Von Heiko Schattauer
Sulzbach. Und dann war erst mal Stille. Drei Minuten lang. Schweigen in der Halle. Die Fragerunde bei der Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl der Gemeinde Billigheim in Sulzbach wollte einfach nicht in Gang kommen. Dabei war die Halle voll besetzt, an die 400 Bürger waren gekommen, um sich ein eigenes Bild der beiden verbliebenen Bewerber Reinhold Berberich und Martin Diblik (Bernd Albrecht hat seine Kandidatur zurückgezogen) zu machen. "Normal sind die Sulzbacher nicht so schüchtern", versuchte Moderator Dieter Knoll das Schweigen zu brechen. Mit Erfolg: Das Publikum musste sich ganz offenbar erst warm fragen, abschließend notierte Knoll gleich 19 Wortmeldungen aus den Reihen der Bürger, deutlich mehr als in den drei Vorstellungsrunden in Allfeld, Billigheim und Katzental zuvor.
"Das war die mit Abstand lebhafteste Veranstaltung", bilanzierte am Ende des Abends Moderator Knoll, mehr als zwei Stunden der Kandidatenvorstellung und Fragerunden waren da vergangen. In den persönlichen Präsentationen durften die beiden Bewerber um das Bürgermeisteramt - wie schon bei den vorangegangenen Veranstaltungen - 15 Minuten lang darlegen, wo sie die Arbeitsschwerpunkte des künftigen Bürgermeisters sehen, welche Themen ihnen besonders am Herzen liegen, und warum die Wähler ihnen am 22. Januar Vertrauen und Stimme schenken sollten.
Amtsinhaber Reinhold Berberich (55), seit 2001 als Bürgermeister von Billigheim in Amt und Würden, verwies dabei auf die "deutliche Weiterentwicklung", welche die Gemeinde Billigheim unter seiner Führung erfahren habe. Es seien Maßnahmen auf den Weg gebracht und realisiert worden, von denen die gesamte Bevölkerung profitiere, Berberich berichtete von 39 Mio. Euro an Investitionen, die in den vergangenen 16 Jahren getätigt worden seien. Und davon, dass ihm der "Austausch mit den Bürgern" immer das Wichtigste gewesen sei, was auch in einer weiteren Amtszeit so bleiben soll. "Ich haben immer ein offenes Ohr", versprach Reinhold Berberich.
Dieses Versprechen gibt auch Martin Diblik. Der junge Herausforderer, derzeit persönlicher Referent des Oberbürgermeisters der Großen Kreisstadt Stutensee und wie der Amtsinhaber Verwaltungsfachmann, will Billigheim "wieder zu einem seriösen Gesprächspartner" machen und dabei "stets wachsam" sein. Als Bürgermeister wolle er den "Mensch in den Mittelpunkt der Arbeit stellen", seine umfangreichen Erfahrungen in der Verwaltung und der unvoreingenommene Blick von außen könne ihm dabei helfen, so Diblik. "Ich will die Zukunft der Gemeinde mit ihnen so gestalten, dass wir alle stolz darauf sind", schloss der 26-Jährige seine Vorstellung.
Die Darstellung der Gemeinde war auch ein Thema, das in der Bürgerfragerunde aufkam, auch in Bezug auf die Personalentwicklung und Fluktuation auf dem Rathaus. "Gutes Arbeiten fängt mit gutem Betriebsklima an", befand Martin Diblik; Reinhold Berberich sieht nach zahlreichen personellen Wechseln auf dem Amt inzwischen eine "gute Arbeitsatmosphäre". Der seit geraumer Zeit unvollständige Personalrat soll zeitnah wieder komplettiert werden, da sind sich beide Kandidaten einig.
Erörtert wurden in der Folge vor allem auch "Sulzbacher" Themen wie der Hochwasserschutz, die Baustellensituation und -planung, das Jugendhaus, der Dorfteich oder das Engagement für Kinder und Jugendliche im Teilort. Wissen wollten die Bürger zudem, inwiefern bereits aktive Initiativen wie die Billigheimer Plattform oder der Ideentreff Waldmühlbach unterstützt oder gar bevorzugt werden. Themen übergreifend hatte Amtsinhaber Reinhold Berberich dabei nicht selten mögliche Versäumnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten, Herausforderer Diblik konnte seinerseits meist nur auf seine Vorstellung einer künftigen Handhabung verweisen.
Mehrfach thematisiert wurde die Pro-Kopf-Verschuldung in der Gemeinde. Der Vermutung, dass die im kreisweiten Vergleich niedrigen 355 Euro auf Kosten eines Investitionsstaus erreicht worden seien, widersprach Reinhold Berberich: "Wir haben reichlich Reserven für laufende und kommende Maßnahmen". Martin Diblik relativierte derweil die Aussagekraft der Pro-Kopf-Verschuldung und erkannte etliche Investitionen, die in der Vergangenheit verschoben worden seien.
Und persönlich wurde es am Ende schließlich auch noch: Wie schon in Katzental wurde auch in Sulzbach - durchaus listig - nach Stärken und Schwächen der beiden Kandidaten gefragt. Reinhold Berberich führte sein großes Engagement für die Gemeinde als Plus- und die damit verbundene Leidenschaft als möglichen Minuspunkt an. Diese Leidenschaft sorge eben manchmal dafür, "dass mir der Hut hochgeht", so Berberich offen, "da habe ich vielleicht noch Verbesserungsbedarf". Martin Diblik führte sein ausgeglichenes Wesen und seinen Ansatz, Konflikte stets sachlich zu lösen, als Stärken an. "Und wenn Sie meine Schwächen herausfinden wollen, müssen Sie mich wählen", schloss der 26-Jährige - der Frageformulierung entsprechend - ebenfalls recht listig.
Am kommenden Sonntag haben die Billigheimer die Wahl, am heutigen Donnerstag (19 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus Waldmühlbach) zuvor noch mal die Gelegenheit, sich über die beiden Kandidaten für die Bürgermeisterwahl zu informieren.