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Ein VW Käfer-Kauf in den 1950ern: Eine RNZ-Leserin erinnert sich

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Von Heiko Schattauer

Daudenzell. Da sage nochmal einer, Geburtstagskaffeekränzchen seien langweilig. Aglasterhausens Bürgermeisterin Sabine Schweiger durfte unlängst an einer solchen Veranstaltung im Ortsteil Breitenbronn teilnehmen - und sich dabei ebenso überraschender wie unterhaltsamer Gespräche erfreuen. Mit von der Geburtstagspartie war nämlich eine eloquente Dame aus einem weiteren Ortsteil der Gemeinde, die mit ihren Geschichten nicht nur den Jubilar, sondern gleich die ganze feierliche Gesellschaft bescherte. "Das müssen Sie mal alles aufschreiben", drängte die so unterhaltene Bürgermeisterin die Erzählerin. "Na gut", hat sich Elisabeth Huthert gedacht - und inzwischen angefangen, ein paar besondere Geschichten aus ihrem bewegten wie langen Leben zu dokumentieren. 92 ist die ehemalige Kunst- und Werklehrerin aus Daudenzell, "aber das hab ich gar nicht gemerkt", sagt sie. Klingt lustig, ist aber vielmehr treffend. Denn anmerken kann man ihr das stolze Alter nun wirklich nicht.

Die Geschichte(n), die Elisabeth Huthert erzählen kann, sind bewegend, besonders, inspirierend. Und sie haben uns angeregt: Denn Elisabeth Huthert ist zwar eine besondere RNZ-Leserin ("jeden Morgen um acht liegt die Zeitung zur Lektüre auf dem Tisch"), aber nicht allein. Wie die weit gereiste Daudenzellerin, die bei aller Schönheit der Welt immer wieder gern ins 300-Seelen-Dorf zurückgefunden hat, gibt es in der Region wohl noch so manch weiteren Leser, der uns an seiner besonderen Geschichte, an seinen außergewöhnlichen Geschichten teilhaben lassen kann.

Er läuft und läuft und läuft ... nur nicht allzu weit - Die etwas andere Geschichte vom ersten neuen Auto

Er war taubenblau und wunderschön. Und er war das erste neue Auto, das sich die junge Lehrerin Elisabeth Huthert gönnte. Ein Käfer sollte sie die kommenden Jahre durchs Leben begleiten, bestellt wurde der Neuwagen beim seinerzeit führenden Mosbacher VW-Autohaus Islinger. Ein volles Jahr musste die Pädagogin aufs neue Auto warten, so lange betrug Mitte der 1950er-Jahre die Lieferfrist.

Dann war er endlich da. Nach Barzahlung (!) gab’s die Schlüssel, auf die im Kaufvertrag vermerkte Probefahrt mit einem VW-Mitarbeiter wollte die junge Pädagogin aber nicht verzichten. Und das war ganz gut so. Denn von "er läuft und läuft und läuft" konnte bei ihrem neuen Käfer nicht wirklich die Rede sein. "Da wo heute die Gewerbeschule ist, sind wir schon liegen geblieben", erinnert sich Huthert an die Erstausfahrt. Das lag aber keineswegs an der Technik des Wagens. "Die hätten mich mit einem fast leeren Tank nach Hause fahren lassen", beschreibt die Daudenzellerin mit einem verzeihenden Lächeln die Treibstoff-Sparsamkeit von Volkswagen.

Der Fauxpas wurde umgehend behoben, den Autohaus-Verantwortlichen war es halbwegs peinlich, die Jungfernfahrt nach Daudenzell lief mit gut gefülltem Tank und trotz schneebedeckter Straßen (es war Januar) reibungslos. Und im Nachgang des ersten unfreiwilligen Stopps wurde der taubenblaue Huthert-Käfer seinem Werbe-Ruf dann auch wirklich gerecht - und lief und lief und lief. "Bis ich den Käfer meiner jüngeren Schwester vermacht und mir einen neuen VW 1500 gekauft habe", stellt Elisabeth Huthert klar. Aber das ist eine ganz andere Geschichte...

Info: Elisabeth Huthert soll nur den Anfang machen, auch wenn sie wohl gleich mehrere Seiten der RNZ mit ihren bewegenden Geschichten füllen könnte. Im Nachgang ihres ersten Beitrags "RNZ-Leser erzählen Geschichte(n)" freuen wir uns auf weitere Anregungen, besondere Unterhaltungen und Storys, die die neue Reihe bereichern könnten. Also, keine Scheu, Kontakt: E-Mail: Heiko.Schattauer@rnz.de oder Telefon (0 62 61) 93 22 71 65.


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