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Mathemusical in Dallau: Schule + Theater = Was gelernt fürs Leben

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Von Ursula Brinkmann

Dallau/Mosbach. Schule und Theater, Theater und Schule - das ist längst Alltag, auf Bühnen wie in Klassenräumen. Ob Sprech-, Musik-, Figuren- oder Tanztheater, ob für Erstklässler oder Abiturienten, das Angebot ist so üppig, dass beispielsweise das baden-württembergische Kulturministerium eine Internetplattform fördert, die die Auswahl von Inszenierungen und pädagogischen Angeboten erleichtern soll. Im Mosbacher Raum zeigten jüngst zwei Vorstellungen, wie groß die Bandbreite dessen ist, wie sich der Schulalltag von Grundschülern "theatralisch" bereichern lässt.

Zum "Mathemusical" waren die ersten bis vierten Klassen aus Neckarburken, Auerbach und Dallau an die Elztalschule geladen, möglich gemacht durch die Unterstützung des Fördervereins. "Zacharias Zahlenteufel" wollte die etwa 180 Mädchen und Jungen davon überzeugen, dass das "größte Übel der Welt die Zahlen sind". Die Inszenierung enthält alle Elemente eines Musicals: ein eindrucksvolles Bühnenbild, allerlei skurrile Requisiten, peppige Songs, über Lautsprecher eingespielte Dialoge sowie Musik und jede Menge Action. Die 22-jährige Darstellerin Hannah Kirsch lieferte eine wahre One-Woman-Show, inklusive Auf- und Abbau.

Das junge Publikum wird in die Handlung einbezogen, soll Zacharias beim Lösen der drei Aufgaben helfen, die der "Große G" dem Zahlenteufel stellt. Dabei schraubt sich die Stimmung in der Turnhalle zeitweise so hoch, dass es gar nicht einfach für Hannah Kirsch war, die Kinder wieder zur Mathemusicalsache zurück zu holen. Aber am Ende war klar: Die Welt ist voller Zahlen, und ohne sie läuft es nicht. Eigentlich, sinnierte der Viertklässler Elias nach der Vorstellung, möge er Mathe überhaupt nicht. "Doch jetzt hab‘ ich gelernt, dass es ohne Zahlen ja gar nicht geht."

Das Stück treffe den Nerv, resümierte auch Schulleiter Herwig Senk, da Mathe für viele Schüler ein rotes Tuch sei. Was Kollege Sebastian Gramm eher nicht bestätigen kann: "Mathe ist in meiner Klasse sehr beliebt."

Um ein Teilgebiet der Mathematik ging es zwei Tage später im Steinersaal der Volksbank in Mosbach. Wieder waren Grundschulklassen verschiedener Schulen eingeladen, und zwar jene Klassen, die im Raum Mosbach am Programm "Sprache fürs Leben" der Akademie für Innovative Bildung und Management (aim) in Heilbronn teilnehmen. In Mosbach startete das von der Bürgerstiftung geförderte Programm 2015, an 22 Grundschulen kümmern sich aktuell 40 Sprachförderdozentinnen und -dozenten um jene Kinder, die die deutsche Sprache nicht sicher beherrschen.

Aim und Bürgerstiftung für die Region Mosbach machten nun möglich, dass nicht nur die deutsche Sprache, sondern gleich auch noch die Geometrie auf spielerisch-interaktive Weise die Kinderherzen eroberte. Denn was das Urania-Theater aus Chemnitz mit ganz kleiner Bühne, zwei Puppenspielern, ohne Mikrofon, einer Handvoll Handspielpuppen und einer märchenhaften Geschichte inszenierte, war so altmodisch, dass man hätte meinen mögen, dass sich kein Achtjähriger oder keine Sechsjährige davon begeistern lassen würde. Das Gegenteil war der Fall: Jungen und Mädchen hingen an den Lippen von Bauer Wilbur, der "auszog, die Prinzessin zu freien". Dass ihm das gelingt, hat zum einen viel mit Geometrie zu tun und zum anderen mit der Unterstützung der jungen Zuhörerschaft.

Die Puppenspieler Ivonne Fischer und Kay Haberkorn haben bei ihrem Spiel lediglich eine Art roten Faden. "Der Rest ist bei jeder Aufführung anders." Denn der ergibt sich aus dem Zusammenspiel von der Handlung vor und hinter dem roten Vorhang. "Die Kinder sind Teil des Stücks", lautet das Urania-Konzept. "Wir lassen uns auf die Kinder ein", beschrieb es Kay Haberkorn nach der zweiten von insgesamt drei Mosbacher Vorstellungen, zu denen rund 250 Kinder kamen. Und die ließen sich auf die Handlung ein, dachten lautstark mit, um Wilbur bei seiner Reise durch Länder und Zeiten zu helfen. Das erfordert viel Flexibilität und Improvisationstalent von den Theaterleuten, macht aber jede Aufführung auch für die Puppenspieler spannend.

Bettina Jordan, Konrektorin an der Lohrtalschule, sah an den Reaktionen der Schüler, dass "die vermeintlich alten Medien nichts von ihrem Reiz verloren haben" und dankte Akademie und Bürgerstiftung für "den tollen Abschluss vor den Osterferien". So wollte auch Bürgerstiftungs- und Lesepaten-Frau Christel Mayer das über den Sprachförder-Alltag hinausreichende Angebot verstanden wissen: "Als süßes Osterei."


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