Gefahrenabwehr und Bevölkerungsschutz sind. Ausdrücklich lobte er die reibungslos funktionierende Zusammenarbeit zwischen Hilfsdiensten und Institutionen, und würdigte auch die Nachbarschaftshilfe sowie das bürgerschaftliche Engagement der Menschen.
Die Verbandstagung zum 150. Jubiläum der Feuerwehr in Buchen befasste sich beispielsweise mit der Schaffung guter Rahmenbedingungen für das Ehrenamt, diskutierte ein Strategiepapier, Aufwandsentschädigungen, soziale Absicherung, Werbestrategien zur Mitgliedergewinnung, Bildungsangebote, Arbeitgebergespräche sowie mit der Finanzierung und Förderung des Feuerwehrwesens, wie der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, Dr. Frank Knödler, in seinem Bericht detailliert erläuterte.
Bei der Feuerwehr läuft die Arbeit nicht schlecht, stellte Innenminister Strobl in seiner Rede anerkennend fest. Er nahm dann auch Stellung zum Koalitionsvertrag, der zur weiteren Verbesserung der Gefahrenabwehr eine Überprüfung der Leitstellenlandschaft der integrierten Leitstellen für Feuerwehr und Rettungsdienst vorsieht. Dazu sollen Möglichkeiten einer landesweiten Leitstellenkonzeption entwickelt werden. Strobl ließ keinen Zweifel daran, dass die neue Konzeption verwirklicht wird. Diese soll Synergien optimal nutzen, den Betrieb von Leitstellen erleichtern, einheitliche Alarmierungsstichworte anwenden, die Trägerschaft regeln und den vielfältigen Anforderungen aller Beteiligten gerecht werden, wie der Minister die Zielsetzungen darlegte.
Die Umsetzung der Konzeption, die man gemeinsam mit den Partnern entwickeln wolle, sei noch in dieser Legislaturperiode vorgesehen, erklärte Strobl. Ob es dabei die Leitstelle in Mosbach weiter geben wird, ließ Strobl offen. Allerdings hatte Landrat Dr. Achim Brötel auf Forderungen von Präsident Knödler nach größeren Einheiten und einer Verlagerung der Trägerschaft in die öffentliche Hand erklärt, er werde die Leitstelle in Mosbach nicht kampflos abgeben.
Knödler erklärte in seiner Rede auf der Jahrestagung hingegen, integrierte Leitstellen seien zur Zeit die richtige Organisationsform für die Alarmierung und Steuerung von Einsätzen des Bevölkerungsschutzes. Er fragte aber nach der Größe derartiger Leitstellenräume: "Benötigen wir eine, vier oder acht Großleitstellen in Baden-Württemberg? Muss der Krankentransport und der ärztliche Notfalldienst nicht ausgelagert werden?" Knödler forderte klare gesetzliche Vorgaben und wirtschaftliche Leitstellenräume und bot die Hilfe des Landesfeuerwehrverbandes bei der Erstellung der Konzeption an.
"Feuerwehrleute erbringen mehr als ein Ehrenamt, sie erfüllen die wichtige Pflichtaufgabe bürgerschaftlichen Engagements im besten Sinn", würdigte der Innenminister. Ausdrücklich stellte er sich hinter das vom Verband entwickelte Strategiepapier zur Förderung des Ehrenamtes bei den Feuerwehren. Dazu gehöre die finanzielle Absicherung, denn im Einsatz seien Unfälle nicht vermeidbar. Er wies dabei auf zusätzliche Leistungen des Landes bei schicksalsbedingten Leiden seit August 2016 hin. Das sind Unterstützungsleistungen des Landes für Gesundheitsschäden, für die es wegen eines fehlenden medizinischen Zusammenhangs zum Unfall kein Anspruch auf Leistung in der gesetzlichen Unfallversicherung gibt. Damit sei eine Gesetzeslücke nach langjährigem Wunsch des Verbandes endlich geschlossen worden und die Feuerwehr bei Einsätzen hervorragend abgesichert. Auf Forderungen des Landesfeuerwehrverbandes für die Anerkennung des Feuerwehrdienstes bei der Rente ging Thomas Strobl allerdings nicht ein.
In wenigen Monaten wird im Bruchsal der Neubau der Landesfeuerwehrschule eingeweiht. Strobl betonte, dass diese Landesfeuerwehrschule im April 2017 auch um eine Akademie für Gefahrenabwehr erweitert und damit einem weiteren Wunsch des Verbandes entsprochen werde.
Zudem versicherte er, dass die Zweckbindung der Feuerschutzsteuer erhalten bleibt. Damit werden ausschließlich Feuerwehrprojekte finanziert. Auch im neuen Im Haushalt 2017 sei vorgesehen, die Feuerschutzsteuer mit rund 500 Mio. Euro pro Jahr "vollumfänglich" für die Feuerwehren einzusetzen. Allerdings werde das Land dafür auch eine engere Zusammenarbeit der Wehren über Kreisgrenzen hinweg einfordern. "Machen Sie weiter so, wir brauchen Sie und stehen hinter Ihnen!", versicherte der Innenminister unter kräftigem Applaus. Der Landesfeuerwehrverband sei ein wichtiger und notwendiger Partner. Strobl bescheinigte ihm und den Wehren erstklassige Arbeit und bot seine Unterstützung an.
Zuvor hatten Bürgermeister Roland Burger und Landrat Dr. Achim Brötel Grußworte gesprochen. Burger hob den unverzichtbaren Dienst für die Allgemeinheit hervor und die Notwendigkeit, "dran" zu bleiben, um die Feuerwehren lebendig und leistungsstark zu halten und immer wieder neue Mitglieder zu finden. Dank galt der Buchener Feuerwehr mit Stadtbrandmeister Klaus Theobald und seinem Stellvertreter Andreas Hollerbach an der Spitze für die Organisation dieser Großveranstaltung. Es habe alles reibungslos geklappt .
Landrat Brötel bekräftigte, dass der Neckar-Odenwald-Kreis als typischer Flächenlandkreis mit 3 245 Männer und Frauen in den freiwilligen Feuerwehren auch mit seinen unverzichtbaren Abteilungswehren bewusst auf dezentrale Strukturen setze. Wer größere Einheiten fordere - egal in welchem Bereich - müsse deshalb erst den Nachweis antreten, dass es dann besser werde. Doch dieser Nachweis werde nicht gelingen. Zentralismusfanatiker seien noch immer gescheitert und andere haben am Ende dann die Zeche zu zahlen, betonte er mit einem Seitenhieb auf die Pläne, größere Leitstellenräume zu schaffen.
Für die musikalische Umrahmung sorgte die Buchener Stadtkapelle unter der Leitung von Alexander Monsch.