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Hausbesuch in Sachen Einbruchschutz

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Von Rüdiger Busch

Neckar-Odenwald-Kreis. Manche können nachts nicht mehr schlafen. Andere leben in ständiger Angst. Wer Opfer eines Einbruchs wurde, für den steht der materielle Schaden meistens nicht an erster Stelle. Es sind die seelischen Folgen, welche die Menschen häufig über Jahre belasten. Doch wie lässt es sich überhaupt verhindern, dass Fremde ins Haus eindringen? Hier leistet die Beratungsstelle Einbruchschutz der Polizei in Mosbach wertvolle Präventionsarbeit. Ihre Dienste sind gefragt wie nie: Über 200 Beratungsgespräche haben die Beamten in diesem Jahr bereits geführt. Wir haben Polizeioberkommissar Rüdiger Bäuerlein bei einem Vor-Ort-Termin in Hardheim begleitet.

"Die Zeiten werden immer unsicherer", erklärt der Hausherr, der anonym bleiben möchte. Das Thema "Einbruch" sei derzeit sehr präsent, weshalb seine Frau und er sich die Frage gestellt hätten, wie es eigentlich um die Sicherheit bei ihnen zu Hause bestellt sei. Ein Anruf in Mosbach, Termin vereinbart, und wenige Tage später steht Rüdiger Bäuerlein vor der Tür.

"Es gibt kein Allheilmittel, keinen hundertprozentigen Schutz gegen Einbrecher", sagt der Experte gleich zu Beginn, "jedes Hindernis lässt sich überwinden." Doch ein mechanischer Grundschutz könne dafür sorgen, dass ein Täter lange braucht, um ins Haus einzudringen - und je länger Fenster und Türen Widerstand leisten, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, dass er irgendwann von seinem Vorhaben ablässt. Schließlich bleibt mehr als ein Drittel der Einbrüche im Versuchsstadium stecken - nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Einrichtungen.

Der Gang rund ums Haus beginnt an der Haustüre, in der Rüdiger Bäuerlein gleich die erste Schwachstelle ausmacht. Mit einem Schraubenzieher könnte ein Einbrecher sie schnell öffnen. "Hier sollten sie nachrüsten", rät der Polizist. Noch wichtiger sei es jedoch, an die Fenster und Terrassentüren im ebenerdigen Bereich zu denken: Auf diesem Weg würden die meisten Täter ins Haus gelangen.

Lob gibt es für das vergitterte Toilettenfenster und die ebenfalls mit Gittern geschützten Lichtschächte. Doch dann kommen schon die nächsten "Problemfälle": Über die wunderschön angelegte Terrasse könnte ein Täter schnell in die Wohnung eindringen. Die Terrassentüren und die Fenster sollten mit einbruchshemmenden Verriegelungen nachgerüstet werden. Zudem empfiehlt Bäuerlein abschließbare Fenstergriffe - Schlüssel abziehen darf man aber nicht vergessen!

Mit diesen beiden Maßnahmen ließen sich zwei der häufigsten Einbruchsarten verhindern: das Aufhebeln der Türen und Fenster und das Öffnen eines Fensters, nachdem zuvor ein Stein durch das Glas geworfen wurde. Dass Einbrecher eine Scheibe komplett einschlagen, um durchzusteigen, komme nur in zwei Prozent aller Fälle vor. Wer auch hierfür vorsorgen möchte, der kann seine Scheiben mit einer einbruchshemmenden Folie nachrüsten. Doch hier sind wir wieder beim Thema: Wer hundertprozentige Sicherheit möchte, muss sein Eigenheim in eine sichere Burg verwandeln. Alle anderen können nur die größten Schwachstellen beseitigen und müssen mit einem Restrisiko leben.

Apropos Risiko: Balkone sind ein großer Unsicherheitsfaktor. Sie sind für die Täter zumeist leicht zu erklimmen. "Deshalb behandeln wir Balkontüren und Fenster, als ob sie ebenerdig wären", erklärt Rüdiger Bäuerlein.

