Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. Das Thema sorgte oft für Verwirrung: In welchem (Not-)Fall muss man zum Ärztlichen Bereitschaftsdienst, wann in die Notaufnahme im Krankenhaus?
In Unkenntnis des ersten, nämlich des Bereitschaftsdienstes der niedergelassenen Ärzte, kamen in den vergangenen Jahren immer mehr Patienten in die Notaufnahme des Krankenhauses, wenn ihr Hausarzt nicht zu erreichen war. Auch mit Halsschmerzen oder Erkältung - nicht unwichtig, aber einfach nicht für die Notaufnahme gedacht.
Doch das soll sich nun ändern: Seit Montag sind die Neckar-Odenwald-Kliniken und der Ärztliche Bereitschaftsdienst an den Standorten Mosbach und Buchen räumlich verzahnt - um die Aufgaben besser zu trennen.
"Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserem Ärztlichen Bereitschaftsdienst jetzt an die Neckar-Odenwald-Kliniken kommen", sagte Dr. Christoph Kaltenmaier, Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung. Die betreibt den Ärztlichen Bereitschaftsdienst und hofft, durch den Umzug Synergien nutzen zu können, wie Nuran Aykac sagte.
In Zukunft müssen nicht die Patienten entscheiden, ob sie ein Fall für Bereitschaftsdienst oder Notaufnahme sind, sondern sie werden zugeteilt. "Ich denke, es ist sinnvoll für die Patienten. Jetzt gibt es eine Anlaufstelle", meinte Paul Kaltenmaier.
Auch Landrat Dr. Achim Brötel freute sich über die künftige engere Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Kassenärztlicher Vereinigung: "Viele Menschen wissen gar nicht, dass es zwei Systeme gibt. Und deshalb gibt es auch sehr viele fehlgeleitete Patienten." Immerhin nahmen die kassenärztlichen Notfälle, die in der Notaufnahme landeten, in den vergangenen sechs Jahren um 40 Prozent zu, erläuterte Brötel. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 12.280 "fehlgeleitete" Fälle, von Januar bis September 2016 schon 14.145. "Es wird besser möglich sein, die Patienten zu steuern", sagte Brötel.
Hilfe suchende Patienten können sich in Mosbach am Tresen der Notaufnahme der NO-Kliniken, in Buchen bei der Zentralen Patientenaufnahme melden. Dort werden sie entweder für die Notaufnahme (von einem Mitarbeiter des Krankenhauses) oder für den Ärztlichen Bereitschaftsdienst (von einer Medizinischen Fachangestellten der KV) aufgenommen und dann dementsprechend behandelt. Neben den räumlichen wird es auch noch weitere Änderungen geben: So ist der Ärztliche Bereitschaftsdienst in Mosbach nur noch bis 22 Uhr besetzt. In Buchen werden die Zeiten für freitags noch festgelegt, am Wochenende gilt aber auch die Öffnungszeit bis 22 Uhr. Im Schnitt fünf Patienten suchen in der Zeit zwischen 22 und 7 Uhr den Ärztlichen Bereitschaftsdienst auf - diese werden nun die Notaufnahmen übernehmen.
Der Schulterschluss von Kliniken und niedergelassenen Ärzten wirke an vielen Stellen, meinte der Ärztliche Leiter der Neckar-Odenwald-Kliniken, Dr. Harald Genzwürker. Nicht nur die Fehlleitung von Patienten könne verringert werden, so könnte der Ärztliche Bereitschaftsdienst auch die diagnostischen Möglichkeiten des Krankenhauses mitnutzen. Im Gegenzug könne auch ein KV-Arzt mal dem Klinikarzt einen Rat geben.
Kliniken-Geschäftsführer Norbert Mischer wünschte sich für die künftige Zusammenarbeit einen "engen Kontakt" zwischen Kliniken und Kassenärztlicher Vereinigung. Ein bisschen Flexibilität sei gefragt gewesen, besonders natürlich bei der Raumsuche in den Kliniken.
"Es ist uns tatsächlich gelungen, in Buchen Räume bei der Zentralen Patientenaufnahme zu finden, in Mosbach sind sie ebenfalls im Krankenhaus", erklärte Mischer. Die Patientenversorgung im ländlichen Raum könne nur gemeinsam gelingen, bekräftigte Mischer. Durch die künftige Zusammenarbeit werde das Klinikum entlastet - auch finanziell.
Der ärztliche Leiter der Notfallpraxis in Mosbach, Dr. Rainer Schöchlin, begrüßt den Umzug. "Uns erleichtert die unmittelbare Nähe zur Notaufnahme die Arbeit, da die Kollegen in der Klinik für uns in der Nacht die Dienste übernehmen. Dadurch können wir einen wichtigen Standortnachteil bei den jungen Medizinern ausgleichen." Sein Kollege Dr. Gunther Leibfried, zuständig für die Notfallpraxis in Buchen, ergänzte: " Die Versorgung der Patienten wird für uns einfacher, wenn wir die Infrastruktur des Krankenhauses mitnutzen können." Gestern Abend nahm der Ärztliche Bereitschaftsdienst in seinen neuen Räumen den Dienst auf. Und von diesem Schritt, da war sich Brötel sicher, werden vor allem die Patienten profitieren...
Öffnungszeiten:
Mosbach: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 19 bis 22 Uhr, Miittwoch: 13 bis 22 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertags: 8 bis 22 Uhr
Buchen: Freitag: noch festzulegen, Samstag, Sonntag und Feiertags: 8 bis 22 Uhr.