Von Christian Beck
Mosbach. Zwei Mosbacher sind für den deutschen Film- und Fernsehpreis "Goldene Kamera" nominiert: Alexander Giesecke und Nicolai Schork könnten am 18. Februar in Hamburg die ersten sein, die in der Kategorie "Channel" den Preis verliehen bekommen. Denn in diesem Jahr wird zum ersten Mal ein "Digital Award" der Goldenen Kamera vergeben. Nominiert wurden die beiden Studenten, die aus Mosbach kommen, für ihre Nachhilfeangebote im Internet, zu finden unter "The Simple Club".
Wie lässt sich in wenigen Minuten das Wichtigste zu einem Thema witzig zusammenfassen und pädagogisch vermitteln? Unter diesem Motto könnten die Videos von den zwei jungen Männern im Alter von 21 und 22 stehen. Über 1300 gibt es mittlerweile. Und sie behandeln die unterschiedlichsten Themen: von mathematischen Grundlagen wie Ableiten über die Außenpolitik Bismarcks bis hin zur Erläuterung, warum Passatwinde immer in Richtung Äquator wehen. Daneben decken die Videos noch die Bereiche Biologie, Physik, Chemie, Wirtschaft und Informatik ab, acht Fächer also. Und sie sind nicht nur fachlich korrekt, sondern voller bunter Animationen und mitunter schräger Witze.
"Über 600.000 Schüler und Studenten schauen mittlerweile unsere Videos", berichtet Giesecke. Nachdem die RNZ bereits vor rund zwei Jahren über das Projekt der Mosbacher berichtet hatte, waren sie in zahlreichen Fernsehsendungen zu Gast, darunter "Galileo" oder "Stern TV". Darüber hinaus erhielten sie mehrere Preise. Im März könnte nun ein weiterer folgen.
Doch die beiden Mosbacher, die mittlerweile in Berlin leben, haben starke Konkurrenz: Ebenfalls nominiert ist "LeFloid". Der 29-jährige Florian Mundt gilt als bekanntester Youtuber und hat mehr als drei Millionen Abonnenten. In seinem regelmäßigen Format "LeNews" kommentiert der Berliner zweimal wöchentlich die wichtigsten Themen aus Weltpolitik, Wissenschaft oder Popkultur. Als dritter Nominierter geht Julien Bam ins Rennen. Der 28-Jährige ist ursprünglich Tänzer und dreht am liebsten Musikvideos. Sein Kanal hat mittlerweile mehr als drei Millionen Abonnenten, und seine Videos haben nur selten weniger als 1,5 Millionen Aufrufe.
Gewinnen wollen die beiden Mosbacher natürlich, keine Frage. Aber allein schon die Nominierung sei eine "krasse Ehre", betont Giesecke. Schließlich hat das Projekt mal recht bescheiden angefangen: Die ersten Videos drehten sie mit eher überschaubaren Mitteln im Wohnzimmer. Damals waren beide in der 11. Klasse am Nicolaus-Kistner-Gymnasium. "Wir wollten die coolsten Mathe-Videos drehen", erinnert sich Alexander Giesecke. Und genau das interessierte die Leute tatsächlich.
Es kamen schließlich weitere Fächer und immer mehr Abonnenten hinzu. Mittlerweile beschränken sich die beiden längst nicht mehr auf Youtube, sondern haben eine eigene Internetseite - den erwähnten "The Simple Club", zu deutsch: der einfache Club. "Auf Youtube sind wir extrem eingeschränkt, weil es dort nur Videos gibt", erläutert Giesecke. Auf der eigenen Seite gibt es nun auch Übungsaufgaben, Abschlusstests und Zusammenfassungen. Während die Videos weiterhin kostenlos angeschaut werden können, muss für das Zusatzangebot Geld bezahlt werden. Zudem beschert Werbung auf Youtube zusätzliche Einnahmen. "Wir können von unserem Start-Up-Unternehmen leben", erklärt Giesecke.
Dementsprechend wollen die beiden Jungunternehmer sich auch nach Abschluss ihres Studium weiter ihrer Nachhilfeplattform widmen - dann voll und ganz. Schließlich haben sie noch einiges vor: "Wir wollen das Konzept in andere Länder und Sprachen übertragen", gibt Alexander Giesecke einen kleinen Einblick in die Pläne der Jungunternehmer. "Wir wollen so viele Schüler und Studenten wie möglich erreichen."