Von Peter Lahr
Mosbach. In eine andere Zeit entführte das Gernsheimer Quartett "Cave canem" am Sonntagmittag die Besucher des Kunsthandwerker- und Mittelaltermarktes. Vor Hunden zu hüten, wie der Name nahelegt, mussten sich die Musiker an Dudelsack, Gitarre, Zister und Schalmeien aber weniger. Sie spielten allerdings so feurig auf dem Marktplatz, dass ein Unimog der Freiwilligen Feuerwehr bald neben ihnen Position bezog.
Ebenfalls dicht neben den Musikern kreiste der farbenprächtig herausgeputzte Tribal-Stamm "Bedauijat al Farha". Wie bereits in den Vorjahren, wiegten sich die neun Tänzerinnen zur Musik - die diesmal glücklicherweise wieder "handgemacht" war. Lieder aus "Carmina burana" und bretonische Tanzweisen passten ebenso gut wie Renaissance-Tänze. Mit Grazie und Eleganz trotzten die Tänzerinnen den herbstlichen Temperaturen - so lange bis eine Regenwolke mittanzen wollte.
Nach einem eher verregneten Auftakt-Samstag - inklusive langer Einkaufsnacht von Mosbach aktiv - sorgte gestern Aprilwetter zumindest zeitweise für einen besseren Besuch des letzten diesjährigen "Mosbacher Markterlebnisses." Sogar aus Heidelberg und Speyer kamen Gäste.
Im regensicheren Rathaussaal zeigten Kunsthandwerker, was man aus Holz, Wolle, Silber, Stoff oder Papier alles "zaubern" kann. "Ich liebe die Langhaarigen", kommentierte Petra Nohe lediglich das Erscheinungsbild ihrer liebsten biblischen Erzählfigur. Der 20-köpfige Kreis um Gertrud Wolf zeigte im Vorfeld der adventlichen Ausstellung in den Mosbacher Schaufenstern, wie aus einem schlichten Draht-Sisal-Geflecht eine fantasievolle gestaltete Gestalt aus dem Neuen Testament entsteht.
Aus Papier schuf Tu Van Pham-Brözel dreidimensionale Miniatur-Meisterwerke. Der schiefe Turm von Pisa, das Brandenburger Tor oder ein roter Drachen-Tempel gehörten zu ihrem Architektur-Repertoire. Die Vietnamesin studierte Design und verbrachte ein weiteres Jahr damit, um die hohe Kunst des Faltens zu erlernen.
Von der filigranen Skalpell-Skulptur zum harten Beat war es nur ein Sprung. "ConFilius", also zusammen mit dem trommelnden Sohn, musizierte die "Rote Füchsin" und bot Dudelsack-Power-Rock. Stark zuschlagen musste auch der "Eisenmann". Enrico Gräser schmiedete das Eisen, so lange es heiß war und produzierte ein veritables Gegenmittel gegen Trolle. Im Falle einer Verfolgung reiche es, das "Troll-Eisen" hinter sich zu werfen.