"Der Einbrecher sucht den schwachen Punkt", weiß Bäuerlein, der aus diesem Grund eben jene Schwachstellen rund ums Haus identifizieren möchte. "Und er scheut das Licht: Bewegungsmelder mit starken Strahlern können abschreckend wirken."

Erst recht, wenn man weiß, dass es den meisten Tätern darum geht, eine günstige Gelegenheit zu finden. Wer glaubt, nur große Villen werden zum Ziel von Einbrechern, der täuscht sich. Nicht die Frage "Wo ist am meisten zu holen?", sondern "Wo komme ich am schnellsten rein?" sei für die Suche nach einem Einbruchsziel entscheidend. Und für die Beantwortung der letzten Frage hätten die Täter "einfach ein Näschen", erklärt der Präventionsfachmann.

Dazu zählt auch die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt: Die meisten Täter schlagen tagsüber zwischen 10 und 18 Uhr zu - wenn die Opfer auf der Arbeit sind. Am liebsten während der dunklen Jahreszeit: Rund die Hälfte aller Einbrüche entfallen auf die Monate Oktober, November, Dezember und Januar. Immer wieder komme es in einer Gemeinde auch zu Häufungen, wenn eine örtliche Veranstaltung wie etwa ein Weihnachtsmarkt dafür sorgt, dass in vielen Wohnungen niemand zu Hause ist.

Auch Beerdigungen seien für manche Einbrecher - so makaber es klingt - eine Einladung, die Wohnungen der Angehörigen auszuräumen. Deshalb rät Rüdiger Bäuerlein dazu, in Todesanzeigen keine Traueradresse anzugeben.

So viel Dreistigkeit, wie sie manche Verbrecher an den Tag legen, schockiert auch das Hardheimer Ehepaar. Der Rundgang ist inzwischen beendet. Bei einer Tasse Kaffee beantwortet der Polizeibeamte die noch offenen Fragen der Hausbesitzer. Zum Beispiel diese: Ist eine Alarmanlage sinnvoll? "Als Ergänzung eines guten mechanischen Schutzes ja", sagt Bäuerlein. Oberstes Ziel sei aber, dass erst niemand ins Haus kommt. Dies verhindere eine Alarmanlage nicht.

Punkt für Punkt füllt Bäuerlein den Fragebogen zur Schwachstellenanalyse aus. Nun haben es die Eheleute Schwarz auf Weiß, was in Sachen Sicherheit bei ihrem Haus im Argen liegt. Ist es aber nicht viel zu teuer, diese Probleme zu beheben? "Die sicherungstechnische Nachrüstung ist auf jeden Fall bezahlbar", betont der Beamte und verweist auch auf den Zuschuss des Bundes in Höhe von zehn Prozent der Kosten (siehe Internet: www.kfw.de/einbruchschutz).

Auf jeden Fall sollte man die Nachrüstung durch einen Fachmann erledigen lassen: "Die Arbeiten kann auch der Schreiner oder der Fensterbauer vor Ort ausführen", erklärt Bäuerlein. Daneben gibt es eine Landesliste der Polizei mit auf Sicherheitstechnik spezialisierten Firmen: Diese haben den Nachweis ihrer fachlichen Qualifikation erbracht und sich einem Aufnahmeverfahren unterzogen. Doch nicht nur das Nachrüsten hat der Beamte im Blick: "Wer neu baut, sollte sich bei uns beraten lassen. Denn es ist viel günstiger, bereits im Vorfeld entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen."

So oder so: Das Geld sei gut investiert. Diese Einschätzung teilt am Ende des Beratungsgesprächs auch das Hardheimer Ehepaar: "Wir sind dafür sensibilisiert worden, wie einfach es für einen Einbrecher wäre, in unser Haus einzudringen", sagt der Ehemann. "Eine schreckliche Vorstellung", ergänzt seine Frau. Ihr Fazit: "Die größten Schwachstellen werden wir auf jeden Fall schnell beseitigen!"

Info: Bei der Beratungsstelle Einbruchschutz der Polizei in Mosbach können unter Tel.: (0 62 61) 809-151 Termine für eine kostenlose Beratung vereinbart werden.


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