Von Heiko Schattauer
Haßmersheim. Was hat er nicht alles probiert in den letzten 18 Jahren. Lofts, Kaufhaus, Hotel, Pärchenclub - keine Wiederbelebungsidee, die für die Alte Malzfabrik in Haßmersheim auch geboren wurde, kam über den Projektstatus hinaus. Im Februar 2017 kann Eigentümer Hartmut Witte nun "einen Schnitt" machen: Das ortsbildprägende Gebäude ist verkauft. Für den Weinheimer Unternehmensberater, der das ehemalige Reichsschwefelwerk Ende der 1990er-Jahre erworben hatte, endet damit eine lange Geschichte. Eine Geschichte, geprägt von vielen vielversprechenden Anläufen für eine neue Nutzung des mächtigen Bauwerks, für Witte so etwas wie "Die Unvollendete".
Hartmut Witte freut sich nun auf eine echte Zukunft für "seine" Malzfabrik. "Das wird eine Bereicherung für die Region", prophezeit er, der neue Eigentümer werde endlich etwas realisieren, was er sich für das unter Denkmalschutz stehende Ensemble immer (nur) vorgestellt hat. Selbst aber eben nie umsetzen konnte. Dem Verkauf sehe er demnach mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen, so Hartmut Witte gegenüber der RNZ. Mit den Jahren sei ihm das alte Gemäuer natürlich doch ans Herz gewachsen, zumal er viel Engagement und Geld für das Projekt Alte Malzfabrik aufgewendet habe.
Ende Februar soll das in den Jahren 1917 und 1918 errichtete Silogebäude offiziell übergeben werden. Den "Lindnerbau", der eigentlich noch zum Gebäudekomplex zählte, gibt es ja bekanntlich nicht mehr. Die ehemalige Sprenglufthalle war bei einem Brand im April 2015 derart stark beschädigt worden, dass sie im August 2016 abgerissen werden musste. Das Landesdenkmalamt hatte zugestimmt, da man "keine Verhältnismäßigkeit für einen möglichen Wiederaufbau" mehr sah.
Das eigentliche Hauptgebäude blieb vom Brand unversehrt, steht nach wie vor mächtig da. Allerdings hat der Zahn der Zeit auch schon mächtig am gut 100 Jahre alten Bauwerk genagt. Die neuen Besitzer - Axel und Oda Schultz aus dem schwäbischen Renningen - werden also nicht umhin kommen, Investitionen am neu erworbenen alten Gemäuer vorzunehmen. Gemeinsam mit Partnern will man im historischen Gebäude verschiedene Projekte aus dem Themenfeld "Kunst und Design" realisieren. In diesem Bereich sind die neuen Besitzer seit vielen Jahren erfolgreich tätig, Oda Schultz ist eine gefragte Künstlerin, Axel Schultz mit einer eigenen Marketingagentur für renommierte Kunden wie Audi oder Boss tätig. Was genau man mit der seit Anfang des Jahrtausends leer stehenden Malzfabrik vorhat, will bzw. kann man noch nicht verraten. "Wir sind bei vielen Themen mittendrin", erläutert Axel Schultz auf RNZ-Nachfrage, die konkreten Ausprägungen der Vorhaben seien noch mit den jeweils Beteiligten abzustimmen. Auch die offizielle Übergabe des Kulturdenkmals stehe noch aus.
Fasziniert ist Axel Schultz bereits heute vom mächtigen Bauwerk mit seinen vielen ganz besonderen Elementen. "Das Gebäude stellt ja viele spannende Fragen, wie etwa: Warum wurde es genau so gebaut? Warum mit diesem großen Turm?" Bei der Wiederbelebung wolle man auf jeden Fall die Geschichte des einst als Reichsschwefelwerk errichteten Bauwerks mit einbeziehen, so Schultz weiter.
Haßmersheims Bürgermeister Michael Salomo ist angetan von den Plänen, die die neuen Besitzer für die Alte Malzfabrik haben. Man tausche sich diesbezüglich rege und offen aus, der Kontakt sei von Anfang an sehr positiv gewesen, so Salomo: "Die beiden werden das Ortsleben bereichern", ist sich der Bürgermeister in Bezug auf die neuen Besitzer der Malzfabrik und deren Vorhaben mit Kunst und Design sicher.