Von Judith Blüthner
Mosbach. Was der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika kann, das kann die Stadtmauergarde der Kolpingfamilie Mosbach auch. Da gaben sich die Mannen mit den Hellebarden selbstbewusst, stellten gleich zu Beginn der "Echt Mosbacher Fassenacht" ihre Kandidaten zur kommenden Wahl vor, den "Trumpeter", das "Kann-Bierchen" und das "Gardeadju-Tantchen". Dann noch eine Mauer an der Landesgrenze zu Württemberg - und die "Symbadie" des Volkes wäre ihnen sicher. Klar, dass da ein dreifaches "Kiwwele, Kiwwele, Ahoi" für Florian Zorn und seine Gardisten fällig war.
Gerne nahm die Gruppe "Flashlight" diese Steilvorlage thematisch auf, enterte tanzend als "amerikanische Politessengarde" die Bühne. Ihr oberster Chef, US-Präsident Donald Trump, war das allbeherrschende Thema des Abends. Mal in Prosa, mal poetisch, mal getanzt oder auch gesungen: Um den Mann mit der steilen Frisur drehte sich nahezu alles. Auf Platz zwei der närrischen Schlagzeilen lag das türkische Staatsoberhaupt Erdogan, dahinter fanden sich Nachrichten zum Hochwasser vom Juni 2016 und zu "Angies" Festhalten am Kanzleramt.
"Diktatur ? Auf keinen Fall!" mahnte die wortgewandte "Tilli aus Mosi" (Roswitha Scherer-Gehrig) und rechnete mit populistischen Narzissten auf internationalen und nationalen Verwaltungsposten ab. "Der Hals ist voll, mir wird bald schlecht", rief sie auch angesichts nörgelnder Mitbürger und riet zur Eigeninitiative auf Stadtratsebene. Den Rathausoberen prophezeite sie - analog zum Brexit - einen Ausstieg der Waldstadt.
Sybille Seufert (Sulzbach) nahm ihre Probleme mit ihrem mit zunehmenden Alter immer uncharmanter werdendem Ehegatten gleich selber in die Hand. "Rock me heut’ Nacht", war die flehende Bitte an die bessere Hälfte. Lukas Tschaut, der Nachwuchs in der Bütt, hat genug von Gleichaltrigen, die aus Mangel an Motivation vom Computer nicht mehr wegkommen und gab sich verdrießlich wegen der "toten Hose", die Schlag 18 Uhr in Mosbach einsetzt.
Mit Motivation haben die Männer vom Narrendutzend Sankt Cäcilia überhaupt kein Problem. Ihre Auftritte sind echte Knaller im Programm. Eine "getanzte Hommage an Michael Jackson" brachte ihnen die lautstarke Forderung nach einer Zugabe ein, doch die konnten die Moderatoren Alexander Straus und Florian Zorn aus Zeitgründen nicht genehmigen. Eine helle Freude waren die "Schwarzlichter". In "krabbeschwarzer Nacht" zauberte Brigitte Herbst mit viel Kreativität eine märchenhafte Welt auf die Bühne der Alten Mälzerei. Aladin und seine Wunderlampe entführten die bunte Narrenschar zu einer Reise auf dem fliegenden Teppich in magische arabische Nächte. Tanzende Derwische, Schlangenbeschwörer und anmutende Bauchtänzerinnen bevölkerten die Bühne.
Märchenhaft mutete auch die Nummer der Schauturngruppe "Exotica" an. Unter dem Titel "Flying Games" waren Hebefiguren und temporeiche Bodenakrobatik spielerisch verpackt in das romantische Märchen vom Froschkönig. Einen bodenständigen Kontrapunkt setzte die Gruppe von "Freibier Sulzbach" mit ihrem Schautanz "Wir wollen Malle zurück". Ab in die Sonne, ab in den Süden, das wünschten sich auch die "Schick Chicken". Attraktive Stewardessen ("Saftschubsen") luden im Flug 08/15 zu einer beschwingten Tour von Mosbach nach Ibiza ein.
"Passt jetzt gut auf, spitzt das Ohr", hallte der melodische Einklang der Kandelmatrosen traditionell als letzter Programmpunkt durch den Saal. Die vier Sänger - Eric Burger, Michael Hitzelberger, Dominik Straus und Alexander Straus - hatten wieder zahlreiche merkwürdige Geschichten gesammelt. Altbekannte Melodien, versehen mit neuen Texten, begeisterten das Publikum und karikierten die gerade nicht so erfreuliche Weltpolitik. So fand man Trump verbunden mit Pippi Langstrumpf und natürlich "Old Mc Donald"; aus "Theo" wurde Erdogan, und Angie sang "Ich bin immer noch da!"
Kurzweilig war es und die Stimmung prächtig, und um 23 Uhr riefen die Moderatoren zum großen Finale. Einzug hielten die Akteure unter lautstarker Musik der "Schnoogebadscher" aus Binau. So wurden die Gelenke auf den anschließenden Tanz mit dem Duo Rupert Laible und Jürgen Rixinger vorbereitet.