Von Christian Beck
Mosbach. Die Angelegenheit hatte viele Mosbacher bewegt: Im Frühjahr und Sommer des letzten Jahres hatten mehrere Flüchtlinge im Elzpark mit Marihuana gehandelt. Nach zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung sowie längeren verdeckten Ermittlungen konnten im Rahmen einer Razzia am 11. Oktober neun mutmaßliche Dealer festgenommen werden. Einer von ihnen wurde am Donnerstag vor dem Landgericht Mosbach zu vier Jahren Haft verurteilt.
"Wir hatten gehört, dass es im Elzpark bei Asylbewerbern Marihuana zu kaufen gibt und wollten es ausprobieren." Der Satz eines Zeugen bei der Gerichtsverhandlung zeigt, dass der von Flüchtlingen betriebene Drogenhandel in Mosbach bei vielen bekannt war. Oder wie Staatsanwältin Jennifer Weber es formulierte: "Es gab ein offenes Auftreten der Szene und kein Unrechtsbewusstsein." Einige Mosbacher hätten sich nicht mehr getraut, in den Park zu gehen.
Was den eingangs genannten Fall in ein besonderes Licht rücken lässt: Der Zeuge, der Marihuana ausprobieren wollte, war 15 Jahre alt. Er und drei ähnlich alte Freunde kauften im Juli 2,3 Gramm Marihuana. Was ihnen die Polizei umgehend wieder abnahm - die Ordnungshüter hatten den Handel beobachtet. Dass der jetzt verurteilte Gambier die weichen Drogen auch an Jugendliche verkauft hatte, wirkte sich deutlich strafverschärfend aus. Zumindest einem der jungen Kunden sei es deutlich anzusehen, dass er unter 18 sei, erklärte Richter Alexander Ganter. Der 28-Jährige Flüchtling wurde deshalb für Drogenhandel mit Jugendlichen verurteilt.
Hinzu kommt noch ein Handel in nicht geringer Menge: So erwischte die Polizei den Gambier mit über 93 Gramm Marihuana am Neckarelzer Bahnhof. Hier sei er gerade von seinem Handelspartner aus Heidelberg gekommen, erklärte der Angeklagte, der sich geständig und reuig zeigte. Eben jener Handelspartner sei zudem mehrmals pro Woche nach Mosbach gekommen, um den Gambier mit Drogennachschub zu versorgen. Bis zu vier Gramm am Tag hat der Dealer selbst konsumiert, den Rest verkaufte er zu offenbar recht teuren Preisen. Teile des Erlöses überwies er seiner Familie in Gambia.
Im Rahmen des Prozesses erläuterten mehrere Zeugen, wie der Drogenhandel abgelaufen sein könnte. Als Konsument habe man eine Person mit dunkler Hautfarbe im Park fragen müssen. Irgendjemand habe immer etwas gewusst, jemanden angerufen oder erklärt, an welcher Stelle man habe warten sollen. Auch wenn der 28-jährige Gambier erklärte, als eine Art Alleinunternehmer gedealt zu haben, erklärte ein Kriminalhauptkommissar: "Wir hatten den Eindruck, dass der eine dem anderen auch einmal ausgeholfen hat."
Zum Zeitpunkt der Razzia waren die Mosbacher Flüchtlinge bereits vom Elzpark in die ehemalige Kaserne auf dem Hardberg umgezogen. Dort fanden Polizisten mit Hilfe von Drogenspürhunden zwei Socken mit insgesamt 43 in Alufolie eingewickelten Marihuanapäckchen. Dass es sich dabei um seine verkaufsfertig abgepackten Drogen gehandelt habe, leugnete der Gambier vor Gericht. Allerdings sei es gelungen, auf jener Alufolie dessen Fingerabdrücke nachzuweisen, erklärte Richter Ganter.
Dass er mit dem Handel weiter gemacht habe, obwohl ihn die Polizisten am Neckarelzer Bahnhof bereits erwischt hatten, sei der Großen Strafkammer "ganz übel aufgestoßen", betonte Ganter. Vor diesem Hintergrund lag das Urteil mit vier Jahren Freiheitsstrafe wohl auch näher an den von Staatsanwältin Weber geforderten fünf Jahren. Verteidiger Werner Meisenbach hatte zwei Jahre und drei Monate Haft gefordert.
Bereits verurteilt worden ist der Bruder des Gambiers, weitere mutmaßliche Dealer aus dem Elzpark sollen in nächster Zeit vor Gericht stehen.