Von Stephanie Kern
Hüffenhardt. Hüffenhardt ist jetzt sogar den Kieler Zeitungslesern ein Begriff. Die 2000-Seelen-Gemeinde am Rande des Neckar-Odenwald-Kreises macht seit dem vergangenen Jahr mit einem besonderen Plan von sich reden: Nachdem lange versucht worden war, einen Nachfolger für die Brunnen-Apotheke zu finden, will sich DocMorris mit einem "Digitalen Beratungsservice mit Abholfunktion für Arzneimittel" dort niederlassen.
Dieses Vorhaben der niederländischen Versandapotheke verhilft Hüffenhardt zu Bekanntheit von Rosenheim bis Kiel. Denn neben der Rhein-Neckar-Zeitung und der Heilbronner Stimme berichten seit Ende vergangenen Jahres unter anderem auch der SWR, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Schwäbische Zeitung, das Handelsblatt, Computerbild, die Braunschweiger Zeitung und viele, viele mehr. Die Anfragen behandle Bürgermeister Walter Neff aber "auch nicht anders als sonst", wie er im Gespräch mit der RNZ erzählt. Wo überall schon über die Gemeinde und den Automaten berichtet wurde, das weiß er gar nicht so genau. Denn auch die Deutsche Presseagentur (dpa) hat einen Artikel über den Automaten in der Apotheke verfasst und diese Geschichte somit vielen Zeitungen zugänglich gemacht.
Bei all der Berichterstattung gehe es der Gemeinde aber vorrangig darum, "die Versorgung für die Menschen am Ort zu erhalten", sagt Hauptamtsleiterin Daniela Maahs. Dass das Vorhaben die Menschen interessiere, das zeige das große Medienecho. "Wir sind auch im Vorfeld von DocMorris darauf hingewiesen worden, dass es positive wie negative Reaktionen geben wird", so Neff. Mit einer derart großen Resonanz hatte er aber dann doch nicht gerechnet...
Bei all der Kritik, die der Versandhändler und auch die Gemeinde einstecken mussten: "Es sind keine Parallelstrukturen geplant", betont der Bürgermeister. Es sei ja versucht worden, einen Apotheker für Hüffenhardt zu finden. Und der Abgabeautomat sei eben keine Apotheke. "Apotheken werden nicht überflüssig, man kann sie nicht ersetzen. Es geht darum, das System zu unterstützen", so Daniela Maahs. "Es ist aber schön, dass das Projekt eine Diskussion anstößt und vielleicht einen Lösungsansatz für den ländlichen Raum bietet."
Die Hüffenhardter selbst stehen dem Abgabeautomaten auch mit geteilter Meinung gegenüber. Positive wie negative Reaktionen habe er mitbekommen, sagt Neff. "Ich würde auch lieber in eine richtige Apotheke gehen. Aber die gibt es in Hüffenhardt nicht. Und dann gehe ich lieber an einen Automaten, bevor ich im Krankheitsfall noch woanders hin fahren muss", meint Neff. Genau aus diesem Grund sei DocMorris auch auf die Gemeinde zugekommen. "Es sollte niemandem etwas weg genommen werden", bekräftigt Daniela Maahs. Nachdem allerdings bekannt wurde, dass die Versandapotheke in den Räumen der ehemaligen Apotheke ihren Abgabeautomaten installieren will, wurden auch die Apotheker aus der Umgebung tätig. Eine Rezeptsammelstelle wurde aufgehängt.
Walter Neff hat den Automaten übrigens auch schon einmal getestet. "Es hat gut funktioniert. Wichtig ist: die Verbindung stand, und der Kontakt war gut." Denn der Automat stellt einen Live-Chat mit einem Apotheker von DocMorris im niederländischen Herleen her, dieser berät den Kunden und veranlasst dann die Ausgabe des Medikaments.
Zum Eröffnungstermin kann man bei der Gemeinde allerdings noch nichts Neues sagen. "Vor Kurzem war das Schild mal weg", lacht Neff. Beim Sturm im Januar wurde es beschädigt. "Auch da kamen gleich Nachfragen der Bürger. Man merkt, das Thema bewegt, und es wird auch nachgeschaut", so Neff. Inzwischen steht das Schild aber wieder vor der ehemaligen Apotheke. Einen konkreten Eröffnungstermin gibt es aber immer noch nicht. "Wir werden aber rechtzeitig Kontakt mit dem Regierungspräsidium aufnehmen und dann auch zeitnah eröffnen", so Torben Bonnke, Pressesprecher von DocMorris auf Nachfrage. Gearbeitet wird aber trotzdem in der ehemaligen Apotheke. Aktuell werde das Abgabeterminal vor Ort "intensiv" getestet.